Sieben Nächte in Tokio

Autorin: Cecilia Vinesse

Buchcover

Mit ihrem Debüt gelang Cecilia Vinesse eine packende Mischung aus Jugendkultur, erster, großer Liebe und Narben der Kindheit. Ihre magische Sprache ist es, die fesselt und einen „Sieben Nächte in Tokio“ nur ungern aus der Hand legen lässt.

Alles beginnt mit einem Countdown – an den ist Sophia, genannt „Sofa“, gewöhnt. Denn sie ist in ihrer Kindheit viel umgezogen und herumgereist – der Vater verließ die Familie früh, um zurück nach Paris zu gehen. Obwohl Sophia in Tokio aufwuchs, ging es bald zusammen mit ihrer Mutter und Schwester Alison nach New Jersey. Ihre letzten Teenagerjahre verbrachte sie dann erneut in Japan, doch jetzt in einer Woche ist Schluss damit: ihr letztes High-School-Jahr in Amerika steht an. Dieses Wirrwarr an Heimaten ist authentisch, denn die Autorin ist ebenso Weltenbürgerin.

Schnell lernt der Leser ihre besten – und einzigen Freunde – David und Mika kennen. In den arroganten David ist Sophia schwer verschossen. Er ist typisch amerikanisch, hat wenig Lust, sich an japanische Gepflogenheiten anzupassen, und knutscht auch mal mit seiner Freundin in der Öffentlichkeit herum, was sehr ungewöhnlich für die Einheimischen ist. Wer sich Mika wie Chloe aus „Life Is Strange“ vorstellt, liegt damit vermutlich richtig. Die Liebe der Autorin für die Serie „Buffy“ sieht man vor allem in Mikas Zimmer. Und dann ist da noch Jamie. Eigentlich Mikas bester Freund, ist er zugleich Sophias erste Liebe – wenn da nicht David schon immer gewesen wäre. So kam es zu emotionalen Szenen und damit ist es natürlich längst nicht vorüber, als Jamie vom Internat nach Tokio zurückkehrt. Ein Mysterium für sich, warum er das Internat in North Carolina verlassen musste. Er hat Tokio schwer vermisst und möchte Übersetzer werden, obwohl ihn alle als Kinderschauspieler kennen.

Ihre Schwester ist „grumpy cat“ in Person, nachdem ihre feste Freundin mit ihr Schluss gemacht hat. Hier ist es herrlich erfrischend, dass die Sexualität Alisons nicht weiter thematisiert wird – zudem sorgt sie für einen der herzensbrechensten Momenten gen Schluss. Ein weiterer Charakter, der schnell an Sympathie gewinnt, ist die anfänglich sehr blonde Caroline, Davids baldige Exfreundin. Sie alle haben interessante, vielfältige Hintergrundgeschichten, die sie zu dem machen, was sie sind.

An Sophia ist ein Physiknerd verloren gegangen, der keinen Alkohol trinkt, was ebenso erfrischt. Man fühlt mit der sympathischen Heldin einfach mit, wie sie Angst davor hat, nach Amerika zurückzugehen und ihre Freunde zu verlassen, oder Jamie wiederzusehen – oder wenn sie zwischen Vater und Mutter hin- und hergerissen ist. Manche Wendungen in „Sieben Nächte in Tokio“ sind vorhersehbar, nicht aber, wie es dazu kommt. Und man hört das Tummeln in Shibuya quasi, fühlt die Hitze – ja, man versteht wirklich, warum Sophia nicht gehen möchte.

*Erschienen bei dtv*

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Autorin / Autor: Simone Bauer - Stand: 18. Juli 2016