Die kleinen Dinge zählen

Wettbewerbsbeitrag von Lydia, 16 Jahre

Ich öffnete meine Augen wie jeden Morgen. Die Sonne schien in mein Gesicht und ich blinzelte. Es fühlte sich gut an, als ob die Sonne mein Gesicht streicheln würde. Ich machte an diesem Morgen alles wie immer. Ich putzte meine Zähne, zog meine Sachen an und ging zur Schule. Ich sah am Eingang schon meine Freunde und ging auf sie zu. Der Unterricht war wie immer langweilig. Der Klassenraum roch nach Kreide und Staub, aber inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt. Der Unterricht war irgendwann zu Ende und ich ging nach Hause. Als ich das Haus betrat, begrüßte mich mein kleiner Bruder mit einer warmen Umarmung. Er sah glücklich aus und zeigte mir seine neuen Stifte, die unsere Mutter für ihn gekauft hatte. Ich sagte ihr kurz Bescheid, dass ich mich mit meinen Freunden draußen treffen würde. Ich verabschiedete mich und schloss die Tür hinter mir.
Wenn ich doch geblieben wäre, wäre dann alles das passiert? Ich lief die Straßen runter und es roch nach Regen. Mist, dachte ich, ich habe meinen Regenschirm vergessen. „Ich muss da sein, bevor es anfängt zu regnen“, sagte ich zu mir selbst und lief noch schneller.
Ich sah nicht das Auto, das auf mich zufuhr, ich sah nicht die Scheinwerfer und hörte auch nicht das Hupen. Plötzlich drehte ich mich um und sah es. Ich sah ihn. Den schockierten Fahrer, der im Auto saß. Er kam immer näher, aber es war schon zu spät.
Ich fiel zu Boden und mein Kopf prallte gegen den Asphalt. Es tat weh.
Aber dass ich vielleicht meinen kleinen Bruder nie wieder umarmen konnte, oder die warme Sonne auf meinem Gesicht spüren, oder den Geruch von Kreide und Staub im Klassenzimmer vielleicht nicht wieder riechen konnte, tat mehr weh. Ich wünschte mir, dass ich noch ein letztes Mal diese kleinen aber bedeutsamen Dinge erleben konnte. Das Blut breitete sich über die Straße aus und sie färbte sich rot.
Nach einer Weile hörte ich die lauten Sirenen vom Krankenwagen und es fing endlich an zu regnen.

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Am 27. November 2022 fand die Lesung zum Schreibwettbewerb VERWANDELBAR statt, bei der fünf der Gewinner:innen ihre wunderbaren Texte präsentierten. Moderiert wurde die Lesung durch den Autor Manfred Theisen, der auch Mitglied der Jury war.