Das Jahr, nachdem die Welt stehen blieb

Autorin: Clare Furniss
Übersetzt von Andrea O'Brien
ab 14 Jahren

Buchcover

Pearls Mum ist gestorben. Zurück bleiben ihr Stiefvater und Rose, ihre Halbschwester, der Pearl die Schuld an dem Tod ihrer Mutter gibt. Hasserfüllt verleiht Pearl ihrer kleinen Halbschwester den unlieblichen Namen „Ratte“. Währenddessen kriegt Rose nicht viel von dem Zorn ihrer großen Schwester mit. Darüber hinaus weiß sie noch nicht mal was los ist, da sie erst seit ein paar Wochen das Licht der Welt erblickt hat.

Ebenfalls fühlt sich Pearl von ihrem Stiefvater im Stich gelassen, der nur noch Augen für das „knochige außerirdische Wesen“ im Brutkasten hat. Aufgrund der Geburt ihrer kleinen Schwester fühlt sich Pearl fehl am Platz weil sie nicht „sein Kind“ ist und zieht sich so weit zurück, dass sie niemanden mehr an sich ranlässt.

Jedoch geben Pearl übernatürliche Begegnungen seit der Beerdigungen ihrer Mutter Hoffnung, dass sie trotz des Todes nicht ganz alleine ist. Kann Pearl sich jemals mit dem Tod ihrer Mutter abfinden und den Weg zurück ins Leben finden?

Der Debütroman „Das Jahr nachdem die Welt stehen blieb“ von Clare Furniss verdeutlicht, dass das Leben selten so verläuft, wie man es sich in seinen Gedanken vorstellt. Auf eine wunderbare Art und Weise schafft die Autorin Clare Furniss zu vermitteln, dass der Tod von einer geliebten Person nicht das Ende der Welt bedeutet, auch wenn es oftmals so scheint, dass die Welt buchstäblich stehen bleibt. Der Kontrast zwischen Stillstand und Bewegung ist fortlaufend wie ein roter Faden in die Handlung eingeflochten. Während Pearl im Kampf mit ihrer Trauer und sich selbst beschäftigt ist, geht das Leben für die anderen Außenstehenden weiter.

Es ist eine Geschichte, die unter die Haut geht, weil sie aus dem Leben gegriffen ist. Jeder von uns war oder wird früher oder später in eine Situation der Trauer gelangen. Man kann sich zwar nicht darauf vorbereiten (im Klappentext steht treffend aus der Sicht von Pearl „Ich habe immer gedacht, man würde irgendwie wissen, dass was Schreckliches passiert, es spüren. […] Aber so ist es gar nicht“) aber dieses Buch verdeutlicht, wie Trauer auf einen Menschen wirken kann und man kann lernen, wie man nicht mit Trauer umgehen sollte. Sonst stirbt man selbst ein wenig bei dem Verlust eines geliebten Menschen.

Pearl, der Hauptcharakter, ist so authentisch charakterisiert, dass man annehmen müsste, dass die Autorin selbst noch in ihren Jugendjahren ist. Ihr ist alles gleichgültig und sie tritt den Nebencharakteren so gefühlskalt gegenüber wie es ein Teenager nur sein kann.

Durch die vielen kleinen Anekdoten, die aus der gemeinsamen Vergangenheit mit der Mutter erzählt werden, kann man gut in die Gefühlswelt der Protagonistin eintauchen.

Obwohl der Tod ein sehr ernstes Thema ist, das man bekanntlich besser mit Samthandschuhen anfassen sollte, schafft die Autorin, durch Missverständnisse und Wortwitz, die Trauer aufzuheben, die das Buch sonst sehr schwer gemacht hätte.

Ein wenig Kritik gibt es trotzdem, persönlich fand ich die romantischen Ansätze in dem Buch zu einfältig und berechenbar. Dennoch im Großen und Ganzen ist „Das Jahr nachdem die Welt stehen blieb“ ein wärmstens zu empfehlendes Buch. Es packt einen von der ersten bis zur letzten Seite.

*Erschienen bei: Hanser Verlag*

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Autorin / Autor: itsminni - Stand: 28. Juli 2014