Verräterisch weiblich

Avatar-Studie über Geschlechtertausch in Onlinespielen

Bild: LizzyNet

Ob Zwerge, Gnome, Elfen oder HexenmeisterInnen - für viele besteht der Reiz an einem Computerspiel darin, sich einen Avatar auszusuchen, in den sie schlüpfen können. Nicht wenige nutzen dabei auch die Chance, für die Dauer des Spiels ein anderes Geschlecht anzunehmen. Wie man dennoch erkennen kann, dass sich hinter einem weiblichen Avatar ein männlicher Spieler verbirgt, haben kürzlich ForscherInnen verschiedener US-amerikanischer Universitäten herausgefunden.

In ihrer Studie hatten die WissenschaftlerInnen das Online-Verhalten von 375 TeilnehmerInnen beim Lösen einer maßgeschneiderten Aufgabe im Multiplayer-Spiel "World of Warcraft" untersucht. Sie wollten herausfinden, inwiefern geschlechtsspezifische Unterschiede auch im Online-Verhalten durchschimmern, selbst wenn die SpielerInnen in andere Rollen schlüpfen.

Dreiundzwanzig Prozent der männlichen Studien-Teilnehmer und sieben Prozent der weiblichen Teilnehmer hatten dabei Avatare des jeweils anderen Geschlechts gewählt. Aufgezeichnet wurde, wie sie spielten, wie sie sich online bewegten, was sie im Chat äußerten und auf welche interaktiven Objekte sie klickten.

"Avatare können ihren Humor, ihren Unmut, Intrigen und Interesse durch Gestik, Bewegung und Sprache ausdrücken. Und genau das lässt Rückschlüsse auf die reale Identität der Spieler zu", sagt Mia Consalvo, eine der AutorInnen der Studie. Besonderes Augenmerk legten sie allerdings auf die Bewegungen im Spiel.

Was die ForscherInnen herausfanden, war überraschend: Hatten männliche Spieler sich weibliche Avatare zugelegt, verwendeten sie häufiger emotionale Ausdrücke und lächelnde Emoticons als ihre Kollegen mit männlichen Avataren. Außerdem neigten sie auch eher dazu, sich einen attraktiven Avatar auszusuchen. Was sie aber definitiv verriet, war ihr Bewegungsmuster, auch wenn es den ForscherInnen einige Rätsel aufgab: die männlichen Spieler mit weiblichen Avataren zogen sich öfter zurück und entfernten sich weiter von der Gruppe als Frauen mit weiblichen Avataren. Ein weiteres Phänomen war, dass Männer mit einem weiblichen Avatar durchschnittlich 116 mal mehr als ihre weiblichen Kollegen im Spiel hüpften.

Als Erklärung für dieses seltsame Verhaltensmuster führen die StudienautorInnen mehrere Möglichlichkeiten an. Erstens: die Spieler wollten im Spiel unbewusst auf ihren Geschlechtertausch aufmerksam machen. Zweitens: Da Männer manchmal weibliche Avatare benutzen, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen oder freundlicher von anderen Spielern behandelt zu werden, könnte das Hüpfen dieses Bedürfnis unterstreichen. Und drittens: Das Hüpfen könnte auch ein Zeichen dafür sein, dass der Spieler in einen weniger seriösen und dafür verspielteren Avatar schlüpfen und eine weniger ernste Rolle im Spiel einnehmen möchte.

Fest steht jedenfalls für die ForscherInnen, dass Männer ihren weiblichen Avatar allein schon dadurch verraten, dass sie idealisierte Vorstellungen von "weiblicher" Kommunikation und "femininem" Erscheinungsbild transportieren.

Solltet ihr also beim nächsten Spielchen ein total nerviges Wesen treffen, das ständig vor eurer Nase auf und ab hüft und außergewöhnlich oft lächelt, lasst euch nicht vom weiblichen Äußeren täuschen - vermutlich steckt eher ein männlicher Spieler dahinter, der einfach mal eine Pause von seiner Männlichkeit braucht ;-).

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Autorin / Autor: Redaktion /Pressemitteilung - Stand: 15. Mai 2014