Trainiere deinen Mitleidsmuskel!

Forschung: Mitgefühl ist nicht angeboren, sondern erlernbar

Manchmal scheint es, als sei die Welt nur von kaltherzigen Menschen bevölkert, die über das Leid und das Unglück anderer mit gleichgültiger Miene und mitleidlosem Blick hinwegsehen. Solidarität, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft? Fehlanzeige!
Dabei könnte die Menschheit auch ein Ausbund an Achtsamkeit und Mitgefühl werden, wenn doch nur alle ein entsprechendes Training durchführen würden.
Mitgefühl lässt sich nämlich trainieren: "Es ist ein bisschen wie Training mit Gewichten", sagt die WissenschaftlerIn Helen Weng von der University of Wisconsin-Madison, die gemeinsam mit ihren KollegInnen untersucht hat, ob junge Erwachsene ihr Mitgefühl durch Training steigern können.

Ja, es funktioniert, wenn man der Studie Glauben schenken darf. Allerdings werden in diesem Training natürlich keine Kilos gestemmt, sondern es kommt eine traditionelle Meditationstechnik aus dem Buddhismus zum Einsatz. Die ForscherInnen ließen ihre VersuchsteilnehmerInnen nach dieser Methode trainieren: sie sollten sich eine Zeit vergegenwärtigen, in der jemand gelitten hatte - zunächst sollten sie mit einer geliebten Person starten. Dann sollten sie sich wünschen, dass diese Person von ihrem Leiden befreit wird. Hoffnungsvolle, laut ausgesprochene Wünsche ("Habe Freude und Erleichterung") sollten die TeilnehmerInnen in ihrem mitgefühlvollen Denken unterstützen. Anschließend sollten sie diese Übung für sich selbst, dann für Fremde und schließlich für eine Person wiederholen, mit der sie selbst Konflikte hatten.

"Indem Menschen diese systematische Annäherung benutzen, können sie ihren "Mitgefühlsmuskel" wachsen lassen und auf das Leid anderer mit Sorgfalt und dem Bedürfnis zu helfen reagieren," erklärt Helen Weng.

Die Testgruppe wurde mit einer Kontrollgruppe verglichen, die eine andere Technik erlernt hatten, in der es um die Neu-Bewertung von Gefühlen ging. Beide Gruppen wurden weiterhin über zwei Wochen mit Audio-Instruktionen bgegleitet. Dann erst folgte der eigentliche Test: in einem Online-Spiel sollten die Mitgefühlstrainierten unter Beweis stellen, dass sie eher bereit sind, Geld mit einem anderen virtuellen Spieler zu teilen, der von einem dritten Spieler ungerecht knapp gehalten wird. Und tatsächlich: wer sein Mitgefühl trainiert hatte, teilte bereitwilliger mit einem unfair Behandelten als die Teilnehmer der Kontrollgruppe.

Die WissenschaftlerInnen machten außerdem durch Hirnscans zu verschiedenen Zeitpunkten sichtbar, welche Gehirnbereiche beim Empfinden von Mitgefühl aktiv werden. Dabei konnte sie zeigen, dass die Aktivität in einem Gehirnbereich, der für Empathie und das Verstehen anderer zuständig ist, durch das Training verstärkt worden war.

Mitgefühl lässt sich demnach trainieren wie körperliche Fitness oder akademische Fähigkeiten. Mitgefühls- und Freundlichkeitstraining in Schulen könnte Kindern helfen, sich auf ihre eigenen Gefühlen genauso wie auf die Gefühle anderer einstellen zu können. Mobbing könnte damit reduziert werden und auch Menschen mit sozialen Ängsten könnte ein solches Training helfen, sind die ForscherInnen überzeugt.

Wenn ihr also wollt, dass die Welt ein bisschen herzlicher wird, dann schlagt doch eurer Schule mal eine Unterrichtseinheit in Sachen Mitgefühl vor. Vielleicht lassen sich manche von der Vorstellung, die lasse sich wie ein Muskel trainieren, ja besonders anspornen ;-).

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 24. Mai 2013