Spiele-Entwicklerin - Beruf oder Leidenschaft? - Teil 2

Carolin Batke erzählt über ihren Beruf, der auch gleichzeitig ihre Leidenschaft ist.

*Was magst du an deinem Beruf, was gar nicht?*
Ich mag an dem Beruf, dass man in einem Team von sehr kreativen Leuten etwas produziert, das langsam wächst und Gestalt annimmt. Sehr viel Spaß macht es auch, sich Spielideen auszudenken. Wobei das leider den kleinsten Teil meiner Arbeit ausmacht. 90% der Produktionszeit wird das Konzept einfach abgearbeitet, und das ist mitunter auch mühsam und wenig kreativ. Manchmal finde ich es schwierig, die lange Produktionszeit durchzustehen. Es gibt zwar
auch Spiele, die man in 6 bis 12 Monaten produzieren kann, aber unsere Spiele sind leider wesentlich aufwendiger.

*Warum gibt es so wenige Netzwerkspiele und Adventurespiele für Mädchen?*
Das Spielverhalten von Mädchen bleibt den Marketing-Strategen aber immer noch ein Rätsel. Alle paar Jahre machen sie großangelegte Studien darüber, was Mädchen gerne spielen wollen und dann kommt meistens sowas wie "Barbie Shopping Manager" dabei raus ;-). Aus Erfahrung weiß ich aber, dass die Genres Adventure und Rollenspiel von Mädchen sehr gerne gespielt werden. Ich selber bin auch Adventure-Fan. Und deswegen bedauere ich auch, dass es wenig gute Adventures gibt. Sie gelten als Nischenprodukte, weil sie nicht in den Stückzahlen verkauft werden, wie die "Jungs-Spiele". Aber das ändert sich langsam. Spiele wie "Die Sims" werden zum großen Teil von Frauen gespielt und sind sehr erfolgreich. Unser letztes Spiel "Wiggles" hatte einen Frauenanteil unter den Spielern von fast 50%. In den USA gibt es bereits genausoviele erwachsene weibliche Spielerinnen wie männliche in der Altersgruppe zwischen 6 und 17 Jahren.

*Wie entwickelt ihr die Charaktere?*
Der Prozess der Charakterentwicklung dauert meistens ziemlich lange. Die Hauptfiguren bekommen eine Biografie, auch wenn sie im Spiel überhaupt nicht auftaucht, nur damit man sie sich möglichst lebendig vorstellen kann. Das ist für die grafische Entwicklung der Charaktere sehr hilfreich. Unsere drei Hauptfiguren haben wir mindestens fünfmal geändert, ganz abgesehen von den vielen kleinen Detailänderungen, bis wir das Gefühl hatten, dass Figuren, Story und das Spiel aus einem Guß sind.

*Sind weibliche Hauptfiguren in Computerspielen nicht eher selten - und wenn, dann eher vollbusige Lara-Croft-Figuren?*
In unserem aktuellen Spiel "Paraworld" gibt es drei Hauptcharaktere, davon ist eine Figur weiblich. Sie ist ein ganz normaler Typ, den man auch auf der Straße treffen könnte und ihr Busen ist auch nicht überdimensional groß ;-). Von Beruf ist sie Biologin. Deswegen hat sie Eigenschaften, die vor allem für die Tierzucht und -pflege wichtig sind. In "Paraworld" sind das zwar Dinosaurier, aber als echte Biologin kommt sie natürlich auch damit klar.

*Wie lang dauert ungefähr die Entwicklung eines Spiels?*
An unserem letzten Spiel "Wiggles" haben wir 2,5 Jahre gearbeitet und am Schluss bestand das Team aus fast 30 Leuten. Es gibt auch Spiele, die innerhalb vom 8 Monaten mit sechs Personen entwickelt werden, aber auch welche, bei denen das Team aus 150 Leuten besteht. So aufwändig wird aber meist nur produziert, wenn eine bekannte Lizenz, wie z.B. "Herr der Ringe" umgesetzt wird.

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Autorin / Autor: Carolin Batke/~astrid~ - Stand: 12. August 2004