Sekretärin - Teil 2

Schön ist die Kombination von verschiedenen Aufgabengebieten und der Kontakt zu Menschen...

*Was ist anders als viele denken?*
Ich weiß nicht genau, was die anderen heute über Sekretärinnen denken. Es gibt vielleicht noch die Vorurteile, dass Sekretärinnen als "Mädchen für alles" oder für Arbeiten, für die man keine besondere Qualifikation braucht, eingesetzt werden. Aber dann sind sie keine Sekretärinnen. Je nach Veranlagung und Möglichkeiten im Betrieb kann eine Sekretärin selbst zur Managerin werden. Außerdem werden die Ansprüche der Unternehmen an eine Sekretärin immer höher. Sie muss mit vielen Aufgaben aus verschiedenen Bereichen betraut werden können.

*Was muss man alles können? Steno?*
Eine Sekretärin braucht in jedem Fall eine kaufmännische Ausbildung, die auch für einen möglichen späteren Wechsel in einen anderen Bereich ein gutes Fundament ist. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, z.B. Bürokauffrau oder Kauffrau für Bürokommunikation, Bürofachwirtin usw. Um den höheren Anforderungen der Unternehmen Rechnung zu tragen, werden zusätzlich in der theoretischen Ausbildung an Fachschulen Spezialkenntnisse vermittelt, z. B. in der Ausbildung zum "Bürofachwirt für Personal- und Rechnungswesen". Als Sekretärin sollte man auch unbedingt Kenntnisse in Fremdsprachen haben, auf jeden Fall in Englisch.

*Deine Weiterbildungen?*
Ich habe nach meiner Ausbildung zur Industriekauffrau einige Zusatzqualifikationen erworben, z.B. "geprüfte Sekretärin IHK" und "Fremdsprachenkorrespondentin in Englisch". Später habe ich mich in Richtung Rechnungswesen und Entgeltabrechnung (Löhne, Gehälter, Reisekosten) orientiert und dafür eine theoretische Ausbildung zur "Fachkraft Rechnungswesen" und eine praktische und theoretische Ausbildung zur "Personalbuchhalterin" gemacht. Wie sich herausgestellt hat, kann ich alle Kenntnisse in meinem jetzigen Beruf als Teamassistentin gut einsetzen. Stenografie braucht man heute nicht mehr. Früher war sie unverzichtbar, weil man die Korrespondenz diktiert bekam und viele Chefs das persönliche Diktat "in den Block" vor dem Diktat mit Diktaphon bevorzugten. Auch bei Telefonaten waren Stenokenntnisse praktisch.

*Menschliche und andere Eigenschaften?*
Zu den fachlichen Aufgaben kommen andere hinzu, die in keinem Vertrag und in keiner Prüfungsverordnung genannt sind. Das Verhältnis zwischen Chef und Mitarbeitern und auch zu Kunden und anderen externen Unternehmen kann in einzelnen Situationen durch die Sekretärin etwas geglättet werden. Sie kann eine Art Vermittlerrolle übernehmen. Als Beispiel: Ich habe einer früheren Kollegin, auf die unser Chef sowieso nicht besonders gut zu sprechen war, einmal geraten, ihr gewünschtes Gespräch mit ihm auf einen anderen Termin zu verlegen, weil ich wusste, dass der zunächst gewählte Zeitpunkt zu ihrem Nachteil hätte führen können.

*Schwieriges?*
Da man als Sekretärin oft die erste Ansprechpartnerin für den Chef, seine Mitarbeiter oder für die Kunden ist, kommt es vor, dass man auch Unzufriedenheit und Ärger als erste zu spüren bekommt – im schlimmsten Fall auch den Groll von Jahren. In solchen Fällen sollte man versuchen, das Gesagte nicht persönlich zu nehmen. Manchmal tut es dem verärgerten Gesprächspartner gut, wenn er seinen Ärger erst mal loswerden kann. Er darf natürlich nicht beleidigend werden. Im Bemühen, den Bedürfnissen von Kunden, Chef und Mitarbeitern gerecht zu werden, ist die Sekretärin eine enge Mitarbeiterin ihres Vorgesetzten. Sie leitet seine Informationen und Anweisungen weiter und muss in seinem Namen auch manchmal eine Meinung vertreten, die sie selbst nicht teilt. Sie kann auch weniger ihre persönliche Meinung äußern als andere Mitarbeiter, weil diese Meinung oft in Zusammenhang mit der Haltung des Vorgesetzten oder der Firmenpolitik gesehen wird. Hieraus ergibt sich zwangsläufig eine gewisse Distanz, in der sie leben und arbeiten können muss. Manchmal ist das sicher nicht so leicht.

*Was macht dir persönlich am meisten Spaß?*
Mir gefällt am besten die Kombination von verschiedenen Aufgabengebieten und dem Kontakt zu Menschen, zu denen ich in unterschiedlichen Beziehungen stehe. Mir liegt sehr daran, dass diejenigen, mit denen ich beruflich zu tun habe, sich von mir unterstützt fühlen. Ich möchte gerne zu Verbesserungen beitragen. Es gibt immer etwas zu verbessern. Leider lässt sich trotzdem nicht vermeiden, dass sich der eine oder andere mal nicht verstanden oder benachteiligt fühlt.

*Was macht dir absolut keinen Spaß?*
Ich habe gelernt, dass zu jedem Beruf auch weniger interessante und weniger spektakuläre Aufgaben gehören. Aber Routinearbeiten, die überhand nehmen, machen mir keinen Spaß. Ich versuche dann, mir die Arbeit interessanter zu gestalten.

*Was wünschst du dir für die Zukunft?*
Ich wünsche mir, dass ich noch lange in meinem vielseitigen Beruf tätig sein kann und wünsche auch allen anderen, dass sie einen Beruf finden (vielleicht auch mehrere), den sie in einem angenehmen Team engagiert und zufrieden ausüben können. Mein Beruf hat mir viel Abwechslung beschert. Ich habe dabei viel gelernt - auch über Menschen. Ich finde meinen bisherigen beruflichen Lebensweg ganz gut und wünsche mir, dass er noch lange nicht zu Ende ist.

*Herzlichen Dank für das Interview :-)*

Autorin / Autor: ~rosi~, Hannelore Hambloch - Stand: 18. November 2004