Ahornbaumsamen

Einsendungen zum Schreib- und Bilderwettbewerb im Wissenschaftsjahr 2012 - Zukunftsprojekt Erde

„Was ist das?“, frage ich entgeistert und starre auf das Tütchen in Ahorns Hand. „Ahornbaumsamen, glaube ich. Habe ich auf der Straße gefunden. Also: Bäume gab es früher einmal“, erklärt er. „Waren angeblich grün, eine Farbe, die ich noch nie gesehen habe. Samen sind sozusagen die Kinder von ihnen und „Ahorn“ heißt anscheinend der Baum, genau wie ich.” So was habe ich noch nie gehört. Mit offenem Mund sehe ich ihn an. Er stöhnt: „Immer noch nicht gecheckt? Sicher weiß Robert mehr. Komm!“ Der Aufzug bringt uns ins oberste Geschoss, wo mein Opa wohnt. „Hi Opa“, rufe ich. „Grüß dich, mein buntes Narzisschen!“, sagt er. „Ich heiße Narzissa“, sage ich entrüstet. Er nickt und ich sehe, wie er mich besorgt mustert. Ich weiß, dass er meine Kleidung nicht mag, aber wie soll ich ohne sie im Trend sein? Ich beneide die anderen, die pinke Haare haben. Ich latsche hier mit blonden Locken und blauen Augen rum, während die anderen coole rote Augen haben.
Ahorn räuspert sich: „Ähem, wir wollten dich fragen, ob du weißt, was das ist und was wir damit sollen.“ Er gibt Ronald das Tütchen. Opa schaut es lange an, dann erklärt er mit rauer, trauriger Stimme: „Früher, als ich klein war, hatten wir einen Garten. Das ist ein wunderschöner Platz im Freien. Es gab Bäume, Blumen, Gras, sogar Schmetterlinge. Kinder: Das sind Samen eines Baumes! Ihr müsst sie einpflanzen und gießen. Es wäre wirklich wunderbar, wenn tatsächlich ein Baum daraus würde! Mal sehen, ob ich irgendwo Erde auftreiben kann.“

Nach wenigen Tagen hat Opa die Erde bekommen, ein seltsam dunkles, weiches Zeug. Gemeinsam pflanzen Ahorn und ich die Samen ein. Eine sehr dreckige Angelegenheit. Der Baum wächst sehr langsam. Ich habe ihn schon oft angeschrien, er soll doch schneller machen, aber er gehorcht mir nicht! Er tut einfach so, als würde er mich nicht hören. Doch man sieht schon zwei grüne Blätter. Ich finde grün ist eine wunderschöne Farbe. (Ich weiß jetzt endlich, was grün ist. Und was „wunderschön“ bedeutet.)
Ahorn und ich wollen mehr über Bäume erfahren, also gehen wir ins Internet und geben „Wald“ ein. Wir stoßen auf die Überschrift: „KINDER RETTET DEN WALD!“ In dem Artikel steht, dass es nur noch einen, sehr gefährdeten Wald in unserem Land gibt. Ein Mann bietet ab dem 15. März 2049 einen Kurs für Kinder an, in dem man etwas über den Wald lernen kann. Der Kurs findet in Uschong statt. Ich frage mich, warum wir nicht einfach eine Videokonferenz machen, so wie in der Schule, wo jeder zu Hause vor dem Computer lernt und doch mit der ganzen Klasse verbunden ist. Aber nein, wir müssen in diesen Wald kommen! Ahorn und ich gehen zu Fortuna, meiner Mutter, und erklären ihr die Sache. „Das finde ich wirklich super, dass ihr euch mit Wald beschäftigen wollt“, meint sie. „Aber wie wollt ihr denn dort hinkommen?“ Ja – wie? Darüber hatten wir uns ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht. „Uschong ist gar nicht so weit und meine Tante sehr reich, sicher kann Elinor uns fahren“, fällt Ahorn ein. Und so kommt es auch. Ahorns Tante Elinor fährt Auto. Viele Menschen haben Autos, aber sie verrosten auf den Straßen, fahren sieht man fast niemanden mehr. Das liegt daran, dass es sehr aufwendig geworden ist Treibstoff zu gewinnen. Denn dieser entsteht auf abgelegenen Deponien und muss durch spezielle Vorgänge auf jeden Autotyp angepasst werden. Jedoch ist Tante Elinor sehr wohlhabend und etwas sonderbar und so muss Ahorn sie nur ein wenig überreden und schon stimmt sie zu uns nach Uschong zu fahren.

Als wir ankommen, sitzen schon viele andere Kinder auf ihren Plätzen. Ein Mann namens Harald, begrüßt uns herzlich. Der Unterricht beginnt und Harald erklärt: „Erst einmal ist es mir sehr wichtig mit euch über das zu sprechen, was wir unbedingt brauchen, um zu überleben. Atmet mal ein und aus und stellt euch vor, wie die Luft in eure Lungen strömt.“ Alle machen, was er sagt. „Ohne diese Luft und den Sauerstoff darin können wir nicht leben. Doch um frische Luft zu haben, brauchen wir Bäume, denn sie wandeln Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff um. Doch es gibt fast keine Bäume mehr. Wenn wir so weitermachen, werden wir alle sterben! Schaut!“, er tippt auf den Wasserhahn, lässt ein wenig Wasser heraus, dann fährt er fort: „Wasser ist lebensnotwendig. Früher hat das Wasser viel besser geschmeckt. Doch nun ist es voller Giftstoffe und durch das notwendige Säubern ist es ekelhaft geworden, außerdem verschwenden wir es! Wenn das so weitergeht, gibt es bald kein Leben mehr! Wir müssen zusammenarbeiten, lieben und vertrauen, damit wir eine bessere Welt zustande kriegen. Eine schöne Welt mit Bäumen, Blumen, Tieren, guter Luft und leckerem, gesundem Wasser. Wir müssen rücksichtsvoll mit Mitmenschen und Natur umgehen. Die Welt kann sich nicht selbst erneuern. Wir müssen verzichten und wieder zur Natur zurückkehren. Ich teile euch jetzt einen Brief aus. Echtes Papier! Seit vorsichtig damit, es kann leicht zerreißen. Ich will, dass wir einen Auftritt im Telenetz veranstalten, um Werbung für das Wohnen im letzten Wald zu machen. In diesem Wald werden wir auf natürliche Weise und umsichtig leben. Fragt eure Eltern, ob auch ihr mit eurer Familie in das Lager ziehen könnt, gebt ihnen diesen Brief!“ Ich bin überwältigt von der Rede Haralds. Wieder zu Hause, zeige ich den Brief Fortuna. Sie willigt sofort ein und auch Robert sagt zu.

Jetzt leben wir hier im Wald. Jede Familie hat ihr Zelt aufgeschlagen. Wir schlafen auf Bastmatten und sammeln Beeren und Nüsse. Wir dürfen Mountainbikes benutzen, um schneller vorwärts zu kommen. Wir beobachten Tiere und zählen Bäume. Auch der kleine Ahornbaum von Ahorn und mir lebt jetzt hier. Viele Leute wurden von unserer Werbung tatsächlich angelockt und sind hergezogen. Wir haben unseren Wald Novus genannt, das heiß neu. Alle sind zufrieden und hegen Freundschaften.

Gerade lernen Ahorn und ich Umweltvokabeln. So was wie Apfel, Birne, wunderschön, hübsch, gelb, rot. Es gibt sogar Narzissen (ich heiße ja Narzissa). Das sind wunderschöne Blumen. Ahorn und ich sind uns hier in Novus viel näher gekommen. Wir machen alles zusammen. Wir sind ein tolles Team. Wir haben uns lieb und vertrauen uns und das wird immer so bleiben. Gemeinsam werden wir es schaffen, die Welt zu erneuern. Wir werden in einer neuen Welt wohnen. Gemeinsam.

Alle Infos zum Wettbewerb

Un-endlich wertvoll - Die Siegerehrung

Endlich ist es so weit!

14. November 2012

Die Jury

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Die Einsendungen

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Unsere Preise für eure schönsten Werke

Nachhaltig und schön sind die Produkte, die ihr beim Schreib- und Zeichenwettbewerb Un-endlich wertvoll!
im Wissenschaftsjahr Zukunftsprojekt ERDE gewinnen könnt!

Autorin / Autor: von Alexandra und Rebekka, 12 Jahre