Kann ich bitte löschen, was ich gerade gesagt habe?

Autor: Torsten Wohlleben
ab 14 Jahren

Buchcover

In "Kann ich bitte löschen, was ich gerade gesagt habe?" lässt uns Torsten Wohlleben eine ordentliche Brise Nordseeluft atmen. Henner, Henni Penni genannt, ist die authentische Hauptfigur, um die sich dieser Coming-of-Age-Roman dreht. Das Buch wird aus der Ich-Perspektive erzählt und so fällt es besonders leicht, in die Gedankenwelt des Sechszehnjährigen einzutauchen. Wohlleben greift in seinem ersten Jugendbuch die Außenseiterthematik auf. Denn Henner ist nicht von besonders sportlicher Statur und hat zu allem Überfluss auch noch Segelohren. Ganz im Gegenteil zu seinen Freunden – gemeint sind reale Freunde, die auch außerhalb von Facebook existieren – Jakob und Luis, die nur knapp an der 1,90-Meter-Marke vorbeischrammen und noch dazu sportlich gebaut sind – und von Segelohren keine Spur bei
ihnen.

Dass Henner eine Chance bei Valerie Böhmer, für die er so schwärmt, hat, bezweifelt er eigentlich selbst. Dennoch bringt sie ihn um den Verstand, vor allem, seit sie in Geschichte neben ihm sitzt! Henners Geschichtsnoten spiegeln den durch Valerie verursachten, kopflosen Zustand akkurat wider. Dass es in Geschichte gerade nicht so gut für Henner läuft, ist aber vollkommen nebensächlich, denn die Sommerferien stehen bevor – und eine Reise mit seinen Kumpels. Nach Helgoland soll es gehen und wie Henner durch Facebook erfährt, sind Valerie und ihre Freundinnen mit von der Partie. Da geht er glatt k.o., denkt er sich. Es ist um ihn geschehen. Valerie und er auf der Insel... Während Henner so vor sich hinträumt, landet sein Finger auf der Eingabetaste und jetzt steht's da im Äther, auf Facebook, für alle sichtbar: Henner geht ohne Valerie k.o. Henner sitzt fassunglos vor seinem Computer, denn ein Smartphone hat er nicht. Diese Nacht kriegt er kein Auge zu. Blöd nur, dass Henner erst Tage später erfährt, dass man Beiträge auf Facebook auch löschen kann! So ist es zu dem interessanten Titel des Buchs "Kann ich bitte löschen, was ich gerade gesagt habe?" gekommen.

Auf Helgoland angekommen, verläuft jedoch alles anders als gedacht. Valerie zeigt Henner die kalte Schulter. Dann trifft er Leefke. Sie lebt eigentlich in Hamburg, jobbt aber im Sommer auf Helgoland in einem Restaurant. Leefkes nordisch kühles Lächeln kann eine gewisse Sympathie für Henner nicht verbergen. Plötzlich lernt Henner den Unterschied zwischen Schwärmerei und echter, erster Verliebtheit kennen.

Wohlleben macht mit seinem Roman einen realistischen Ausflug in die gedanklichen und gefühlsmäßigen Aufs und Abs eines Teenagers. Gekonnt flechtet er die anschaulichen und selbstironischen Gedanken seines Protagonisten in eine bewegte Bewusstseinsstrom-Erzählweise ein. Ganz nebenbei wird "Kann ich bitte löschen, was ich gerade gesagt habe?" zum Zeitdokument. Wohlleben macht nämlich vor aktuellen Themen wie Euro-Krise und NSA-Skandal keinen Bogen. Er zeigt, wie weltpolitisches Geschehen in den Alltag der Jugendlichen eingreift und schafft so einen Jugendroman mit Perspektive.

*Erschienen bei Carlsen*

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Autorin / Autor: ronjaeva - Stand: 29. Juli 2015