THARKARÚN – Krieger der Nacht

Autorin: Chiara Strazzulla

Buchcover

Die Welt der acht Reiche steht dem Untergang nah. Doch diesmal soll kein Held die Welt retten: Die schlimmsten Schurken der Reiche sind gefragt.

In ihrem neuen Fantasy-Roman stellt Chiara Strazulla die Herrscher der acht Reiche vor eine bedrohliche Aufgabe: Die Welt wird von Gremlins angegriffen. Eine dunkle, mystische Macht lenkt die Kreaturen, die allein aus Dunkelheit zu bestehen scheinen. Elfen, Feen, Dämone, Zwerge, Menschen, Faune und Gnome haben, wenn überhaupt, nur gemeinsam eine Chance.Auf einem ihrer Räte erscheint schließlich der Magus, eine sagenumwobene, von den Göttern entsendete Gestalt. In der Geschichte der acht Reiche tauchte der Weise immer dann auf, wenn die Lage aussichtslos erschien. Nun soll ein Orakelspruch die Völker retten: Nur die schlimmsten Verbrecher aus den acht Reichen können in den undurchdringlichen Hort eindringen und so die dunkle Macht bannen. Wie aber bewegt man Terroristen, Diebe und Mörder zur Zusammenarbeit mit dem Staat?

Doch das ist nicht die einzige Herausforderung dieser Tage. Die Geschehnisse der Vergangenheit holen die acht Reiche ein. Geschichten zur Gründung der acht Reich erweisen sich als wahr, scheinbare Mythen erwachen zu neuem Leben. Über allem stehen die Götter, die den Fortgang der Geschichte seit Jahrtausenden vorher gesehen haben. An dieser Stelle soll jedoch noch nicht verraten werden, welche Aufgaben auf die Schurken warten,

Tarkarun übertrifft Strazullas erste Werk „Dradamen“ um Längen. Die Autorin hat eine detaillierte Fantasywelt entwickelt. Darin kommen vom Zwerg bis zum Elfen alle klassischen Charaktere des Genres vor. Natürlich dürfen die damit verbundenen Klischees nicht fehlen: Der Zwerg bedient sich am Gold anderer und bestreitet den Krieg mit Sprengstoff. Menschen und Elfen sind verfeindet. Der Sohn des Elfenkönigs beschäftigt sich lieber mit Poesie als mit Kriegskünsten.

Die Romanwelt könnte dichter nicht sein. Zu Beginn wird die Entstehung der Welt beschrieben. In den Annalen der acht Reiche kämpften schon oft Gut Böse gegeneinander. Schließlich dachte man, das Böse für immer in der Erde gebannt zu haben – bis es schließlich zu Beginn der eigentlichen Handlung wieder hervorbricht. Die Detaillieben erreicht zwar nicht an Tolkin´s Herr der Ringe heran, kommt aber derer in Eragon schon sehr nahe. Vor allem die Charaktere sind „rund“. Der Leser kann sich seinen Liebling heraussuchen, der sich auf jeden Fall von allen anderen Figuren unterscheidet.  Chiara Strazulla hat bewiesen, dass jeder Charakter etwas besonderes ist, eine eigene Geschichte hat. Nach dieser Geschichte handeln die Helden auch. Dabei fließt sowohl die persönliche Vergangenheit, als auch die Eigenarten des Volkes ein.

Am aller besten gefällt mir das Konzept des Buches. Oft schlägt man einen Fantasyroman auf und fragt sich, ob es mal nicht um Vampire oder tragische Helden gehen kann. Die Story einsamer Held erlangt Ruhm durch Heldentat findet man fast überall. Hin und wieder werden die Aspekte mit einer Liebschaft oder einem Mythos verbunden. Am Ende steht in jedem Fall die finale Schlacht nach der der Held zwar glücklich ist, jedoch Eltern/Gefährten/Liebschaft verloren hat. Darauf verzichtet die Autorin. Hier stehen die größten Schurken der acht Reiche im Mittelpunkt. Sie wurden, der eine mehr, der andere weniger, von den jeweiligen Regierungen zur Zusammenarbeit gezwungen. Keiner verspürt wirkliche Lust auf die Weltrettung. Hinzu kommt, dass alle Verbrecher Einzelgänger sind. Keiner der „Helden“ traut dem anderen. Man bestiehlt, man manipuliert, man misstraut einander. Allein der Magus kann diese Horde im Zaum halten. Darüber hinaus verzichtet Chiara Strazulla weitgehend auf blutige Gemetzel. Dadurch werden Angriffe des Feindes jedoch noch Grausamer. Die Gremlins können Gewalt über Verletzer erlangen und diese dann in den Reihen der acht Völker einsetzen. Es wird an diesen Stellen viel mit der Psyche gespielt. Die Soldaten müssen gegen die eigenen, zuvor gefallen Männer kämpfen. Es gibt viele Todesdrohungen, viel Unwissenheit über das Schicksal anderer und Probleme, die angesichts des Krieges in den Hintergrund geraten, dann aber wieder ausbrechen.
Tharkarun besitzt wenig Längen. Manchmal ist es jedoch schwierig dem Geschehen zu folgen. Es gibt drei Hauptschauplätze. Zum einen, natürlich, die Schurkengruppe. Außerdem zwei Städte im Dämonenreich, an deren Mauern Krieg geführt wird. Hinzu kommen unzählige kleine Nebenschauplätze, die ebenfalls oft auftauchen. Der Leser  brauch also ein gute Namensgedächtnis (bei den komplizierten Namen ist das gar nicht so leicht) um die Handlung sofort einordnen zu können.

*Mein Fazit:* 912 Seiten die ihr Geld auf jeden Fall wert sind. Fantasy-Fans, die die üblichen Konstellationen leid sind, werden dieses Buch lieben. Allerdings sei auch gesagt, dass das kein Buch ist, das man eben mal so liest. Der Leser muss in die Geschichte eintauchen und sich mit komplizierten Handlungssträngen und komplexen Charakteren auseinander setzen. Diese Mühe sollte man sich machen.

*Erschienen bei cbj*

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Autorin / Autor: missmarie - Stand: 2. Mai 2011