Niemandsland

Autor: Watt Key

Buchcover Niemandsland

In dem Jugendroman „Niemandsland“ von Watt Key wird die packende Geschichte des 14-jährigen Henry Mitchell, genannt „Hal“, erzählt. Hal musste in seinem bisherigen Leben schon viel durchmachen: Seine Eltern trennten sich im Streit, worauf er seine Mutter nur noch selten sah und sein Vater im Laufe der Zeit zum Alkoholiker wurde. Das trieb Hal in die Kriminalität: Er griff seine Mutter an, stahl Autos und kam in ein „Jugendheim“, wie das Gefängnis für Jugendliche genannt wird. Als er es schafft zu fliehen, und kurz darauf wieder geschnappt wird, gelangt er in das berüchtigte Gefängnis „Hellenweiler“.
Hal darf dort nicht negativ auffallen, damit er eine Chance auf eine frühzeitige Entlassung hat, doch das gestaltet sich schwieriger als er erwartet hätte.
In der Jugendstrafanstalt versuchen die beiden Banden, die „Ministers“ und die „Hounds“, ihn für sich zu gewinnen. Wenn er sich für keine der beiden Seiten entscheidet, gilt er als vogelfrei und beide Banden würden ihn als Boxsack benutzen, denn niemand würde hinter ihm stehen und ihn verteidigen.
Hal hat eine schwierige Entscheidung zu treffen, die sich nicht nur auf die Aufenthaltsdauer in Hellenweiler, sondern auch auf sein Wohlergehen auswirken wird.

Geschrieben ist das Buch aus der Perspektive von Hal, welche dem Leser einen guten Einblick in Hals Gefühlswelt und die Beweggründe für seine Entscheidungen ermöglicht. Erst nach und nach erfährt der Leser, warum der Protagonist überhaupt verurteilt wurde und was er bis zu dem Zeitpunkt seiner Inhaftierung durchmachen musste. Außerdem wird er dem Leser dadurch sehr sympathisch und man merkt, dass sich der Autor viele Gedanken um seine Hauptfigur gemacht hat.

Watt Key beschreibt in seinem Jugendroman weniger die Vorgehensweisen der Gefängniswärter und das Leben in einer Jugendstrafanstalt wie Hellenweiler, sondern eher die Beziehungen der Insassen untereinander. Die Empörung über die Gefängniswärter, die bei Bandenkämpfen einfach wegschauen, ist zwar da, steht jedoch nicht im Vordergrund der Aufmerksamkeit des Lesers. Die Handlung hätte genauso gut an einer normalen Schule stattfinden können, in der zwei unterschiedliche Gangs den neuen Schülern das Leben zur Hölle machen und die Lehrer nichts dagegen unternehmen.

Alles in allem kann man sagen, dass „Niemandsland“ ein spannendes, gut geschriebenes Buch ist, das wunderbar die Machtkämpfe und Regeln, die unter den Insassen der Jugendstrafanstalten gelten, schildert. Der Roman hat mich gut unterhalten und ich würde ihn sehr weiterempfehlen. Hal ist ein gut ausgebauter Hauptcharakter, der durch seine Intelligenz und seine Charakterstärke von Anfang an sympathisch wirkt.

Das Ende kommt überraschend schnell, man steckt noch inmitten der Konflikte mit denen Hal zu kämpfen hat. Ohne zu viel verraten zu wollen, muss ich sagen, dass am Ende eine fast kitschige Harmonie herrscht, das perfekte Happy End eben.

Da der Roman ein Jugendroman ab 12 ist, finde ich das Ende berechtigt, auch wenn ich mir vielleicht ein tiefgreifenderes Ende mit einer besseren Auflösung gewünscht hätte.

*Erschienen bei: Oetinger Taschenbuch*

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Autorin / Autor: anna95 - Stand: 4. Februar 2013