Clothes Sharing

Beitrag von Felix und Jakob Steinberg (17 und 20 Jahre)

Motivation

Neben dem preisgünstigen, modernen Trend ist Upcycling mittlerweile weitaus mehr. Es ist eine Notwendigkeit. Ständiger Wirtschaftswachstum verbraucht Ressourcen, die uns nicht zustehen und die die Erde uns nicht mehr lange geben kann. Der World-Overshoot-Day zeigt auf drastische Art und Weise, wie dringend ein Umdenken nötig ist. Upcycling wäre ein erster Schritt, den Menschen einen neuen Blick auf „Müll“ zu zeigen. Schon seit längerer Zeit sind wir, Jacob (Architekturstudent) und Felix (Schüler der 12ten Klasse) begeistert von den Möglichkeiten und dem Potential, das Upcycling anbietet. Ursprünglich vom Bauen von Fahrädern aus Second-Hand-Teilen kommend, gründeten wir vor ca. einem Jahr the.upcycling.brothers, um das weite Thema zu ergründen und andere Leute anzuregen, dasselbe zu tun. Wir sind der Meinung, dass Upcycling längst gesellschaftsfähig geworden ist, in ästhetischer, sowie sozialer Hinsicht.

Projekt-Idee

Es geht um ein System einer mobilen Kleidertauschbörse für Schulen, welches Schülern zeigen soll, dass jeder seinen Beitrag zur Ressourcenschonung geben kann. Und das kann sogar Spaß machen und Vorteile bringen.
Ein Kleidersammel-Modul ermöglicht Schülern selbst Klamotten zu spenden und gleichzeitig Spenden anderer wieder mitzunehmen. Zusätzlich werden die aktivsten Ressourcenschoner mit Upcycling Produkten als Preise belohnt.
Das Ziel ist es, damit einen Imagewechsel zu einem bewussteren Lebensstil zu fördern, während es nebenbei eine Interessenscommunity um das Thema schafft. Upcycling ist nicht länger eine „Randerscheinung“ sondern bringt neben dem positiven Umwelteffekt sogar Vorteile für jeden Einzelnen in Form von Preisen und neuen Klamotten.

Entstehungsgeschichte

Inspiriert durch verschwenderischen Lebensmittelmüll, entstand die ursprüngliche Idee eines Food Sharing-Portals, bei dem jeder seinen ungeliebten Pausensnack gegen einen Besseren eintauschen kann.
Jedoch wurde dieses Projekt durch strikte Gesundheitsvorschriften, unter anderem des Bezirksamtes, sehr kompliziert.
Einige wichtige Schlüsselmomente trugen maßgeblich zur Entwicklung der endgültigen Projektidee bei
Als Betreuer einer Jugendfahrt fiel uns auf, dass Viele der Zwölfjährigen mit neuen Handys, teuren Markenklamotten und auch dem Geld ihrer Eltern angaben. Ein Indiz fü r den generell wachsenden Materialismus, vor Allem bei jüngeren Generationen, welchen wir u.a. zurückführen auf Medien-Influencer, wie z.B. Youtuber und andere Blogger.
Bei einem Vortrag der REdUSE-Reihe an der Bertha-von-Suttner Oberschule wurden zwei Konflikte deutlich.
Zum einen wurde sich stark über das Thema Ressourcenschonung lustig gemacht. Es wurden Rollenbilder gezeigt, welche nicht erstrebenswert erschienen („ungepflegtes Außenseiter Image“).
Zum anderen wurde in der anschließenden Diskussionsrunde deutlich, dass viele Schüler keinen Sinn in ihrer Beteiligung am Umweltschutz sehen, da alleine sowieso nichts erreicht werden kann. Das System sei schuld.
Des Weiteren ist der Recycling-/ Upcycling-Gedanke bis jetzt wenig wirtschaftlich und folgt schwer der kapitalistischen Logik von Investition und Rendite.
Unsere Antwort ist die „Kleiderkiste“: Gezielte Einflussnahme zur Unterstützung eines Wertewandels; Traditioneller Kleidertausch gekoppelt mit einem transparenten Wettbewerbssystem, bei dem nicht Geld und Ansehen belohnt wird, sondern Kreativität, Beteiligung und Umweltbewusstsein.
Ab der ersten Idee gingen wir im nächsten Schritt, mithilfe einer Visualisierung unserer Grundidee, zur Verwaltung der Bertha-von-Suttner Oberschule und bekamen einen Probelauf unseres Projektes Anfang Februar bis März 2018 zugesagt, bei dem sich die Idee weiter konkretisieren kann und auf seine Schwächen und Stärken getestet wird.

Umsetzung der Projektidee

Zwei Probleme bestimmten das grundlegende Design unserer Kleiderkiste.
Die Schule gab vor, es solle eine mobile, freistehende Konstruktion sein, die schnell auf und ab gebaut werden kann.
Des Weiteren erklärten wir uns bereit, für den Probemonat die Kosten privat zu tragen. Das stimmte mit der Idee überein, ein preisgünstiges Modul aus geupcycelten Second-Hand Sachen zu bauen, was schon im Design unsere Idee repräsentiert. Gleichzeitig übernehmen wir damit eine Art Vorbildfunktion.

*Zum dreiteiligen, demontierbaren Aufbau*
Bauteil eins besteht aus einer Palette mit vier Rollen, welche das mobile Grundelement unserer Konstruktion darstellt.

Abgeschliffen mit einem Handschleifer und geölt mit Holzöl in unserer Garage.
Bauteil zwei besteht aus einer Rückwand, welche gleichzeitig als Informationsboard für die Funktionsweise, Grundregeln, generelle Upcycling News, sowie als Tragwerk fungiert. Ein Entwurf der Texte ist auf den angehängten Bildern zu sehen.

Das Board besteht aus 3 Tragelatten, welches zur Rückseite mit Restholz eines Käseladens bestückt ist. Sämtliche Teile sind abgeschliffen, geölt und abschließend mit Pinsel und Farbe, sowie austauschbaren Infoblättern, gestaltet. Das Brett mit dem Logo unserer Initiative zur Vorderseite hin ist Baustellenrestholz einer lokalen Baustelle. Gleichermaßen mit Pinsel und Farbe bemalt.
Das dritte Bauteil ist ein halber Fahrradrahmen mit einem ausrangierten Hinterrad. Statt eines Lenkers ist ein alter Besenstiel verbaut, welcher zusammen mit dem großen Board das Tragwerk für zwei lange Ketten bildet. Diese nehmen gemeinsam mit kostenlosen Kleiderbügeln von Ebay-Kleinanzeigen die Funktion der „Kleiderstangen“ ein.

Der Rahmen ist Restbestand früherer Fahrradprojekte, mit einer Metallsäge zurecht gesägt. Das Rad ist mit Pinsel und Farbe bemalt und dient als Inspiration und Beispiel für Upcyling.
Verbunden sind Fragment 1 und 2 durch drei lange Bolzen, welche durch Palette und Board gebohrt sind, sowie zwei Aussteifungslatten.

Fragment 1 und 3 sind durch mehrere dicke Schrauben und zwei Brettern zusammengeklemmt.
Zusätzlich gibt es noch ein großes altes Ölfass, was als abschließbarer Spendencontainer dient. Dieser besitzt eine eingeflexte Öffnung, dessen scharfe Kanten mit einem alten Gartenschlauch abgedeckt sind. Außerdem gibt es einen Spiegel, der bei der Anprobe hilft. Gefunden ebenfalls auf Ebay-Kleinanzeigen.
Optionen einer Umkleidekabine müssen vor Ort ersichtet werden.

Mithilfe einer bereitliegenden Tape-Rolle und einem Stift können Klamotten beschriftet und von uns anschließend namentlich auf die Spender zurückgeführt werden, um Auszuzählen.
Als Preise für die Gewinner stellen wir Upcycling Preise bereit, wie z.B. eine Second-Hand-Uhr, aufbereitet mit einem Band aus altem Fahrradschlauch. Weitere Produkte und Preise sind auf unserer Instagram Seite the.upcycling.brothers zu finden.

*Geplanter Ablauf*
Unser Projekt soll in einwöchigen Zyklen ablaufen und im Schulfoyer/Eingangsbereich der Bertha-von-Suttner Oberschule stattfinden.
Zwischen Montag und Freitag soll es möglich sein, Klamotten zu spenden, indem mitgebrachte Kleidung mit Tape und Stift beschriftet wird und anschließend in den Container geworfen wird. Am Freitag der Woche wird der Container durch eine AG an der Schule ausgelehrt, die Spenden gezählt und die Gewinner bestimmt. Am folgenden Montag wird dann am Infoboard der/die Gewinner/in bekanntgegeben mit dem Preis, sowie die Klamotten der letzten Woche zum Anprobieren, Mitnehmen und Freuen aufgehängt.
Das Ganze ist erstmal für 4 Wochen vorgesehen.
Weitere Gedanken
Sollten am Freitag einer Woche noch Klamotten zurückbleiben, so werden wir diese spenden.
Schüler sollen sich per Email und Instagram bei uns für Feedback, Verbesserungsvorschläge und allgemeinen Abstimmungen zur Optimierung melden können.
Das Modul muss eventuell vor Ort angeschlossen werden, um Herumfahren und Verletzungen zu vermeiden.

Beteiligte

Idee, Umsetzung und Konstruktion, sowie der finanzielle Aufwand kommen von uns beiden.
Ort der Projektdurchführung ist die Bertha-von-Suttner Oberschule in Berlin Reinickendorf.
Eine eigens dafür gegründete AG hilft bei der Auszählung der Klamotten und der generellen Betreuung des Projektes während des Probemonats.

Umweltbezug

Ziel ist, dass die Schüler sehen, wieviel Ressourcen durch einen gemeinschaftlichen Kleiderkreis gespart werden und welche Rolle dabei jeder einzelne Beitrag spielt. Die Resultate werden in Form von Statistiken am Infoboard bekanntgegeben.
Des Weiteren soll eine Anregung für einen Klamottentauschmarkt an der Schule, über das Projekt hinaus, gesetzt werden.
Es entsteht eine Gemeinschaft um das Thema Upcycling, Recycling, gekoppelt mit bewussterem Umgang mit Ressourcen, wodurch jeder Einzelne zum Nachdenken über das Thema animiert wird. Das Kleiderkistenmodul selbst, aber auch die Preise, sollen als Inspiration zur Verfügung stehen und zu
selbstständigen Projekten aufrufen. Wir nehmen dabei eine Art Vorbildfunktion ein, indem wir unsere Auffassung und Ideen zu dem Thema mit Allen teilen.
Ferner hoffen wir natürlich auch weiterhin immer mehr Menschen vom Fahrrad und dem damit verbundenen umweltbewussten Lebensstil überzeugen zu können.
Mögliche weitere positive Effekte: Klassenübergreifende soziale Verknüpfungen, Verantwortlichkeitsgefühl, Ort der Begegnung und des Austauschs, wobei das Foyer der Schule zur kleinen Kleiderboutique wird und damit ein bunteres Schulklima erzeugt.

Hier geht es zur Wettbewerbsausschreibung

Autorin / Autor: Felix und Jakob Steinberg