Unser wildes Blut

Autoren: Wolfgang Schnellbächer und Nur Öneren
ab 14 Jahren

Buchcover Unser wildes Blut

Alexander hat sich in seine Mitschülerin Aysel verliebt. Eigentlich keine große Sache, wären nicht ihre Welten so verschieden: Alexander ist Christ und Deutscher, und Aysel ist Muslimin, die mit ihrer Familie in Deutschland lebt. Die beiden nähern sich an, und Aysel scheint Alexanders Gefühle zu erwidern. Doch ihr Zwillingsbruder Ilhan geht ebenfalls in ihre Klasse und versucht alles, um seine Schwester aus seiner Sicht zu beschützen. Als Muslimin darf Aysel keinen Kontakt zu fremden Männern haben, sie muss rein bleiben, ansonsten würde das Schande über ihre gesamte Familie bringen. Dessen ist sich die Jugendliche durchaus bewusst, aber sie kann auch ihre Liebe zu Alex nicht einfach so unterdrücken. Als sie schließlich mit einem anderen Türken verheiratet werden soll, flieht sie gemeinsam mit Alex. Doch ihr Bruder Ilhan ist ihnen dicht auf den Fersen.

*Meine Meinung*
Bei dem Roman „Unser wildes Blut“ hat mich als aller erstes der Titel schon sehr angesprochen, ebenso das Cover. Das wilde Blut ist auch etwas, das in der Geschichte oft erwähnt wird, besonders im Bezug auf Ilhan. Der Hauptkonflikt ist schnell klar – Alex und Aysel lieben sich, aber diese Liebe darf nicht sein. Für Alex hegt man als Leser sogleich Sympathien, es ist ein leichtes, sich mit ihm zu identifizieren, wenn man dieselbe Kultur lebt. Aysel und Ilhan sind im Gegensatz dazu – wenn man sich noch nicht ausgiebig mit der türkischen Gesellschaft auseinander gesetzt hat – nicht sofort so verständlich. Doch auch das haben die Autoren gut gelöst, denn das Buch ist aus den Perspektiven von Alexander und Ilhan geschrieben, und so wird einem auch Ilhans Zerrissenheit näher gebracht.

Im Gegensatz zu seiner Schwester muss er nämlich nicht rein bleiben für eine Ehe, und so balanciert er verloren auf dem feinen Grat zwischen deutscher und türkischer Kultur. Einerseits empfindet er sich als streng gläubig und will daher auch die Ehre seiner Schwester und seiner Familie beschützen, andererseits kostet er sich durch das freie deutsche Leben, schläft mit deutschen Frauen und empfindet schließlich sogar für eine von ihnen mehr – was er sich allerdings nicht eingestehen will.

Die Protagonisten sind also sehr authentisch dargestellt, und obwohl man nichts aus Aysels Sicht lesen kann, wird auch ihre Gefühlswelt in manchen sehr ehrlichen Nachrichten an Alexander offen gelegt. Die Kommunikation zwischen Aysel und Alex ist eines der wenigen Dinge, an denen ich bei diesem Buch etwas auszusetzen habe. Denn der Roman ist in einer sehr blumigen, fast schon kitschigen Sprache gehalten. Diese überzog dann natürlich auch die Dialoge zwischen den beiden, und besonders in Alexanders Fall fand ich das nicht immer passend. Ein Achtzehnjähriger Bursche spricht einfach meistens nicht so, als hätte er vorher lange darüber nachgedacht, um ja die besten Wörter zu finden. Ansonsten hat mir die Geschichte allerdings sehr gut gefallen. Man findet nicht oft ein Buch, das einen Kultur-Konflikt wie diesen so neutral behandelt und die Beweggründe beider Seiten so offen nebeneinander auslegt.

*Erschienen bei CBT Verlag*

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Autorin / Autor: klexxx - Stand: 6. Mai 2016