„Digital Divide“ – Der Nachteil des technischen Fortschritts

Neue Technologien lassen Kluft zwischen den Informierten und Nichtinformierten wachsen

Telefonieren, fernsehen, surfen, smsen. Brauchte man noch vor einigen Jahren für jede dieser Tätigkeiten ein anderes Endgerät, verschmelzen Telefon, Fernsehen und Internet nun immer mehr. Was eigentlich ziemlich praktisch ist, ist aber nicht für alle ein Vorteil.

Rob Frieden, Professor für Telekommunikation und Jura an der Penn State Universität erklärt das Risiko an einem Beispiel: „Kupferkabel-Telefonleitungen sind mittlerweile veraltet und technisch überholt. Da macht es Sinn, sich auf Technik einzulassen, die schneller, besser, billiger und komfortabler funktioniert. Das Risiko besteht aber darin, dass dadurch eine „digitale Spaltung“ geschaffen wird – nicht zwingenderweise eine Spaltung zwischen den Reichen und Armen, sondern zwischen den Informierten und Nichtinformierten.“ Denn durch die Einführung von neuen Techniken bleibt immer eine Restgruppe derjenigen, die an der Entwicklung nicht teilhaben können oder wollen. Taucht dieser Spalt erst mal auf, wird er tendenziell immer größer – beschäftigt man sich nicht mit Handys, hat man auch eher keine Lust auf Smartphones.

Die Telefongesellschaften möchten nun aber aus ihrer traditionellen Rolle des öffentlichen Versorgers ausbrechen, um die neuen Kommunikationstechnologien wie Mobiltelefone und Glasfaserkabel voll ausschöpfen und „verschmelzen“ zu können. Glasfaserkabel können Sprach-, Fernseh- und Internetsignale übertragen, und sind somit besonders attraktiv. Sie sind zwar schon in vielen Gegenden verlegt worden, aber vor allem in ländlichen oder abgelegenen Gebieten noch bloße Zukunftsmusik. Durch den Vormarsch des Glasfaserkabels würden die Kupferkabel-Telefonleitungen allerdings überflüssig werden, so Frieden. Das Problem dabei: Die neuen Kommunikationstechnologien sind meist teurer und nicht so universell einsetzbar wie die Kupferkabel. Die Bewohner ländlicher Gegenden würden also leer ausgehen, weil hier seltener Glasfaserkabel eingesetzt werden.

Frieden bezweifelt, dass Mobiltelefone eine gleichwertige Lösung zum Festnetz sein können. Bei vielen Handygesellschaften bezahlt man pro Minute, während Festnetz-Telefonanbieter einen monatlichen Fixbetrag verlangen. Auch seien die Mobiltelefonnetze nicht so zuverlässig. Zudem sind in den USA in vielen Gegenden keine Mobilnetze und Internetzugang verfügbar. So kommt der digitale Segen offenbar nicht allen zu Gute; vor allem ländliche Gebiete und Regionen, in denen eine einkommensschwächere Bevölkerung lebt, droht das Schicksal, vom technologischen Fortschritt in den Kommunikationstechnologien abgehängt zu werden.

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Autorin / Autor: Annika Willinger - Stand: 22. Mai 2012