Industriemechanikerin  - Teil 2

Irena ist im 3. Ausbildungsjahr bei Zeiss in Weilheim. Sie wollte auf keinen Fall hinter dem Schreibtisch sitzen...

Was sollte man für besondere Interessen oder Fähigkeiten mitbringen, um Spaß zu haben an der Ausbildung?

Also Grundkenntnisse sollte man haben in Mathe. Für Bewegungsabläufe sollte man sich auch interessieren, weil wenn ich eine Zeichnung habe, muss ich aus der Gesamtzeichnung auch die einzelnen Teile erkennen und sehen können. Das ist das gleiche wie Vorstellungsvermögen, ich muss wissen, wie das funktionieren könnte. Das ist wichtig, denn wenn ich etwas zusammenbaue, und eh nicht weiß wie’s funktioniert, dann weiß ich gar nicht, worauf ich Wert legen muss, und was ganz genau sein muss, und wo es nicht so wichtig ist. Also das ist teilweise sehr wichtig. Deutsch und diese Fächer sind eigentlich gar nicht mehr so wichtig. Dann sollte man noch eine logische Auffassungsgabe haben. Und Spaß an Physik und Chemie sollte man auch haben, denn da wird auch die Zusammensetzung und Werkstoffkunde unterrichtet. Man muss sich ja mit den Werkstoffen befassen, mit denen man arbeitet, damit man versteht, wann und warum weniger oder mehr Kühlwasser benötigt wird, und mit was man etwas kühlt. Das gehört halt auch dazu, das man solche Sachen weiß. Außerdem muss man ausrechnen können, wieviel Material man braucht. Also Mathe ist sehr sehr wichtig.

*Und welche Fächer habt ihr in der Berufsschule? Mathe natürlich, Physik, Chemie...?*
Nee, nee das nicht. Wir haben Technologie. Da lernt man halt die Grundkenntnisse wie drehen, fräsen, biegen oder schweißen. Dann haben wir Arbeitsplanung. Dort zeichnet man oder lernt die Zeichnungen lesen. Da arbeitet man einfach, um die Zeichnungen gut zu verstehen, aber auch umsetzen zu können, d.h. wir zeichnen nicht, aber wir müssen es irgendwie lösen. Dann haben wir noch technisches Mathe, Gemeinschaftskunde, Wirtschaftskunde und Deutsch. Die üblichen Fächer halt. Und in unserer Firma ist es halt so, dass wir noch verschiedene Kurse dazu kriegen, keine Ahnung, ob das bei allen Firmen so ist. Zum Beispiel kriegen wir einen CnC-Kurs, also einen Messkurs, das hat nicht jeder.

*CnC - hat das etwas mit Computern zu tun?*
Ja genau. CnC, Fräse und Dreh sind Bestandteile von der Ausbildung, das macht jeder eigentlich und auch in unserer Abschlussprüfung müssen wir das auf PAL können. Das ist so ein einheitliches Programm; bei vielen hat die CnC-Maschine ihr eigenes Programm - und PAL ist schon fast wie eine Zusammenfassung, dass man auf einen gemeinsamen Nenner kommt, denn jeder Betrieb hat sein eigenes Programm, und da kann man ja nicht sagen, für alle gilt die gleiche Prüfung, das wäre ja dann unfähr. Darum gibt’s PAL. Also dann macht man auf jeden Fall Pneumatik. Das heißt, wir lernen pneumatische Steuerungstechnik und SPS, das ist eine speicherprogrammierbare Steuerung. Das veranlasst zum Beispiel, dass der Zylinder dann ausfährt, wenn ich es will, oder wie ich eine Ampelschaltung programmiere. Also solche Sachen muss man auch ein bisschen können, man muss auch ein bisschen den Computer verstehen können.

*Also das ist eigentlich auch ein großer Teil, das stellen sich manche vielleicht gar nicht so vor, oder?*
Ja klar, das man was mit Computern allgemein zu tun hat. Die meisten denken, „...ja, das ist nur Knöpfedrücken und Feilen den ganzen Tag...“, so ist das aber gar nicht.

*Und was gefällt dir besonders an der Ausbildung?*
...dass sie abwechslungsreich ist, und dass sie im Normalfall immer irgendwie Beschäftigung heißt. Wie gesagt, für mich wär’ das nix, den ganzen Tag im Büro zu sitzen, ich wüsste nicht, was ich tun sollte den ganzen Tag. Ich brauche das, sonst geht für mich der Tag nicht vorbei. Ich brauch’ immer irgendetwas zu tun und schrauben hat mir schon immer Spaß gemacht, und das wird auch weiterhin so sein.

*Und was macht dir keinen Spaß, da gibt’s doch bestimmt auch irgend etwas?*
Keinen Spaß macht mir, wenn ich irgendetwas verbockt habe und ich es noch mal machen muss, und dann noch mal, und dann noch mal, und dann noch mal..., bis es irgendwann mal richtig ist. ...also das ist nicht so toll.

*Und wie siehst du deine Zukunft? Also willst du in diesem Beruf weitermachen oder willst du etwas ganz anderes machen?*
Na klar, ich hab’ ja den Beruf auch gewählt, weil ich ganz genau gewusst habe, ich krieg dafür Geld, weil die Bewerberquote von Frauen nicht so hoch ist, und dass sie eine nehmen müssen, wenn sie sich bewirbt. Und weil ja so schlecht mein Zeugnis nicht war, hab’ ich eigentlich gewusst, dass ich wahrscheinlich eine Zusage bekomme. Und in Anbetracht des Geldes werde ich wahrscheinlich den Beruf die nächsten zwei Jahre weitermachen. Ich war jetzt schon 15 Jahre auf der Schule, jetzt habe ich keine Lust mehr auf Schule, zumindest die nächsten zwei Jahre. Vielleicht mache ich später noch meinen Techniker, das weiß ich noch nicht.

*Glaubst du eigentlich, dass es Frauen in dem Beruf schwerer haben?*
Von der Thematik her nicht, das glaube ich nicht. Weil wir genauso eine logische Auffassungsgabe haben, wir können das genauso. Zum Beispiel bei Ferrari, wo die Motoren zusammengebaut werden, arbeiten hauptsächlich Frauen, weil die einfach mehr Feingefühl in den Händen, oder eine feinere Motorik haben. Das Problem ist eher, wenn man in einer Gruppe ist, die einem Schweierigkeiten macht. Ich habe jetzt Glück mit meiner Gruppe, wir sind 10 Leute, ich bin zwar das einzige Mädchen, aber die haben sich schon daran gewöhnt, und es ist eh immer ein Älterer dabei; und das ist auch nicht so, dass die jetzt immer auf mir rumhacken... Aber ich denk mal, wenn man in einer Gruppe ist, wo die Jungs vielleicht eine andere Einstellung haben, da kann man schon Pech haben. Also ich kenn’ auch eine, die war das erste Mädchen in ihrer Firma, sie lernt Energieelektroniker. Sie hat erzählt, die älteren Männer hätten sich am Anfang schwer getan.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 8. April 2004