Ähm...ich hätte mal ne Frage...

Wie führt man ein Interview?

Als Interviewerinnen habt ihr die Chance, interessante Leute zu treffen und sie all das zu fragen, was ihr von ihnen wissen wollt. Wichtig ist natürlich, dass euch die richtigen Fragen zur richtigen Zeit einfallen! Bevor ihr zum Interview mit - sagen wir: Madonna (na, wenn schon, denn schon!) geht, solltet ihr euch ein klein bisschen vorbereiten.

1. Die Vorbereitung des Interviews

  • Fragen ergeben sich nicht aus dem hohlen Bauch. Wenn ihr genau wisst, mit wem ihr es zu tun habt, könnt ihr daraus Fragen ableiten. Recherchiert also in Internet, Zeitschriften, Zeitungen etc. und sammelt Informationen zur Biografie und zu Dingen, die diese Person gemacht oder nicht gemacht hat. An unserem Beispiel Madonna können das Infos sein zu ihrer Ehe mit dem Regisseur Guy Richie, zu ihren Songs und Hits, zu ihren Filmen, zu ihren Images...
  • Was ist der Anlass für das Interview? Wenn ihr diese Frage beantwortet, habt ihr einen roten Faden. Hat Madonna gerade einen Oskar bekommen, könnt ihr über den Film und die Schauspielerei sprechen, hat sie eine Welttournee gemacht, dann ist euer Thema Musik. Fragen zu anderen Themen sind natürlich auch „erlaubt“!
  • Bündelt eure Fragen: fragt z.B. erst alles zum neuen Album, dann zur Musik, dann zur Karriere..., anstatt zwischen den Bereichen „herumzuspringen“.
  • Schreibt eure Fragen in der Reihenfolge, wie ihr sie stellen wollt, auf.
  • Überprüft, ob die Technik funktioniert. Läuft das Aufnahmegerät? Sind die Batterien voll? Habt ihr genügend Speichermedien dabei, eventuell auch ein Mikro und Kopfhörer? Teste am besten alles kurz vorher durch!

2. Das Interview

  • Bevor es los geht, gibt es small talk: Begrüßung, Vorstellung und ein Plausch über das Wetter o.ä. Sprecht aber noch nichts von euren Interviewfragen an.
  • Macht eure Interviewpartnerin darauf aufmerksam, dass ihr das Gespräch aufnehmt. Das Aufnahmegerät einfach mitlaufen zu lassen, ist nicht fair und außerdem nicht erlaubt.
  • Gerät einschalten und fragen!
  • Bedankt euch am Ende des Interviews: „Vielen Dank für das Gespräch, Madonna!“
  • Aufnahmegerät abschalten und abklären, wie ihr verbleiben wollt. Vielleicht will eure Interviewpartnerin das Interview lesen, bevor es erscheint. Fragt nach ihrer E-Mail-Adresse und erklärt, dass ihr das Interview zuschickt.

3. Das Interview zu Papier bringen

  • Erst einmal alles zu Papier bringen, was im Interview gesprochen wurde.
  • "Ähs" und "Mhs" streichen, „ne neue Platte“ wird zu „eine neue Platte“ – so etwas nennt man sprachlich glätten und das ist absolut erwünscht!
  • Habt ihr das Interview zu Papier gebracht, dann wird überarbeitet: streicht die Wiederholungen und ergänzt unvollständige Sätze oder  streicht sie, wenn sie keinen Sinn machen. Ist das Interview zu lang, dann kürzt die weniger wichtigen Sachen heraus.
  • Rechtschreib- und Grammatikfehler korrigieren.
  • Das fertige Interview schickt ihr wie angekündigt an eure Interviewpartnerin. Deren Antwort solltet ihr abwarten, bevor das Interview veröffentlicht wird.
  • Kleine Änderungswünsche der Interviewpartnerin solltet ihr berücksichtigen. Lasst euch aber nicht das Interview umschreiben - komplett neue Inhalte oder ganze neue Sätze gibt’s nicht!

4. Jetzt wird`s öffentlich

  • Achtet bei der Veröffentlichung darauf, dass euer Name dabei steht. Ihr könnt entweder über den Text „Lisa NetNerd traf Madonna in Köln“ oder unter den Text „das Gespräch führte Lisa NetNerd“ schreiben.
  • Ist das Interview erschienen, solltet ihr eurer Interviewpartnerin ein Exemplar zuschicken. Natürlich MÜSST ihr das nicht, aber als Journalistin sollte man sich alle Türen offen halten und vielleicht wollt ihr ja noch einmal etwas von ihr...
Autorin / Autor: Natascha Bleckmann - Stand: 5. Dezember 2002