Meditierend zu mehr Mitgefühl

Studie belegt Einfluss von Meditation auf unsere Hilfsbereitschaft

Buddha (C: LizzyNet)

Wer sich mit Yoga und anderen Entspannungs-Techniken beschäftigt hat, weiß, dass der Meditation eine ganze Reihe positiver gesundheitlicher Wirkungen nachgesagt wird: Meditierende sollen ausgeglichener und weniger reizbar sein, und die Konzentrationstechniken sollen sogar zu verbesserten Hirnleistungen führen. All das wurde auch schon wissenschaftlich untersucht und teilweise belegt.

Doch der eigentliche Zweck der Meditation, der ihm vor langer Zeit duch die praktizierenden (buddhistischen) Weisen gegeben wurde, war ja nicht in erster Linie die Verbesserung unseres Wohlbefindens oder unserer Leistungsfähigkeit, sondern die Steigerung unseres Mitgefühls für andere Lebewesen. Ob diese Wirkung tatsächlich durch Meditation eintreten kann, untersuchte nun ein Team um den Psychologie-Professor David DeSteno an der Northeastern-University in Boston.

Für die Studie wurden mehr als drei Dutzend Menschen gesucht, die Interesse hatten, an einem kontinuierlichen Meditations-Training teilzunehmen. Die Hälfte von ihnen kam auf eine Warteliste, während die andere Hälfte an einem achtwöchigen Workshop mit einem ordinierten buddhistischen Lama teilnahm. Die Meditationsgruppe wurde dann noch einmal aufgeteilt: alle lernten Techniken zur Beruhigung und Konzentration, aber nur die Hälfte beschäftigte sich in direkten Diskussionen zusätzlich mit den Themen Mitgefühl und Leiden.

Nach Ablauf der acht Wochen wurden die TeilnehmerInnen gebeten, ins Test-Labor zu kommen. Tatsächlich fand aber die eigentliche Studie im Wartezimmer statt: Dort findet die Testperson drei Sitze, wobei zwei davon besetzt sind, sodass sie sich auf den freien Platz setzten muss. Dann kommt eine weitere Person in Krücken dazu, mit einer Fußverletzung und schmerzverzerrtem Gesicht. Die beiden anderen Personen im Raum (eigens dafür angeheuerte Schauspieler) zücken ihre Handys und vermeiden bewusst den Augenkontakt mit dem Leidenden (auch ein Schauspieler). Sie bieten ihren Sitz nicht an. Dieses Verhalten nennt DeSteno Zuschauereffekt: "Wenn Menschen herumstehen und nicht helfen, dann tun andere es auch nicht", erklärt er. Es gibt offensichtlich einen sozialen Druck, nicht zu helfen.

*Wie aber verhalten sich nun die Meditations-Übenden?*
Die Studie ergab, dass nur etwa 15 Prozent der nichtmeditierenden Testpersonen - diejenigen auf der Warteliste - aufstanden und den Sitz anboten. Unter den Meditationserfahrenen waren es dagegen 50 Prozent, die Mitgefühl zeigten und bereitwillig den Stuhl räumten. In beiden Meditationsgruppen war es übrigens gleich, was laut der Studienautoren darauf hindeutet, dass es die Meditation selbst ist, die mitfühlender macht und nicht die Diskussionen über einfühlsames Verhalten.

DeStenos Team will nun die über die Mechanismen forschen, die dem beobachteten Phänomen zugrunde liegen. Führt Meditation dazu, dass ein Mensch ein größeres Bewusstsein für seine Umgebung erhält oder ein intensiveres Einfühlungsvermögen? Für DeSteno ist es allerdings schon ein großer Erfolg, gezeigt zu haben, dass selbst eine kurze Trainingszeit von Meditation Menschen für das Leiden anderer empfänglicher macht und sie motiviert, anderen zu helfen.

Zu schön, um wahr zu sein? Man könnte es ja einmal ausprobieren ;-)

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 3. April 2013