Die Ameisenkolonie

Autorin: Jenny Valentine
übersetzt von Klaus Fritz
ab 14 Jahren

Buchcover

Der 17-jährige Sam hat etwas Schreckliches getan. Deswegen flüchtet vom Land und zieht nach London in ein heruntergekommenes Mietshaus dessen Bewohner sich, wie er hofft, nur um ihre eigenen Probleme kümmern und den Jungen gar nicht erst richtig wahrnehmen.
Immer wieder vergleicht Sam die Menschen die in London wohnen mit geschäftig herumwuselnden Ameisen und dieser Gedanke erinnert ihn an seinen scheinbar einzigen richtigen Freund zu Hause: Max.
Sams Plan, unerkannt und anonym zu bleiben, geht nicht auf, denn die alte Isabel, die unter ihm wohnt, mischt sich mit Freuden immer wieder in die Leben der anderen Mieter ein und auch die kleine Bohemia, die stetig redet, entscheidet, dass der stille Sam ab jetzt ihr Freund ist. Stück für Stück erfährt man, dass Sam einen großen Haufen an Schuld mit sich herum trägt und seine Eltern nicht mal wissen, wo er sich befindet. Nach einem heftigen Streit mit Sam beschließt schließlich die kleine Bohemia auch wegzulaufen und Sam und seine Familie wieder zu versöhnen, erst zu diesem Zeitpunkt erfährt man die ebenso überraschende wie schockierende Wahrheit über Sam und Max.

Die Geschichte von Sam Cassidy und Bohemia Hoban wird abwechselnd aus der jeweiligen Sicht der beiden erzählt, dadurch taucht der Leser nicht nur mehr in die Gedanken- und Gefühlswelt ein sondern erfährt auch in Rückblicken viel über die Vergangenheit der Hauptpersonen, wobei Sams Tat bis zum Ende nicht verraten wird. Dadurch bleibt die Spannung in dem Jugenbuch sehr gut erhalten und der Leser fiebert regelrecht dem Ende hinzu.
Sam wächst eigentlich sehr behütet auf dem Land auf, währen die kleine Bohemia von ihrer Mutter Cherry, die immer wieder einen anderen Freund hat, stark vernachlässigt wird. Nicht selten kommt es vor dass Bohemia nachts alleine bleiben muss während sich Cherry mit fremden Männern betrinkt. Ohne zu urteilen, erzählt die Autorin Jenny Valentine von ihrem Hunger, den ungewaschenen und viel zu kleinen Klamotten und ihr Lechzen nach Zuneigung, an solchen Stellen bekommt der Leser dann auch mal Gänsehaut.
Während man darauf wartet über Sams schrecklichen Fehler aufgeklärt zu werden, wachsen einem die unterschiedlichen und sympathisch beschriebenen Hausbewohner der Georgiana Street 33 ans Herz. Sam hatte erwartet, dass London eine große Ameisenkolonie ist, in der sich jeder Bewohner nur um seine eigene Probleme kümmert, doch genau das Gegenteil trifft ein. Und als dann sein wohl gehütetes Geheimnis raus kommt, stehen sie alle hinter ihm und geben ihm Halt um sich mit Max und seiner Familie zu versöhnen.

Ein schönes Jugendbuch über Fehler und über das Verzeihen, welches den Leser nachdenklich stimmt und ihm ein Stückchen Lebensweisheit vermittelt ohne zu belehren. Jenny Valentine hat die beeindruckende Gabe ein eigentlich trauriges Thema in so schöne Worte zu verpacken, dass das Buch trotzdem glücklich macht.

*Erschienen bei dtv*

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Autorin / Autor: anna95 - Stand: 20. Oktober 2014