Zu viel Aufwand?

Azubi-Bewerber:innen mit migrantisch klingenden Namen erhalten deutlich weniger Antworten, selbst mit sehr guten Noten

Wieder keine Antwort auf die Bewerbung? Oft bleibt der Briefkasten leer nur wegen des Namens

Wenn sich „Lukas Becker“ bei einem mittelständischen Betrieb um einen Ausbildungsplatz bewirbt, erhält er in zwei von drei Fällen eine Antwort. Bei „Yusuf Kaya“ oder einer „Habiba Mahmoud“ hingegen bleibt das Postfach öfter leer, weil Betriebe befürchten, dass wenn sie Auzubis mit Migrationsgeschichte einstellen, mehr Aufwand auf sie zukommt. Das haben Forschende an der Universität Siegen in einem Feldexperiment herausgefunden. Sie hatten Unternehmen fiktive Informationsanfragen geschickt, die zuvor freie Ausbildungsplätze gemeldet hatten.

„Wir können es uns nicht leisten, Potenziale zu verschwenden", warnt Professor Dr. Ekkehard Köhler. „Besonders im Handwerk, das unter Nachwuchsmangel leidet, ist dies problematisch.” Die Siegener Ökonomin Dilara Wiemann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Ökonomische Bildung an der Universität Siegen, sagt: „Für die benachteiligten Bewerber sind die Ergebnisse eine Katastrophe, denn selbst deutlich bessere Schulnoten oder soziales Engagement ändern nichts daran, dass Herkunft Leistung schlägt.“ Sogar ein Engagement beim Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ erhöhe die Chancen nicht.

Bei der Benachteiligung lässt sich laut Studie erstmals eine Art Ranking bei einem vermuteten Migrationshintergrund feststellen. Bewerber:innen mit nicht migrantisch klingenden Namen wie „Lukas Becker" erhielten bei dem Feldversuch auf 100 Bewerbungen durchschnittlich 67 Antworten. „Ivan Smirnov" (russisch) erhielt 56 Antworten, „Ariel Rubinstein" (hebräisch) 54, „Yusuf Kaya" (türkisch) 52.

„Habiba Mahmoud“ (arabisch) bekam am webigsten Rückmeldung: nur 36 Antworten. Da alle Bewerber:innen angaben, noch zur Schule zu gehen, zeigt die Studie, wie schwierig es für bestimmte Personengruppen ist, überhaupt Zugang zum Ausbildungsmarkt zu erhalten.

Als Gründe für eine mögliche Benachteiligung nannten die Betriebe Befürchtungen vor vermuteten Sprachbarrieren, kultureller Distanz, fehlenden Aufenthaltsgenehmigungen und verwiesen auf den befürchteten Mehraufwand im Umgang mit Behörden und zusätzlicher Bürokratie.

Für die Feldstudie verschickte eine Forschungsgruppe der Universität Siegen mehr als 50.000 E-Mail-Anfragen an Betriebe, die einen Ausbildungsplatz ausgeschrieben und dies der Bundesagentur für Arbeit gemeldet hatten. Im Anschluss befragte die Gruppe rund 700 Unternehmen zu ihren Erfahrungen mit Bewerber:innen mit Migrationshintergrund.

Quelle

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 6. August 2025