Wie gut kennst du deine Suchmaschine?

Über das Forschungsprojekt "Die Googleisierung der Informationssuche"

Mädchen vor Laptop; Copyright LizzyNet.de

Wer nach Informationen - egal welcher Art - im Internet sucht, wird in den meisten Fällen eine Suchmaschine nutzen; hierzulande verwenden über 90 Prozent die Suchfunktion des Internetgiganten Google. Doch so hilfsbereit uns die liebe Suchmaschine auch erscheint, sie tut nichts Uneigennütziges - nur wissen die meisten von uns das nicht...

Wie die Studie "Die Googleisierung der Informationssuche" der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) zeigt, können nämlich die wenigsten NutzerInnen sicher mit Suchmaschinen umgehen. Letztere aber umgekehrt mit den Suchenden! Laut der Studie nutzen viele die Google-Internetsuche weitgehend unkritisch und wissen nur wenig darüber, wie Trefferlisten zustande kommen und dass diese zum Beispiel durch Personalisierungsprozesse beeinflusst werden. Das bedeutet, Google merkt sich eure bisherigen Suchwörter, speichert sie und präsentiert euch bei der nächsten Anfrage keinesfalls neutrale Ergebnisse, sondern solche, die zu euren bisherigen Suchanfragen und den daraus rekonstruierten Interessen passen.

Nicht gewusst? So geht es vielen, dennoch bewertet ein Großteil der Befragten die eigene Kompetenz im Umgang mit Suchmaschinen als gut. In einem formalen Wissenstest über die Funktionsweise von Google schneiden die meisten aber schlecht ab. Zwar lehnen viele die Speicherung ihrer Daten explizit ab, finden es aber trotzdem irgendwie chic, wenn die daraus resultierenden, auf sie zugeschnittenen Suchergebnisse zu ihnen passen. Vielen ist das zu große Machtpotenzial von Google zwar bekannt, parallel dazu wird das dann aber gerechtfertigt mit der Annahme, Googel habe das "beste Angebot". Besonders NutzerInnen unter 30 Jahren hätten laut Studie ein mangelndes Problembewusstsein und einen weitgehend unkritischen Umgang mit Google.

Angesichts der recht dürftigen Suchmaschinenkompetenz vieler Internetnutzer forden die Studienautoren, Suchmaschinen stärker als bisher medienrechtlich zu regulieren. Drei Orientierungspunkte für eine Neuregulierung sind den Autoren wichtig: Neutralität, Transparenz und Kompetenz. Mit Neutralität meinen sie, dass alle Anbieter von Webinhalten gleiche Chancen auf die vorderen Plätze in Trefferlisten bekommen - denn in der Regel werden nur die erste und zweite Ergebnisseite angesehen. (Und um dahin zu kommen, gibt es jede Menge Tipps und Tricks, sodass nur diejenigen dorthin kommen, die diese auch kennen.) Um uns Suchenden eine neutrale Auswahl aus dem gesamten Angebotsspektrum zu ermöglichen, sollten Suchmaschinenbetreiber keinen Einfluss auf das Ranking - also die Reihenfolge von Suchergebnissen nehmen dürfen, fordern die Mainzer.

Thema Transparenz: Die Mainzer fordern außerdem, dass Suchmaschinenbetreiber hinreichend offenlegen, wie ihre Suchmaschine funktioniert, damit man interne und externe Manipulationen und Verfälschungen der Trefferlisten erkennen kann. Darüberhinaus müsse die Gefahr der Manipulation auch stärker in das Bewusstsein der NutzerInnen rücken.

Aber selbst die größtmögliche Vielfalt im Internet bleibt wirkungslos, wenn die NutzerInnen sie nicht nutzen. Um ihnen klarzumachen, welche Gestaltungsmöglichkeiten sie haben und auch welche Eigenverantwortung, müsste wieder mehr in die Stärkung der Medienkompetenz investiert werden, so die Forscher.

*Über das Forschungsprojekt*
Das Forschungsprojekt "Die Googleisierung der Informationssuche" wird vom Forschungsschwerpunkt Medienkonvergenz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gefördert. Ziel des interdisziplinären Forschungsschwerpunkts ist es, die rechtlichen und wirtschaftlichen Folgen der aktuellen Medienevolution, ihre kulturellen Potenziale und kreativen Möglichkeiten kritisch zu erfassen und wissenschaftlich aufzuarbeiten. Im Forschungsschwerpunkt kooperieren die geistes- und die sozialwissenschaftlich orientierten Medienfächer der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Buchwissenschaft, Journalistik, Publizistik, Film- und Theaterwissenschaft, Neurolinguistik) mit Medienrecht, Medienpädagogik, Medienkunst sowie Medienökonomie, Informatik und Suchtprävention.

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    Autorin / Autor: Redaktion/Pressemitteilung; Bild: Copyright LizzyNet.de - Stand: 21. August 2013