Wer den Kürzeren zieht

Autorin: Mel Wallis de Vries
Übersetzt von Verena Kiefer

Anne ist auf dem Weg zu einer abgelegenen Hütte im niederländischen Nirgendwo. Eigentlich sollte sie sich darauf freuen: Ein Wochenende ohne Eltern, mit ihrer besten Freundin Maxime und einer weiteren Freundin sowie zwei Kumpels.

Doch so ganz ist sie nicht bei der Sache, stattdessen ist sie in Gedanken immer wieder bei ihrer Schwester, die im letzten Jahr bei einem Radunfall ums Leben gekommen ist. Anne will sich eigentlich auf den Kurzurlaub konzentrieren, doch sie fürchtet auch, dass ihre Freunde erfahren, dass dieser Unfall ihre Schuld war, und die Stimmung kippt.

Entsprechend sensibel reagiert sie, als sie und ihre Freunde plötzliche eine mysteriöse Nachricht bekommen und bedroht werden: Sollten sie die Hütte verlassen, werden sie dies bereuen. Als kurze Zeit später der Strom ausfällt, will Anne nur noch eins: nach Hause.

Doch die anderen nehmen ihre Bedenken nicht ernst – sicher ein schlechter Scherz – und feiern lieber weiter. Doch dann häufen sich die Zwischenfälle und das Feriendomizil wird zu einer Falle, aus der es scheinbar keinen Ausweg gibt.

Das Setting kennen wir so bereits aus unzähligen Büchern und Filmen. Es ist das Rezept schlechthin für eine Horror-Story: Jugendliche allein im Wald, der Rest der Welt weit weg, jugendlicher Leichtsinn und eine vage Bedrohung, die immer wieder zuschlägt.

Meine erste Assoziation war das „Blair Witch Project“, auch wenn sich die Geschichte von Anne und ihren Freunden in eine andere Richtung entwickelt. Mel Wallis de Vries erzählt dabei packend und prägnant, lässt sich eher weniger Zeit für die Aufbau von Hintergründen und Vorgeschichten. Sie konzentriert sich stattdessen auf die Entwicklung des aktuellen Geschehens.

Dadurch entsteht wenig Tiefe beim Lesen, aber umso mehr Tempo und Dringlichkeit. Mir hat das gut gefallen, die Geschichte ist die perfekte Unterhaltung für ein dunkles Wochenende. Je nebliger, desto mehr fühlt man sich als würde man zwischen Annes Freunden in der Hütte sitzen.

*Erschienen bei One*

Deine Meinung zu diesem Buch

Autorin / Autor: lacrima - Stand: 7. November 2022