Wie hilfreich ist die "hilfreichste Kundenrezension" wirklich?

US-Professor kritisiert Produktwertungen auf Amazon

Das Erwerben all unserer Lieblingssachen im Internet wird immer bequemer, deshalb gibt es kaum noch jemand, der noch nie etwas online eingekauft hat. Das Tolle am Online-Shopping sind natürlich auch die Möglichkeiten, sich direkt über die Erfahrungen der bisherigen Käuferinnen zu informieren. Die Kommentare sind oft das, was neben der Produktbeschreibung bei Amazon am ehesten gelesen wird - und nicht nur bei größeren Anschaffungen wie Photoapparaten, Fernsehern oder Musikanlagen. Wir fühlen uns gut informiert und sind zufrieden, wenn die Kommentare unsere Auswahl bestätigen. Doch können wir wirklich sicher sein, dass die Kommentare von echten KonsumentInnen stammen? Nach einer neuen Studie von Professor Trevor Pinch und Filip Kesler von der Cornell Universität, sollten wir wohl eher skeptisch sein, denn die Amazon-Testberichte der angeblichen KäuferInnen basieren häufig nicht auf realen Erfahrungen mit den Produkten.

In ihrer Studie mit dem Titel "How Aunt Ammy Gets Her Free Lunch" befragten Pinch und Kesler Power-RezensentInnen, die über alles schreiben, angefangen beim kompletten Shakespeare-Werk über Cornflakes bis hin zur Klobrille. Auffällig ist, dass fast 70 % der TesterInnen männlich und nur 30 Prozent weiblich sind; das Durchschnittsalter liegt bei 51 und 60 Jahren, die meisten sind überdurchschnittlich gebildet. Leider aber sind es nicht die Leute, deren ehrliche Meinungen den KäuferInnen weiter helfen, denn sie berichten den Studienleitern, dass sie die Geräte, über die sie berichten, meist nicht selbst gekauft, sondern von den Herstellern oder Marketing-Mitarbeitern geschenkt bekommen haben. Das gaben immerhin 85 Prozent der Befragten offen zu. Während eine solche Praxis bei Testberichten und Rezensionen durchaus üblich ist, macht etwas anderes schon nachdenklicher: Viele gaben an, dass sie die Testwaren nur dann weiter kostenlos bekämen, dass sie sich positiv darüber äußerten, da ansonsten werde ihr "Tester-Ranking" darunter leiden würde - und das wird offenbar nicht von den UserInnen, sondern von Amazon beeinflusst. Der Effekt: manche Produkte werden überhaupt nicht mehr getestet und andere nur noch mit vagen Aussagen bewertet. Für uns Amazon-Käuferinnen heißt es also nicht alles glauben, was uns als "hilfreichste Kundenrezension" dargeboten wird!

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 1. Juli 2011