Sozialarbeiterin - Teil 2

Sozialarbeiterinnen sind "Anwältinnen für Arme".

Puh, das war ´ne Menge Holz

Noch mal zusammenfassend: Sozialarbeiterinnen organisieren, beraten, betreuen, leiten Gruppen, schreiben Berichte, arbeiten in Teams, sind oft auch politisch, managen das Leben anderer oder sind eine Art "Anwältin für Arme". Je nach dem, wo eine Sozialarbeiterin arbeitet, hat sie also mehr oder weniger mit der Bearbeitung von Akten zu tun, sitzt entweder viel am Schreibtisch oder ist ständig auf Achse, hat einen geregelten Acht-Stunden-Tag oder arbeitet abends, nachts und am Wochenende. Auf jeden Fall braucht man meistens ein dickes Fell und darf sich Probleme anderer nicht so zu Herzen nehmen, sollte gleichzeitig aber total einfühlsam sein. Sozialarbeiterinnen brauchen eine starke Persönlichkeit, müssen belastbar und flexibel sein, müssen sich durchsetzen können und vor allem: helfen wollen. Selbst sollte man zurückstecken können, denn der Erfolg der Arbeit ist oft erst über Jahre zu sehen und man hat eben tagtäglich nur mit Problemen, Problemen und nochmals Problemen zu tun. Dafür kriegt man aber ganz viel Liebe von den oft total dankbaren Menschen zurück, kann mit ihnen unheimlich viel Spaß haben und bekommt sehr viel Lebenserfahrung im Kontakt mit armen, oft sehr intelligenten und unheimlich interessanten Menschen - in jedem Fall eine Horizonterweiterung. Ich persönlich möchte es nicht mein ganzes Leben machen, weil ich den Beruf auf Dauer sehr anstrengend finde und auch mal etwas anderes sehen möchte als Probleme. Häufig sind Stellen aber auch für ganz bestimmte Projekte ausgeschrieben, die dann z.B. nur auf ein oder zwei Jahre angelegt sind. Mit viel Abwechslung fällt einem der Job sicherlich leichter und macht auch mehr Spaß ;-).

*So viele Bereiche und nur eine Ausbildung? Wie geht das denn?*
Als Sozialarbeiterin bekommt man im Studium eine Grundausstattung an Wissen auf den Weg, das es einem möglich macht, sich dann selbständig in egal welchem Bereich weiterzubilden und zu entwickeln. Sozialarbeiterinnen sind nämlich keine Spezialistinnen, sondern Generalistinnen, mit anderen Worten, sie können alles, aber nix richtig **g**. Man lernt ein bisschen Jura, ein bisschen Psychologie, Soziologie, ein bisschen "BWL für Sozis" ein bisschen Pädagogik, Verwaltung und Organisation, Politik und ein wenig Medizin. Hinzu kommen noch Wahlfächer wie Fotographie, Video, Musik, Gestaltung o.ä. und Methoden der Sozialarbeit. Da die SozialarbeiterInnen bisher also kaum etwas richtig "Eigenes" hatten und einige von ihnen damit nicht klar kommen, hat man vor ein paar Jahren das Fach "Sozialarbeitswissenschaften" eingeführt. Für meinen Geschmack etwas an den Haaren herbei gezogen, andererseits aber auch sehr sinnvoll - man lernt z.B. etwas über die Geschichte und die verschiedenen Theorien der Sozialarbeit, die sich im Laufe der Jahre entwickelt haben. Das Fach verhilft der Sozialarbeit vor allem dazu, sich gegen andere Berufsfelder durchzusetzen. SozialarbeiterInnen haben nämlich im Gegensatz zu anderen Berufssparten wie z.B. ÄrztInnen oder JuristInnen keine Lobby und werden viel schlechter bezahlt - der "Sozialarbeiterkomplex".

*Wie werde ich Sozialarbeiterin?*
Sozialarbeit ist ein Studium, das man an der Fachhochschule studieren kann. Das Studium unterscheidet sich nicht sehr von dem der Sozialpädagogin, außer, dass dieses Studium erziehungswissenschaftlicher ausgerichtet ist und weniger Verwaltung und Organisation und Jura darin vorkommt. An vielen Fachhochschulen werden die Fachbereiche daher zusammengelegt oder sind ohnehin ein einziger Studiengang. Sozialpädagogik kann man auch an der Universität studieren, allerdings hat man hier weniger Praxisbezug, da keine Praktika verlangt werden. Um für ein Studium zugelassen zu werden, brauchst du mindestens die Fachhochschulreife und musst zumindest für die Fachhochschule ein soziales Praktikum von drei Monaten vorweisen können. Bisher war es üblich, dass man nach dem Studium noch ein Jahr unter Begleitung der Fachhochschule für 2/3 Gehalt arbeitet und dann nach erfolgreichem Abschluss durch ein Kolloquium die staatliche Anerkennung erhält. Mittlerweile wurde dieses "Berufsanerkennungsjahr" aber in vielen Bundesländern durch ein Praxissemester während des Studiums ersetzt. Ich begrüße das sehr, denn den eigentlichen Sinn, dass die AbsolventInnen in dem Jahr richtig ausgebildet und auf ihre Berufstätigkeit eingehend vorbereitet werden, hat das Anerkennungsjahr nie erfüllt. Meist haben die AnleiterInnen keine Zeit, die Leute auszubilden, so dass es darauf hinaus läuft, dass die frisch gebackene Sozialarbeiterin die gleiche Arbeit für weniger Geld macht, und das ist ungerecht.

*Wie sind die Aussichten und was kann ich verdienen?*
Sozialarbeiterinnen werden, sofern sie im Öffentlichen Dienst beschäftigt sind, nach dem Bundesangestelltentarif (BAT) bezahlt. Am Anfang verdient man ungefähr 1200,-€ netto, das steigert sich dann bis ca. 1800,-€ netto, je nach Stelle und Alter. Was ihr genau verdient, hängt davon ab, wo ihr wohnt, ob ihr Kinder habt, verheiratet seid etc., deshalb kann ich hier leider keine genaueren Angaben machen. In kirchlichen Institutionen bekommt man als Sozialarbeiterin in der Regel ein bisschen mehr als bei freien Vereinen oder bei der Stadt. In der freien Wirtschaft kann es, wie gesagt, sogar richtig viel sein. Zur Zeit sind viele SozialarbeiterInnen arbeitslos, weil die Kassen leer sind und im sozialen Sektor entsprechend gekürzt wird. Die Arbeitslosenquote liegt so um die 10%, davon sind 28% Langzeitarbeitslose. Laut Statistik nicht so prickelnd, aber erstens sieht es fast in jeder Branche zur Zeit schlecht aus und zweitens: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg ;-)!

Weitere Infos (und Humor ;-)) findet ihr unter folgenden Links:

Autorin / Autor: NadjaGoede - Stand: 16. Januar 2004