Der Mann, der niemals schlief

Autor: Simon X. Rost

Buchcover Der Mann, der niemals schlief

Präsident Lincoln wird im Theater erschossen, und Tom Sawyer, sein Personenschützer - heute mal nicht im Dienst - schläft. Seitdem kann er kein Auge mehr zu tun und gibt sich die Schuld daran, auch als er den Mörder dingfest gemacht hat, findet er keine Ruhe.

Da kommt ihm die Einladung seines Bruders Sid zur Hochzeit gerade recht, und er fährt nach St. Petersburg. Dort angekommen trifft er alle bei der Beerdigung seiner Tante Polly, ein unglückseliges Ereignis, was die Hochzeit mit Becky natürlich verhindert. Zu allem Überfluss wurde sie ermordet und Huck, sein bester Freund aus Kindertagen soll der Mörder sein. Nach anfänglicher Distanz driftet er immer weiter in den Fall hinein und kommt vielen Verstrickungen auf der Spur. Huck kann er nicht fragen, da sich dieser bei seiner Verhaftung selbst in den Bauch schießt mit den Worten: "Die Wahrheit verträgst du nicht, Tom Sawyer."

Warum sammelte Tante Polly von verschwundenen Mädchen Zeitungsausschnitte, und was bedeuten die drei Pfeile rund um die Gartengrundstücke von ihr. Ging es um Geld? Hängt es mit der Eisenbahnbrücke zusammen? Und was hatte Huck in dem blutverschmierten Leinensack?

Der Roman entführt sprachlich und auch zeitlich in das 19. Jahrhundert. Rassenkriege und Misstrauen zwischen Schwarzen und Weißen. Sie reiten auf Pferden und fahren mit dem Schiff, die Eisenbahn bringt vorher namenlose Städte zum blühen. Das die Protagonisten ausgerechnet Tom Sawyer, Präsident Lincoln und Huck Finn heißen ist in Ordnung, hat aber nicht wirklich einen Nutzen, man könnte sie auch anders nennen. Es ist und bleibt trotz einiger historischer Namen und Ereignisse eine fiktive Geschichte, die eher im Genre Krimi statt Historisches angesiedelt ist. Es ist Simon X. Rost erster Roman. Er arbeitet sonst als Dramaturgischer Berater, Regisseur und Drehbuchautor für Theater, Film und Fernsehen und wohnt in Stuttgart.

Anfänglich fand ich den Roman etwas langatmig und musste mich erst mal in die Zeit hineinversetzten, was mir mitunter schwer fiel, da Rost scheinbar nichts von Wald- und Wiesen, Zeit- und Modebeschreibungen hält und sich das Bild im inneren Auge erst bilden musste. Ist man aber drin, ist es spannend, rauh und sehr fesselnd. Die Atmosphäre ist düster und mitunter undurchsichtig, er hat den Zeitgeist sehr gut getroffen, und ich kann es als Kriminalroman sehr gerne weiterempfehlen.

*Erschienen bei Bastei Lübbe*

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Autorin / Autor: likemoon - Stand: 9. Oktober 2014