Als Frau im Comic-Metier

*Frau mit großen Füßen im Herbst - von Sarah Burrini*

Welche Ausbildung hast du gemacht?

Nun, ehrlich gesagt, stecke ich noch mittendrin in der Ausbildung. Nachdem ich vor 2 Jahren mein Abi gemacht habe, fing ich ein Praktikum in einem Kölner Trickfilmstudio an. Das gefiel mir so gut, dass ich beschlossen hatte, dort eine Ausbildung als Mediengestalterin in Digital- und Printmedien zu machen. Die Ausbildung in der Berufsschule hat eher weniger mit Zeichnen zu tun, die Arbeit im Trickstudio dafür aber umso mehr!!

Wie sieht ein typischer Arbeitstag für dich aus?

Wenn ich nicht in der Berufsschule bin, fängt morgens um 10h die Arbeit im Trickstudio an. Dort gibt es verschiedene Tätigkeiten, die ich ausführen kann, wie z.B. das Anfertigen von Reinzeichnungen für Animationsfilme, die Entwicklung von Zeichentrickfiguren für neue Projekte, Arbeit mit Animationsprogrammen am Computer usw. Wenn ich dann um 18h nach Hause komme, bin ich erstmal müde und mache eine Zeit lang Pause. Irgendwann später setze ich mich dann an meinen Zeichentisch und arbeite an einem Comic oder einer Zeichnung. Die kann ich dann am selben Tag vielleicht noch mit Tusche reinzeichnen und mit Hilfe des Computers kolorieren.

Was machst du am liebsten?

Das Zeichnen selbst und das Erfinden bestimmter Figuren macht mir immer am meisten Spaß, allerdings werde ich auch schnell ungeduldig, wenn ich Tage lang nur an einer Figur oder einem Bild sitze. Ich brauche nach einer gewissen Zeit Abwechslung und fange mit neuen Projekten an, obwohl die alten noch nicht zu Ende gebracht sind und arbeite dann gleichzeitig an mehreren Sachen... Während der ganzen "Arbeitszeit" laufen meine Lieblings-CDs und Hörbücher im Hintergrund, damit ich es gemütlich habe. Wenn ich dann einmal so richtig im Zeichnen drin bin, wird es meistens etwas später und es kann schon mal 2h werden bis ich ins Bett gehe. Natürlich gibt es Tage, an denen ich mich mit FreundInnen treffen will oder einfach eine Pause einlegen will. Obwohl ich dann ein etwas schlechtes Gewissen habe, lasse ich es für diesen Tag eben sein. Diese Ruhepausen brauche ich, um neue Ideen entwickeln zu können oder einfach um mich zu erholen.

Hast du es als Frau schwerer im Berufsalltag/in deinem "Metier" als männliche Kollegen?

Eigentlich habe ich es nicht wirklich "schwerer". Es gab jedoch Momente, in denen es mir ganz deutlich bewußt gemacht worden ist, dass es nicht so viele weibliche Zeichnerinnen gibt. Beim Besuch von Comicveranstaltungen gab es vielleicht mal den ein oder anderen blöden Spruch von Besuchern oder anderen Zeichnern zu hören, aber das hindert mich nicht an meiner Arbeit. Ich habe den Eindruck, dass weibliche Zeichnerinnen (besonders, wenn sie Cartoons mit sprechenden Titten zeichnen) sich viel mehr für das rechtfertigen müssen, was sie tun. Und in ihrem "Exotenstatus" wird ihre Arbeit oft viel kritischer beäugt, als die von männlichen Kollegen. Das finde ich schon ein wenig unlogisch, denn schließlich ist der Comic oder das fertige Werk das einzige, was zählt und nicht die Person (geschweige denn das Geschlecht der Person), die dahinter steckt.

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Autorin / Autor: ~astrid~ - Stand: 18. Februar 2002