Wo sind die Filmheldinnen?

Erste weltweite Studie über Frauen in Filmen zeigt deren Abwesenheit

Bild: LizzyNet

Obwohl Frauen bekanntlich die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen, belegen sie in Filmen rund um den Globus weniger als ein Drittel aller sprechenden Charaktere. Noch weniger - nämlich noch nicht mal ein Viertel (22,5%) von ihnen - spielt in Filmen die Rolle einer Berufstätigen. Und wenn Frauen im Film als Angestellte auftreten, sind sie natürlich weit entfernt von einflussreichen Positionen. Sie stellen lediglich 15% der Businessleute, der politischen Figuren oder der Angestellten im wissenschaftlichen, technologischen oder mathematischen Bereich. Männliche Charaktere übertreffen weibliche Charaktere als Anwälte und Richter (13 zu 1), Professoren (16 zu 1) und Ärzte (5 zu 1).

Das sind einige Ergebnisse der ersten weltweiten Studie über Geschlechterrollen in globalen Filmen, die im September 2014 vorgestellt wurde. Sie zeigt, wie tief Diskriminierung und Stereotypisierung von Frauen und Mädchen in der internationalen Filmindustrie immer noch verankert sind. Analysiert wurden populäre Filme quer durch die profitabelsten Länder und Regionen, einschließlich Australien, Brasilien, China, Frankreich, Indien, Japan, Russland, Südkorea, USA, Großbritannien, so wie britisch-amerikanische Gemeinschaftsproduktionen.

Der Bericht zeigt aber auch Unterschiede zwischen den Ländern. Während Großbritannien, Brasilien oder Südkorea 35,9 - 38% aller Sprechrollen in Filmen an Frauen vergeben, befinden sich britisch-amerikanische Gemeinschaftsproduktionen und indische Filme am anderen Ende der Skala. Dort haben nur in rund 24% der Fälle Frauen Sprechrollen. Hingegen weist die Hälfte aller südkoreanischen Filme weibliche Führungskräfte und Stellvertreter auf, so wie es bei 40% der Filme aus China, Japan und Australien, die analysiert wurden, der Fall ist.

*Keine Heldinnen in Sicht*
Schaut man sich in Action- und Abenteuerfilmen um, verschwinden Frauen noch mehr. Nur 23% der Sprechrollen in diesen Filmen sind mit Frauen besetzt. Deutschland schnitt bei der Untersuchung besonders beschämend ab: Bei den zehn untersuchten deutschen Filmen war in nur zwei Filmen das Verhältnis von männlichen und weiblichen Sprechrollen ausgeglichen. Zudem zeigte sich, dass in deutschen Filmen Frauen besonders sexualisiert gezeigt werden; 39,2% der Frauen werden fast oder vollständig nackt gezeigt. Zum Vergleich: in der weltweiten Filmindustrie geschieht das durchschnittlich nur in 24,2% der Fälle.

*Filmemacherinnen holen mehr Frauen vor die Kamera*
Aber auch die Positionen hinter der Kamera sind hauptsächlich in Männerhand. Von 1.452 Filmemachern sind nur 20,5% weiblich. Frauen stellen 7% der Regisseurinnen, 19,7% der Drehbuchautorinnen
und 22,7% der Produzentinnen. Wenn Frauen allerdings als Regisseurinnen oder Produzentinnen eines Films arbeiten, steigt auch die Zahl der weiblichen Charaktere signifikant.

„Fakt ist, dass Frauen in beinahe allen Sektoren weltweit ernsthaft unterrepräsentiert sind, nicht nur auf dem Bildschirm. Aber in den meisten Fällen sind wir uns dessen nicht bewusst. Die Medienbilder haben einen starken Einfluss auf die Entwicklung und Aufrechterhaltung unserer unbewussten Wahrnehmung“, sagt Geena Davis, Gründerin und Vorsitzende des Geena Davis Instituts on Gender in den Medien, die die Studie in Auftrag gegeben hat. Sie fügt hinzu: „Medienbilder können dennoch einen positiven Einfluss auf unsere Wahrnehmungen ausüben. Wir können beeinflussen, wie es in der Zukunft weiter geht. Es gibt zwar wenige Geschäftsführerinnen weltweit, aber in Filmen kann es viele mehr geben. Wie können wir Mädchen dazu ermutigen, wissenschaftliche und technologische Karrieren zu beginnen, wie können wir sie für das Ingenieurswesen begeistern? Indem wir scharenweise Frauen casten, die in Filmen im Bereich der Wissenschaft, der Technologie, der Politik, des Rechts und in anderen Fachrichtungen arbeiten“.

Unterstützt wurde die Studie durch UN Women und die Rockefeller Stiftung, durchgeführt von Dr. Stacy L. Smith und ihrem Team an der Annenberg School for Communication and Journalism, University of Southern California.

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Autorin / Autor: Redaktion /Pressemitteilung - Stand: 8. Oktober 2014