Unsere Herzen auf Repeat
Autorin: Miel Moreland
Übersetzt von Svantje Volkens
'Unsere Herzen auf Repeat' ist ein queeres Jugendbuch aus der Feder von Miel Moreland und 2023 im One-verlag erschienen. Es erzählt die Geschichte der (ehemaligen) queeren Pop-Band "Moonlight Overthrow" aus Sicht der vier Bandmitglieder: Eva, Celeste, Gina und Steph. Seit der überraschenden Bandauflösung herrscht Funkstille zwischen den Vieren - jede*r ist einen eigenen Weg gegangen, und außer ein paar notwendigen Nachrichten teilen sie nichts mehr voneinander. Als jedoch ein schwerer Sturm ihre Heimatstadt Duluth trifft, kommen sie nach Jahren wieder zusammen, um ein Benefizkonzert zu geben. Während der Vorbereitungen werden die Bandmitglieder mit Vergangenheit und Gegenwart konfrontiert und müssen feststellen, dass erwachsen werden nicht zwingend bedeutet, sich voneinander zu entfernen.
Der erste Eindruck zählt - und ich glaube, das ist hier verheerend. Ich habe oft durch die Rezensionsangebote gescrollt und niemand schien sich des Roman annehmen zu wollen, so lange, wie er hier verfügbar war. Meine Vermutung ist, dass das Cover einer der Übeltäter ist. Es ist an sich hübsch anzusehen, wirkt auf mich allerdings nicht passend für die Zielgruppe. Wenn ich mir das Alter der Figuren angucke - irgendwo zwischen spätem Young Adult und frühem New Adult -, erscheint mir die bunte, cartoonhafte Aufmachung irreführend und kindlich. Ich kann mir deshalb vorstellen, dass an diesem Roman zu Unrecht vorbeigegriffen wird. Auch den deutschen Titel (im englischen Original übrigens 'It Goes Like This) finde ich etwas kitschig, auch wenn er die Musikalität der Geschichte nett aufgreift.
Erzählt wird abwechselnd aus den vier Perspektiven, sowohl aktuelle Geschehnisse, als auch Rückblenden, die erklären, wie die Band angefangen hat, wie sie auseinandergegangen ist und wie es mit den Mitgliedern der Band weitergegangen ist. An einigen Stellen dachte ich, dass die Geschichte vielleicht aus der Ich-Perspektive noch besser gewirkt hätte, da so die unterschiedlichen Perspektiven noch stärker hervorgetreten wären.
Am liebsten mochte ich Eva und Celeste, deren beider(!) Empfinden nach der Trennung für mich nachvollziehbar war. Mich hat beim Lesen somit am meisten interessiert, wie es mit ihnen beiden weitergeht. Allgemein fand ich das Thema "Weitermachen nach der Funkstille" interessant gewählt und nachempfindbar umgesetzt, ohne unnötige Dramatisierung. Auch die Repräsentation ist meiner Meinung nach gut geraten. Die Hauptfiguren sind divers, aber mehr als eben nur Schwarz, nicht-binär oder anderweitig queer: Sie sind vielschichtig, haben eigene Probleme und ihren Background. Was mich allerdings irritiert hat, war die Darstellung von Tumblr als die Plattform des Fandoms. Organisieren sich Fans da wirklich noch (vielleicht auch nur im US-amerikanischen Raum?)? Auch das Fangirling online fand ich teilweise etwas befremdlich geschrieben - sehr... fangirlig eben. Das mag aber auch daran liegen, dass ich selbst nie in solchen Online-Strukturen unterwegs gewesen bin und das nicht aus eigener Erfahrung kenne.
Die Handlung blieb den Roman über interessant und war vorrangig figurengetrieben statt spannungsgetrieben. Ich finde das völlig in Ordnung, weil das Buch auch nichts anderes versprochen hat - Freundschaft, Musik, erste und zweite Chancen. Nicht mehr und nicht weniger. Der Erzählstil ist zugänglich und flüssig lesbar, sodass man gut durch den Text kommt.
Insgesamt: ein schönes, unterhaltsames queeres Jugendbuch für zwischendurch. Vielleicht auch eine Anregung, sich "don't judge a book by its cover" zu Herzen zu nehmen.
*Erschienen bei One*
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Autorin / Autor: Louisa - Stand: 7. November 2025