Stone girl

Autor: Alyssa B. Sheinmel

Buchcover Stone girl

Obwohl ich kein Buch über Essstörungen lesen wollte, hat mich der Titel des Buches von Anfang an fasziniert. Ein Mädchen aus Stein. Irgendwie eine schöne Vorstellung ein Stein zu sein, von dem alles abprallt und ihn nichts zerstören kann. Aber doch erschreckend. So kalt und hart.

Das 17-jährige Mädchen Sethie aus New York, hat eigentlich alles, was sie sich  nur wünschen kann. Sie ist gut in der Schule, hat coole Freunde und natürlich auch einen Freund – Shaw – den sie über alles liebt. Solange Sethie nicht nachdenkt, ist alles in Ordnung. Es ist egal, dass sie Shaw offensichtlich mehr liebt, als er sie, und dass sie sich in ihrem Körper nicht wohl fühlt. Je mehr sie nachdenkt, desto mehr entgleitet ihr ihre Welt und ihr eigenes Handeln und sie rutscht ab in eine Spirale, aus der sie aus eigener Kraft nicht auszubrechen vermag. Ihre Freunde und ihre Mutter können sie nicht mehr erreichen, und langsam aber sicher bricht ihre Welt auseinander...
Erwachsen werden kann manchmal sehr schwer sein.

Das Buch ist aus einer Außenperspektive erzählt. Ich hatte gedacht, dass Sethie erzählt, das tut sie auch in gewisser Weise, aber eben in der dritten Person. Am Anfang hat mir das nicht so gut gefallen, aber dieses Gefühl hat sich nach ein paar Kapiteln gegeben. Die Geschichte des Mädchens, das eigentlich überhaupt nichts mit meiner Welt zu tun hat, aber irgendwie doch, hat angefangen mich zu fesseln. In den ausführlichen Beschreibungen über Essen, was sie isst, und wie sie isst, und wie sie sich dabei fühlt und was sie dabei denkt, haben mich erschreckt und angeekelt. Und so ging es immer weiter. Das Erschrecken hat nicht aufgehört, sondern immer wieder eine Steigerung gefunden. Ich war irgendwann so verzweifelt, wie die Menschen in Sethies Umfeld vermutlich auch, weil sie nichts ändern konnten. Obwohl ich das Buch am Anfang gar nicht lesen wollte, war ich irgendwann so mitgenommen davon, dass es mich sehr lange beschäftigt hat. Mir hat es Angst gemacht. Weil es so realistisch war.

Ich habe mich gefragt, ob das Buch vielleicht nicht noch mehr zu einer Essstörung anregt, Methoden vermittelt, die in dem Buch recht ausführlich beschrieben sind. Im Buch wird auch öfter davon geredet, dass Sethie sich ihre Verhaltensweisen aus eben solcher Literatur erlesen hat. Oder ist es so erschreckend, dass die Vernunft angesprochen wird, es zu lassen? Ich weiß es nicht. Auf alle Fälle spricht es eine sehr laute und deutliche Sprache über ein Tabuthema. Vielleicht ist es ein Hilfeschrei stellvertretend für alle, denen es ähnlich geht wie Sethie.

Die Geschichte eines Mädchens, das sich aus Selbsthass und Unsicherheit selbst bestraft, hat mich gleichzeitig fasziniert und erschreckt. Ich konnte Züge von mir selber darin entdecken, und gleichzeitig wollte ich so nicht sein. In ihrem Nachwort hat die Autorin auch selbst darüber gesprochen, dass sie eine ähnliche Phase wie Sethie in ihrem Leben gehabt hat. Ich glaube, jedes Mädchen, das dieses Buch liest, kann sich ein bisschen selbst erkennen. Vielleicht auch gerade deswegen ist das Buch so authentisch geschrieben und geht unter die Haut, bewegt etwas, tief innen drin. Ein gutes Buch. Sehr zum Nachdenken.

*Erschienen bei Heyne*

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Autorin / Autor: spinne15 - Stand: 12. Februar 2013