Ich und das Kendo

Ich mache nun schon seit mehreren Jahren Kendo. Frauen sind in dieser Kampfkunst vertreten, doch kaum hält sich das Verhältnis zwischen Männern und Frauen. In der Regel sind wir in der Minderheit.

Vielleicht mögen viele Frauen die frontale Auseinandersetzung mit einer Waffe nicht; haben Scheu, mit einer "Waffe" auf jemanden einzuschlagen. Zudem ist es im Fortgeschrittenen Stadium auch anstrengend, wenn man die 4 bis 6 Kilo schwere Rüstung trägt und damit trainiert.

Als ich mich dazu entschlossen hatte, einen Kampfsport zu betreiben, dachte ich zunächst an Aikido oder Wing Tschung. Einen Sport mit dem ich mich auch (selbst-)verteidigen kann. Dann kam ich mit einem Bekannten ins Gespräch, der Kendo machte. Mir gefiel auf Anhieb der Gedanke und die Schule, die hinter dem Kendo steht, und ich entschloss mich zu einem Probetraining. Daraus wurden nun Jahre...

Ich lerne, über meine Grenzen zu gehen

Das Interessante für mich am Kendo ist die Auseinandersetzung mit mir selbst und dem Gegenüber. Und vor allem die permanente Verschiebung der Grenzen - was kann ich, was kann ich nicht? Wie verändere ich mich? Zum Beispiel muss jeder Schlag, den man machen möchte, mit einem "Kiai" (Kampfschrei) angekündigt werden. Am Anfang steht so ziemlich jedeR da und piepst einen Ton aus der Kehle... Wir sind es schliesslich nicht gewohnt, einfach so laut zu brüllen (und eine Frau sollte das schon gar nicht tun **g**). Doch mit der Zeit verlor ich die Scheu und bemerkte, dass ich mit einem richtigen "Kiai" besser atmen kann und damit auch mehr Kraft habe. Es machte auf einmal Spass!

Ich hatte am Anfang auch Hemmungen, jemanden in der Rüstung auf den Kopf zu hauen. Bis man mir sagte: "Jetzt hau' doch, wofür habe ich meinen Schutz auf?!". Ich dachte nur, "der hat mir nichts getan, warum sollte ich ihn hauen und ihm weh tun?", aber ich habe gelernt, dass man im Dojo (do=Weg, jo=Ort / der Ort des Weges) eine Verabredung zum Kampf hat. Und wenn jeder diese Verabredung mit Respekt eingeht, dann kann eigentlich nicht viel passieren. Ich schlage nicht aus blinder Aggression, sondern weil ich mich zu einem "Wettkampf" verabredet habe.
Und natürlich ist es wahnsinnig interessant, sein eigenes Kendo im Freikampf zu beobachten. Du lernst etwas über deine Ängste und deine Art der Konfliktlösung. Und schön ist, wenn du bemerkst, dass sich mit deinem Kendotraining auch deine Ängste etc. ändern und lösen. Das ist der Moment, wo das Kendo Selbstvertrauen und Entschlusskraft fördert.

Vielleicht wirkt für viele Frauen das Kendo durch die Waffe erst einmal aggressiver und für eine Selbstverteidigung weniger effektiv. Und vielleicht wirkt es enorm anstrengend. Aber wenn man darüber hinaussieht, dann kann man mit dem Kendo einen Sport betreiben, bei dem man sich selber begegnet und lernt über sich hinauszuwachsen.
Vielleicht seid ihr ja neugierig geworden, dann könnt ihr im Anhang noch mehr ehrfahren.

Und denkt immer daran: wenn ihr stolz auf euch sein wollt, dann tut Dinge auf die ihr stolz sein könnt!

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Autorin / Autor: Peggy Förster - Stand: 7. Juni 2002