Soul Beach

Autorin: Kate Harrison

Buchcover Soul Beach

Alice hat ihre große Schwester Meggie immer geliebt. Obwohl Meggie immer die Schönere, die Begabtere und am Ende sogar ein berühmter Promi war. Doch wie wichtig ihre Schwester Alice gewesen ist, registriert sie erst, als es zu spät ist. Meggie wird tot aufgefunden. Ermordet. Erstickt.

Von diesem Moment an ist Alice’ Welt zerstört. Ihre Eltern gehen auf verschiedene Art und Weise mit ihrer Trauer um und geraten darüber ständig in Streit. Alice hat einfach nur Kummer und weiß nicht, wie sie ins Leben zurückfinden soll. Dann erhält sie plötzlich komische E-Mails, die eine von Meggie versandte Einladung zum Strand beinhalten.

Alice betrachtet diese virtuellen Einladungen mit Skepsis. Doch irgendwie kann sie es auch nicht mehr als totalen Unsinn abtun. Schließlich hat nur Meggie gewisse Dinge gewusst und wer sonst hätte sie so einladen können? Also folgt Alice der Einladung und entdeckt eine Welt, von der sie nicht weiß, ob sie nicht lieber unentdeckt geblieben wäre.

*Ein idyllisches Strandparadies mit einigen Frostbeulen*
Endlich mal wieder ein Buch, bei dem der Einstieg auf Anhieb passte. Kurze Kapitel, spannende Gedankengänge und ein Inhalt, der sowohl ernst zu nehmen ist als auch Entwicklungspotenzial besitzt. Ich verspürte sofort einen Sog, dem ich mich bis zum Ende nicht widersetzen konnte. Kate Harrison überzeugt mit einer jungen Protagonistin, die zwischen Trauer und Gefühlschaos in etwas sehr Ungewöhnliches eingeführt wird. Ein virtuelles Strandparadies, an dem sie ihre ermordete Schwester Meggie wiedertreffen und sehen kann. Ein idyllisches und äußerst angenehmes Strandflair, das nach einigen Seiten die ersten Frostschauer garantiert, wird auf ca. 300 Seiten langsam entblättert. Dabei wird den LeserInnen so einiges Spanisch vorkommen, während sie auf mysteriösen Pfaden tiefer und tiefer geführt werden. Kate Harrison hat diese Idee prickelnd umgesetzt und einen guten Mix aus Fiktion in der virtuellen Strandwelt geschaffen und zugleich genug Realität hineingenommen, um den Strand nicht zu lächerlich wirken zu lassen. Beide “Welten” komplementieren das Gesamtbild der Protagonistin und steuern auf ein Ass im Ärmel zu, das uns hoffentlich spätestens im dritten Teil beglückt.

*Absichtliche Grenzverwischungen*
“Soul Beach I – Frostiges Paradies” ist außerdem ein recht freakiges und abgefahrenes Buch. Alleine die Idee dieses virtuellen Strandes, der in all seiner Farbenpracht und Schönheit beschrieben und ausgeführt wird. Da vergaß ich manchmal, dass er doch eigentlich ziemlich unrealistisch sein müsste. Genauso erging es auch der Protagonistin Alice, die sich immer wieder in Erinnerung rief, dass sie den Strand über den Bildschirm ihres Laptops sieht und dort jede ihrer Bewegungen mit der Maus steuert. Das hat Grenzverwischungen zur Folge, die sicherlich beabsichtigt sind und mich ebenfalls noch Großes hoffen lassen!

*Das i-Tüpfelchen*
Quasi aus dem “Off” ist immer wieder eine (noch) unbekannte Perspektive eingeschoben, die definitiv Meggies Mörder ist und kleine Motivationen für seinen Mord preisgibt, dabei jedoch genauso viele Fragen aufwirft, wie er durch seine Sichtweise soeben geklärt hat. Eine delikate, pikante und geniale Methode, die mich drängte, immerfort weiterzulesen.

*Zu wenig Auswahlmöglichkeiten, zu wenig geklärte Hintergründe*
Weniger rund fand ich die Entwicklungen rund um den Mordfall dieses Buches. Bisher sind zu wenig Personen eingeführt worden, die in Frage kommen. Das hat meine Neugierde verringert und meine aktiven Grübeleien rund um das Geschehen gedämpft. Bisher gibt es kaum Optionen und ich fürchte, dass der Mörder noch nicht einmal eingeführt wurde.

Auch die Hintergründe des Strandes hätte ich gerne schon etwas genauer erläutert bekommen. Zum jetzigen Zeitpunkt erscheint mir das Grundgerüst von “Soul Beach I – Frostiges Paradies” ziemlich suspekt. Obwohl Kate Harrison das Meiste bestens umsetzte, sind Enttäuschungen über die Hintergründe nicht auszuschließen.

*Mein Fazit*
Kate Harrison legt mit ihrem Auftakt zur “Soul Beach”-Trilogie einen gut Start hin, indem sie mit einem temporeichen Aufbau überzeugt und beständig das Gefühl sät, da würde später einmal DAS ganz Große folgen.

Ich habe die eher schwermütige Grundstimmung genossen, die von gelegentlichen Lichtstrahlen am Strand durchbrochen wird und dann direkt einem überaus frostigen Klima weicht. Mysterien, Spannung und Gruselheiten geben sich in einem ständigen Wechsel die Hand und werden viele LeserInnen einfangen, die Reihe fortzusetzen.

Keine schlechte Idee, denn auch ich bin begeistert!

*Erschienen bei: Loewe*

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Autorin / Autor: charlielou - Stand: 17. Juni 2013