Informatica Feminale - ein Weiterbildungskurs in entspannter Atmosphäre unter netten Leuten

Wie wir uns die Zukunft eigentlich wünschen

Am meisten habe ich mich aber über die Vorträge am Abend gefreut: wo es letztes Jahr viele wirtschaftlich orientierte Themen gab, wurde diesmal viel über die neuen Sicherheits- und Überwachungstechnologien wie dem RFID-Chip oder den biometrischen Pass und ihre Auswirkungen auf den Datenschutz diskutiert. Die Dozentinnen haben diesen zugegeben stellenweise etwas trockenen Stoff mit viel Witz vorgetragen und die eine oder andere Frage in den Raum geworfen. Dabei war es übrigens keineswegs so, dass jegliches Einsarz der 'Überwachung' von vornherein abgelehnt wurde: schließlich sind Informatikerinnen wohl die letzten, die sich technologischem Fortschritt in den Weg stellen würden. Vielmehr wurde nach dem sinnvollen Einsatz gefragt, nach den Gefahren und vor allem danach, wie wir uns die Zukunft eigentlich wünschen, denn da können sich viele ja erst recht nicht einigen. Der aber wohl am meisten wichtigste Gedanke war, dass frau in diesem Bereich etwas tun kann, gebraucht wird und nicht allein mit ihren Ideen da steht. So leid es vielen schon ist, die ewige Debatte um Frauenbenachteligung und übereifrige Feminismus-Kampfrufe zu hören: es ist wirklich inspirierend, weibliche Vorbilder in der Informatik/kritischer Beschäftigung mit Informatik zu sehen, denn davon gibt es leider immer noch viel zu wenige.

Tanzworkshop sorgte für Lockerung

Weitere 'kulturelle' Highlights waren für mich der Tanzworkshop Mitte der Woche, der für etwas Lockerung zwischen den vielen Sitzstunden gesorgt hat, sowie die Abschlussveranstaltung mit leckerem italienischen Buffet und einer Improvisationstheatervorstellung. Ich reiste am Freitag ein bisschen müde, aber zufrieden und etwas nachdenklich ab. Die Informatica Feminale ist also weniger ein Schnupperstudium, sondern eher ein Weiterbildungskurs in entspannter Atmosphäre unter netten Leuten. Wie das Beispiel Bioinformatik zeigt, kann man aber durch vertiefte Beschäftigung mit einem Thema sich durchaus klar werden, ob es wirklich das ist, was man studieren möchte.

Vorbereitung auf das Leben nach der Schule

Auch altersmäßig hat es mit einem Schnupperstudium wenig zu tun - Ich war eine der jungsten Teilnehmerinnen; die meisten waren bereits im Hauptstudium oder berufstätig. Trotzdem sollte man sich davon nicht abschrecken lassen, und gerade wer schon immer mal programmieren lernen wollte oder andere Interessen im Bereich Technik hat, sollte ein Blick auf die InfFem-Webseite werfen. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass man Leute direkt nach ihren Erfahrungen im Studium oder Beruf fragen kann und dadurch den einen oder anderen guten Tipp bekommt.
Eines möchte ich noch sagen: ein Aufenthalt in einer noch unbekannten Stadt ist an sich bereits spannend und in gewisser Weise auch Vorbereitung auf das Leben nach der Schule, vor allem wenn man vorhat, weiter weg von dem Elternhaus zu studieren. Es lohnt sich also auf jeden Fall!

Autorin / Autor: laisa - Stand: September 2006