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Zeugnisse, Anschreiben, Lebenslauf
Was entscheidet wirklich über eine Zusage?
Hi, ich bin Alena und arbeite in der Chemiebranche, genauer gesagt in der chemischen, kunststoffverarbeitenden und pharmazeutischen Industrie. Dafür bin ich vor allem in Rheinland-Pfalz, aber oft auch in ganz Deutschland unterwegs, um die Ausbildung in der Chemie zu begleiten.
Dabei treffe ich Ausbilder:innen, Azubis, dual Studierende und alle, die mit der Ausbildung in einem Betrieb zu tun haben, höre viele Meinungen rund um die Ausbildung und den Fachkräftemangel und lerne immer wieder Neues rund um den Arbeitsmarkt.
Hi, ich bin Alena und in der Chemiebranche unterwegs
Wenn ich auf Ausbildungsmessen unterwegs bin, bemerke ich immer wieder Unsicherheiten, was die Bewerbung angeht. Oft ist die Bewerbung für die Ausbildung das erste Mal, dass ihr euch wirklich bewerben müsst. Oft übt man zwar in der Schule, aber wenn die Bewerbung dann wirklich zählt, wird man plötzlich unsicher. Ganz normal!
Der erste Schritt zur Einladung
Die meisten Unternehmen verlangen auch heute noch ein Anschreiben oder Motivationsschreiben, Zeugnisse und einen Lebenslauf. Viele Betriebe verzichten heute auch schon auf den Lebenslauf. Fällt dieser erste Schritt der Bewerbung positiv aus, geht es dann meistens in Gespräche. Das kann ein Telefoninterview sein oder ein richtiges Bewerbungsgespräch. Einige Betriebe haben dann noch ein Assessmentcenter, bevor es zur finalen Entscheidung kommt. Manchmal gibt es noch ein zweites Gespräch. Und manchmal bekommst du auch zuerst einen Online-Test zugesendet, der dann über eine Einladung zum Gespräch oder eine Absage entscheidet. Du siehst: Verschiedene Betriebe, verschiedene Herangehensweisen. Allem voran steht aber in der Regel erstmal ein Stapel Dokumente, die dich also irgendwie gut präsentieren müssen.
Aber wie soll man überhaupt mit höchstens drei Dokumenten aus der Masse herausstechen und eine Zusage bekommen? Vor allem, wenn man kaum etwas nachzuweisen hat?
Im Zeugnis wandert der erste Blick zu den Fehltagen. (Bild: Chemie-Azubis)
1. Die Zeugnisse
Hier kannst du schon richtig punkten! Gar nicht so sehr wegen der Noten, aber Ausbilder:innen achten hier auf zwei Dinge besonders: Die Fehltage und solche Noten wie Arbeitsverhalten, Sozialverhalten und Co.
Du solltest darauf achten, dass du keine oder nur minimal unentschuldigte Fehltage hast. Hier wandert bei vielen Ausbilder:innen der erste Blick hin und oft entscheidet die Anzahl der unentschuldigten Fehltage darüber, ob du überhaupt für eine Ausbildung in dem Unternehmen in Frage kommst. Achte also darauf, dass du dir entweder von deinen Eltern für Krankheitstage oder Verspätungen eine Entschuldigung schreiben lässt oder, falls du über 18 bist, selbst immer Entschuldigungen einreichst. Viele Fehlzeiten könnten sonst darauf schließen lassen, dass du unzuverlässig bist oder dich nicht gerne an Regeln hältst. Solltest du eine hohe Anzahl an entschuldigten Fehltagen haben, solltest du dich hier auf Nachfragen gefasst machen oder dich sogar schon bei der Bewerbung erklären. Auch das kommt nicht gut an. Für Krankheiten haben Ausbilder:innen aber natürlich Verständnis. Wusstest du, dass zu viele Fehlzeiten in der Ausbildung sogar dazu führen können, dass du nicht zur Abschlussprüfung zugelassen wirst?
Aber auch, wenn Noten heute längst nicht mehr alles sind, sollten bestimmte Noten trotzdem passen. Eine 5 oder gar 6 im Zeugnis könnten als „Kein Bock!“ interpretiert werden, und sollten zumindest in wichtigen Fächern nicht vorkommen.
Wenn du zum Beispiel einen MINT-Beruf machen möchtest, schauen Ausbilder:innen auf Noten wie Mathe, Physik und Chemie, im kaufmännischen Bereich zum Beispiel auch auf Englisch oder Deutsch. Hier sollte im besten Fall mindestens eine 3 stehen.
Auch, wenn ich oben beschrieben habe, wie Ausbilder:innen beim Anschauen des Zeugnisses vorgehen, gibt es mittlerweile auch viele Betriebe, die kaum noch auf Zeugnisse schauen. Vor allem die Noten spielen dann keine Rolle mehr. Das Wichtigste am Zeugnis sind und bleiben die unentschuldigten Fehlzeiten.
Und wie viele Zeugnisse sollst du nun mitschicken? Wenn eine feste Anzahl angegeben ist, natürlich die. Sonst würde ich die letzten beiden Zeugnisse mitschicken. Wenn du Abi hast, dann auch nur dieses.
Wenn du vom Schülerpraktikum oder einem Nebenjob ein Arbeitszeugnis hast und das gut ist, kommt sowas auch immer gut an. Wenn du dir nicht sicher bist, wie dein Arbeitszeugnis ausfällt, kannst du danach googeln. Hier gibt es viele Seiten, die dir die Arbeitszeugnisse in Noten entschlüsseln.
2. Der Lebenslauf
Ich weiß, wenn man direkt aus der Schule kommt, hat man in so einem Lebenslauf nicht besonders viel zu erzählen. Hier prüfen Ausbilder:innen auch eher, wie gut du einen Lebenslauf umsetzt, also das Layout, Design und die Vollständigkeit.
Hier noch einmal kurz die wichtigsten Regeln:
- Am besten verfasst du den Lebenslauf tabellarisch, also nicht als Fließtext
- Überlege dir eine gute Gliederung, also zum Beispiel Schulbildung, Praktika und Fähigkeiten
- Wähle eine Überschrift, zum Beispiel Lebenslauf von …
- Gib deine Daten an, heute gehört dazu nicht unbedingt die Adresse, aber deine Handynummer oder E-Mail
- Ein Foto ist kein Muss!
- Die neueste Tätigkeit kommt immer nach oben, also zum Beispiel die weiterführende Schule vor die Grundschule
- Praktika sollten auch angegeben werden
- Hast du Zertifikate, wie zum Beispiel den ICDL-Computerführerschein, unbedingt angeben!
Achte beim Lebenslauf darauf, dass du für alles einheitliche Schriften, Schriftgrößen und Ansätze bzw. Einzüge nutzt. Du kannst deinem Lebenslauf durch das Layout eine persönliche Note geben und auch dezent mit Farben arbeiten. Je kreativer der Beruf, desto kreativer darf auch der Lebenslauf sein.
Denke daran, dich bestmöglich zu präsentieren! Jeder Skill, den du hast, hilft dir. Gib an, welche Sprachen du sprichst, ob du in einem Verein bist, ob du ehrenamtlich arbeitest, ob du dich mit Computerprogrammen auskennst und so weiter.
Und was ist mit der berühmten Lücke im Lebenslauf? Solltest du zum Beispiel ein Auslandsjahr nach dem Abschluss gemacht haben oder nach einem abgebrochenen Studium ein halbes Jahr einfach mal nichts gemacht haben, dann könntest du das je nach Umstand, ein wenig umschreiben. Mach dich auf jeden Fall darauf gefasst, dass du darauf angesprochen wirst. Für eine Ausbildung sollte der Lebenslauf in der Regel nicht mehr als eine Seite lang sein.
3. Das Anschreiben
Mit Online-Bewerbungen und vor allem in der Ausbildung haben viele Betriebe das Anschreiben abgeschafft. Sollte von dir dennoch eines gefordert sein, hier auf einen Blick worauf es ankommt:
- Schreibe maximal eine Seite
- Wenn möglich, sprich direkt deine Ansprechperson an
- Gehe gezielt auf die Stellenausschreibung ein
- Nutze KI höchstens zur Überprüfung
- Achte besonders auf Rechtschreibung und Grammatik!
In einem Anschreiben werden vor allem zwei Dinge geprüft: Form, Rechtschreibung und Grammatik und wie gut du dich mit der Stellenausschreibung auseinandergesetzt hast. Vor allem auf die Rechtschreibung solltest du ein Auge haben, sie spielt bei der Bewerbung auf eine Ausbildungsstelle eine große Rolle, weil die Ausbilder:innen sehen wollen, dass du dir mit deiner Bewerbung Mühe gibst. Gut ist es immer, Ansprechpartner:innen und den Betrieb im Text zu nennen, damit es nicht wirkt, als würdest du allen den gleichen Text schicken. Ansonsten solltest du auch den Ausbildungsberuf nennen, für den du dich bewirbst, sowie in deiner Begründung, weshalb du dich für diesen Beruf bei diesem Betrieb bewirbst, die Anforderungen und Fähigkeiten aus der Bewerbung aufgreifen. Es geht vor allem darum, was du kannst und mitbringst, das dich für diese Ausbildung in diesem Betrieb perfekt geeignet macht.
Das Motivationsschreiben ist persönlicher als das Anschreiben. (Bild:
loufre, Pixabay)
4. Das Motivationsschreiben
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Anschreiben und einem Motivationsschreiben? Das Anschreiben ist deutlich formeller, es hat wie oben angegeben einen genauen Rahmen und bezieht sich vor allem auf deine Qualifikationen, die mit dem angebotenen Beruf übereinstimmen sollten. Es dient vor allem dazu, dich auf dem Papier einschätzen zu können.
Das Motivationsschreiben hingegen ist weniger formell, es geht um dich, deine Beweggründe und wie der Name schon sagt, deine Motivation, diese Ausbildung zu machen. Hier kannst du mehr Persönliches zu dir einfließen lassen und deine Begeisterung besser deutlich machen. Kurz gesagt erzählst du im Motivationsschreiben, warum es dieser Job und dieses Unternehmen sein soll.
Außerdem hast du hier die Möglichkeit, dich kreativ von anderen Bewerber:innen abzuheben. Du kannst außerdem auch durch deine Motivation noch einmal Lücken im Lebenslauf oder schlechtere Noten wett machen. Solltest du also das Gefühl haben, du musst etwas gutmachen, dann lohnt sich ein Motivationsschreiben, auch wenn es nicht gefordert ist. Nur wenn ausdrücklich keines gewünscht ist, solltest du auch keins mitschicken. Das gilt natürlich auch für das Anschreiben.
Und jetzt?
Jetzt möchte ich dir nochmal ein bisschen Angst nehmen. Erstens wissen Ausbilder:innen und alle im Betrieb, dass du, wenn du dich für eine Ausbildung bewirbst, in der Regel kaum oder sogar keine Berufserfahrung mitbringst, dass du wahrscheinlich noch nie Bewerbungen geschrieben hast und erst recht kein Feedback dafür bekommen hast. Wenn also etwas nicht ganz passend ist, du einen Fehler gemacht hast und die Bewerbung einfach nicht ganz rund ist, wird niemand deine Fähigkeiten anzweifeln. Klar, im kaufmännischen Bereich wird vielleicht etwas mehr erwartet als in der Produktion. Aber schließlich ist noch kein Meister und keine Meisterin vom Himmel gefallen. Mach dir also keinen Stress! Zweitens machen das die meisten Ausbilder:innen seit Jahren und haben oft selbst Kinder und deshalb total viel Verständnis für deine Situation.
Nun aber noch etwas, was auch gesagt sein sollte. Ein guter Betrieb meldet sich bei dir, ob mit Absage oder Einladung zum weiteren Bewerbungsprozess. Ghosten ist unprofessionell, hier willst du eh nicht arbeiten. Normal ist eine Wartezeit von bis zu drei Wochen, eigentlich sollte aber nach spätestens zwei Wochen zumindest mal eine Rückmeldung kommen, dass es z. B. länger dauert. Hast du dann nichts bekommen, kannst, darfst und sollst du gerne selbst einmal nachfragen! Das macht sogar einen guten Eindruck!
Genauso darfst du, ob Ab- oder Zusage, gerne nach Feedback zu deiner Bewerbung fragen. Leider fallen hier die Antworten oft etwas knapp aus. Aber solltest du die Möglichkeit haben, dann nutze sie gerne!
Und zum Schluss noch ein Angebot: In Social Media findest du uns unter: @chemie_azubis. Hier findest du Tipps, Tricks und viele Erfahrungsberichte, genau wie auf unserer Website www.chemie-azubis.de . Du kannst uns hier gerne eine DM schreiben, wenn du Hilfe zur Bewerbung brauchst, wir melden uns dann bei dir!
Hier ist noch weiterer Lesestoff zum Thema: Bewerbungsarten im Überblick.
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Autorin / Autor: Chemie Azubis - Stand: 2. OKtober 2025