Am Anfang war das Ende

Autor: Stefan Casta, Übersetzung: Birgitta Kicherer

Buchcover Stefan Casta: Am Anfang war das Ende

Wie soll man die Handlung dieses Buches wiedergeben? Schwierige Angelegenheit. Also: Judit und ihre Freunde leben in einer Art Internat für besonders kreative SchülerInnen. Allerdings geht die besondere Kreativität irgendwie auch mit einem leichten psychischen Knacks einher. Zumindest drängt sich der Gedanke auf. Judits Freund David Beckham etwa rastet manchmal aus, ihre Freundin Dinah hingegen ist oft merkwürdig abwesend, neigt aber zu gewalttätigen Ausbrüchen. Zu dem Quartett gehört außerdem noch der verträumte und schüchterne Gabriel, der auf Filme von Ingmar Bergmann steht.

Es regnet, es regnet, es regnet. Und plötzlich ist alles überschwemmt. Während die vier Freunde auf einem Deck hocken und über ihre Geheimgesellschaft beratschlagen (die beispielsweise durch Nacktperformances bei H&M glänzt), reißt eine Flutwelle sie (und alles andere) fort. Sie schippern auf ihrem unfreiwilligen Floß durch ein scheinbar endloses Meer bis sie Land entdecken. Dort ist aber alles ganz anders, als sie es bisher kannten. Wo sind sie nur gelandet? Und die alles entscheidende Frage: welcher Wochentag ist eigentlich?

Es klingt seltsam, aber so ist das ganze Buch. Seltsam. Ein überaus merkwürdiger Sog zieht den Leser hinein in eine beängstigende postapokalyptische Welt, in der Tote mit Mullbinden wieder zusammengeschustert werden müssen, in der Auberginen nicht gedeihen wollen und die Sonne viel zu hell scheint. In der Wochentage lebensiwchtig sein könnte, weil selbst die Zeit aus den Fugen geraten ist.

Albtraumartig taumeln die Figuren ebenso ahnungslos durch die Geschichte wie der Leser. Action geht anders, aber die Spannung entsteht hier eher durch die überaus unheimliche Atmosphäre. Es gibt fantastische Elemente, aber Fantasy ist es nicht (nein, auch nicht wirklich eine Dystopie!), es ist gruselig, ohne eine Horrorgeschichte zu sein. Wobei man schon hier und da schon an eine Art Stephen King denken könnte. Stephen King in Bullerbü. Ein merkwürdiges, denkwürdiges, absolut empfehlenswertes Buch für alle, die mal was ganz anderes lesen wollen.

*Erschienen bei Sauerländer*

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Autorin / Autor: luthien - Stand: 20. Februar 2014