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Autorin: Kyrie McCauley
Aus dem Amerikanischen von Uwe-Michael Gutzschhahn

Seit Wochen hält uns das Corona Virus alle in Isolation zuhause. Keiner soll unnötig das Haus verlassen, Schulen und Kindergärten sind geschlossen. Homeoffice steht bei allen, die auch von zuhause aus arbeiten können, an der Tagesordnung. Wir dürfen keine Freunde treffen und auch keine Verwandten besuchen.

Für Leighton und ihre jüngeren Schwestern wäre das der größtmögliche Albtraum. Eingesperrt in ihrem Haus zusammen mit ihrem gewalttätigen Vater und einer Mutter, die nichts dagegen unternimmt. Regelmäßig müssen die Schwestern unter den unberechenbaren Wutanfällen ihres Vaters leiden. Keiner scheint den dreien zur Hilfe kommen zu wollen, obwohl beispielsweise die Nachbarin ganz genau zu wissen scheint, wie es bei ihnen zuhause zugeht. Leighton versucht währenddessen alles, um ihre Schwestern zu schützen. Ihre Sorgen werden durch ihren anstehenden Schulabschluss nur größer. Wer wird ihre Schwestern beschützen, wenn sie zur Uni gehen wird? Ihr letztes Schuljahr bricht an und Leighton zerbricht zunehmend mehr daran ihr High School-Teenager Leben mit dem schrecklichen Horror, der sie daheim erwartet, zu vereinbaren.

Der Leser begleitet Leighton in einen wahren Abgrund aus Wut, Angst und Verzweiflung. Kyrie McCauley gelingt es dabei, einen konsequenten Spannungsbogen zu halten, nicht ohne die Gewaltspirale durch wohltuende Lichtblicke zu durchbrechen. Dabei beschreibt sie jede der drei Schwestern auf eine so lebhafte Weise, dass es leichtfällt, sich von der ersten Seite an mit ihnen zu identifizieren.

Besonders weil häusliche Gewalt immer noch ein Tabu Thema in unserer Gesellschaft ist und gerade in den kommenden Wochen zu einem noch wichtigeren Thema werden wird, empfiehlt es sich, diesen Roman zu lesen, der eben nicht nur unterhält, sondern auch Gewalttaten in den Fokus rückt, die in unserer Gesellschaft verdrängt werden. Für alle Leser, die selbst von häuslicher Gewalt betroffen sind oder im Alltag mit solcher in Berührung kommen, sind anhängend an die Geschichte wichtige Kontakte und Anlaufstellen notiert.
Um aufzuzeigen, wie Betroffene oftmals im Stich gelassen werden und häusliche Gewalt aktiv und wissentlich übersehen wird, nutzt Kyrie McCauley fantasievolle und magische Elemente, wie die des Hauses, das somit quasi zum Mittäter wird, indem es die Gewaltausbrüche des Vaters deckt. Ebenso erhalten Leighton und ihre Schwestern jedoch auch Hilfe, auf eine magische Art und Weise aus dem Tierreich.

Mitreißend und atemberaubend erzählt die Autorin eine lesenswerte Geschichte über schwierige Familienverhältnisse, die nicht immer klar zu trennenden Grenzen von Gut und Böse, aber auch von Freundschaft, der ersten Liebe und den Herausforderungen des Erwachsen Werdens.

*Erschienen bei dtv*

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Autorin / Autor: Ann-Kathrin - Stand: 6. April 2020