The Last True Lovestory

Autor: Brendan Kiely

Buchcover

Ein alter VW-Bus, mit drangeknoteten Luftballons, fährt einer hellorangenen Scheibe, der Sonne, entgegen. Darüber in geschwungenen orangenroten Buchstaben: The last true Love Story.

Es ist ein Roman von Brendan Kiely, dessen Cover an eine Fahrt in den Sonnenuntergang erinnert. Ein ungewöhnlicher Roman dazu. Kiely verknüpft vieles, was den Jugendbuchmarkt in den letzten Jahren bestimmt hat, Trends (Roadtrip, Bruch durch Lyrische Texte) und Klassiker (Liebesgeschichte, Familiendrama). Dennoch wirkt die Geschichte nicht wie ein wildes Puzzle, vielmehr ist alles in sich stimmig und nachvollziehbar, die Geschichte ist weder überladen noch fehlen Ausführungen. Tatsächlich ist es ein echter Geheimtipp für Leseratten und sollte in keinem Buchregal fehlen. Hier kommt jeder auf seine Kosten: die Abenteurer, die Romantiker, die Dramatiker und die Träumer. Und auch wenn der erste Eindruck so manch einem schon „Kitsch“ entgegenzuschreien scheint, liebe Herren, bitte gebt dem Buch dennoch eine Chance. Es ist nämlich keinesfalls ein „Mädchenbuch“.

Bei so viel Lob fragt man sich freilich, worum es eigentlich geht. Im Zentrum der Handlung stehen Teddy, sein Grandpa und die Straßenmusikerin Corinna.
Teddys Großvater ist dement und lebt seit einiger Zeit im Altenheim. Es gibt gute Tage mit ihm, an denen er sich erinnert, alles weiß und eben der Grandpa ist, den Teddy von früher kennt, der ihn wie seinen Sohn aufgezogen hat, weil sein Sohn/ Teddys Vater früh verstorben ist. Dann gibt es wiederum schlechte Tage, an denen er sein Zimmer verwüstet, nicht weiß wer er ist, nicht weiß wer Teddy ist. Tage, an denen seinem Gedächtnis alles entgleitet. Viel zu bald, hört man auf die Ärzte, wird es nur noch schlechte Tage geben. Deshalb hat Grandpa noch einen Wunsch. Bevor er alles vergisst, bevor er sie vergisst, die Liebe seines Lebens, bevor sie ihm für immer entgleitet will er noch einmal zurück. Zu der Kirche, wo sie geheiratet haben.

Aber wie bringt man einen Demenzkranken, der jeden Abend pünktlich in seinem Altenheimzimmer zu sein hat, quer durchs Land nach New York? Eine Nacht-und-Nebel-Aktion scheint naheliegend, ein Roadtrip mit Grandpa zur Kirche wäre möglich – wäre, hätte Teddy denn einen Führerschein.
Glücklicherweise gibt es ja noch Corinna. Corinna, an der Teddy jedes Mal vorbeikommt, wenn er Grandpa besuchen war. Dann hört er ihr gerne zu, wie sie singt und Gitarre spielt. Es ist Corinna, die ihn überrumpelt und auf die wilden Ideen bringt und irgendwie passiert es, dass Corinna, Grandpa und Teddy unerlaubt im Wagen von Teddys Mutter aufbrechen, verfolgt von Corinnas Mom, Teddys Mom und von der Polizei.

Es ist ein erfrischender Roman, der einen emotional abholt. Freude, Trauer, Wut, die ersten aufkeimenden Gefühle zwischen sich Verliebenden, das alles erlebt man mit, fühlt es mit, als würde man in die Geschichte hineinkriechen und selber bei diesem verrückten Trip mitfahren. Brendan Kiely schreibt gut verständlich, der Lesefluss wird gehalten und die Charaktere sind gut und lebendig gestaltet.
An dieser Stelle könnte ich mich jetzt wiederholen, oder auf bereits gesagtes verweisen, aber im Grunde kann ich auch gleich sagen: Lies dieses Buch. Es ist eine wahre Bereicherung und was ich ein ganz großes Plus finde, ist der Umgang mit der Krankheit Demenz. Kiely beschreibt hier sein einfühlsam die verschiedenen Positionen (Betroffener, Angehöriger) und vor allem den Mut das in einem Jugendbuch zu schreiben! Für mich eines der besten Jugendbücher der Herbst/Winter Saison 2017.


*Erschienen bei One*

Deine Meinung zu diesem Buch?

Autorin / Autor: cheshirekitty - Stand: 21. November 2017