The darkest minds – Die Überlebenden

Es hat nicht lange gedauert bis sich ein weiterer dystopischer Film in die deutschen Kinos schleicht und versucht seinen Platz zwischen Tribute von Panem und Die Bestimmung zu finden. Schon nach nur wenigen Sekunden des Trailers wusste ich, diesen Film musste ich sehen! sagt Ann-Kathrin

Nur eine weitere durchschnittliche Dystopie oder die Nadel im Heuhaufen?

Es hat nicht lange gedauert bis sich ein weiterer dystopischer Film in die deutschen Kinos schleicht und versucht seinen Platz zwischen Tribute von Panem und Die Bestimmung zu finden. Schon nach nur wenigen Sekunden des Trailers wusste ich, diesen Film musste ich sehen! Ein Film von den Produzenten meiner Lieblingsserie Stranger Things konnte nicht allzu schlecht sein. Ich behielt recht, aber dennoch weist der Film „The darkest Minds – Die Überlebenden“ leider viele Schwachstellen auf, was aber am meisten stört, ist die Vorhersehbarkeit der Handlungen. Zunächst jedoch kurz etwas zum Inhalt des Films.

In einer postapokalyptischen Zukunft hat eine heimtückische Krankheit fast alle Kinder getötet, und die wenigen, die überlebten, haben übernatürliche Kräfte entwickelt, die sie nicht kontrollieren können. Die Regierung beginnt die Kinder gefangen zunehmen und die Gefährlichsten unter ihnen, die Orangenen und Roten, zu eliminieren. Die 16-jährige Ruby gehört zu den stärksten der Jugendlichen und kann mit Hilfe einer Ärztin aus dem Internierungslager und ihrer Gefangenschaft fliehen. Bald stößt sie auf weitere Teenager, die durchgebrannt und auf der Suche nach einem sicheren Ort sind, an dem sie sich nicht mehr verstecken müssen. Doch auszureißen reicht nicht aus, um zusammen einer Welt, die von mächtigen und skrupellosen Erwachsenen dominiert wird, zu entfliehen. Ein Kampf gegen die Regierung und alle anderen Erwachsenen scheint unausweichlich, wenn sie ihre Zukunft wieder selbst in der Hand haben wollen.

Der Film basiert auf dem ersten Teil einer Romantrilogie von Alexandra Bracken. Regie führte Jennifer Yuh, die bereits erfolgreich Stranger Things, eine Netflix-Eigenproduktion, inszenierte. In „The darkest Minds – Die Überlebenden“, dem ersten Teil einer Trilogie, - doch um vorwegzugreifen, der Film kommt in keiner Weise an die Serie heran - die einen Riesenerfolg feierte und auch zu meinen persönlichen Favoriten gehört. Das größte Problem des Films ist das Skript, denn erst aus diesem ohne Kohärenz und völlig unstrukturierten Skript resultieren weitere Probleme für den Film. Abgesehen davon fehlt die Logik und Hintergrundinformationen: Warum entwickeln die Jugendlichen plötzlich alle außergewöhnliche Fähigkeiten? Werden ab diesem Zeitpunkt keine Kinder mehr geboren, und wie fühlen sich die Eltern dabei?

Der Film versucht das Beste aus allen möglichen Dystopien zu verbinden und versagt dabei kläglich: Teile von Tribute von Panem (ein auserwähltes hübsches Mädchen rettet die Welt), The Maze Runner (eine Krankheit breitet sich rasend schnell unter den Menschen aus) oder auch Die Bestimmung (alle Jugendlichen und Kinder werden in Kategorien unterteilt, nur dass es hier Farben sind). Trotz dieses Recyclings von altem Dystopie-Material, ist der Film durchaus unterhaltsam und anschaubar ohne dass man fluchtartig die Toilette aufsuchen möchte, wenn man denn nicht allzu hohe Erwartungen hat.

Das war vielleicht mein Vorteil: Ich hatte keinerlei Erwartungen an den Film und bin deswegen trotz der fehlenden Kreativität und der flachen, langweiligen Charaktere noch recht positiv gestimmt gewesen. Die Schauspieler überzeugen zum größten Teil, aber große Namen wie Mandy Moore oder Gwendolyn Christie (aus GOT) sind nur Randfiguren, ihr Potential wurde bei Weiten nicht voll ausgeschöpft. Von den Charakteren bin ich hingegen maßlos enttäuscht, flach und ohne Individualität, man fühlt sich ihnen nicht nahe, und sie handeln oft ohne nachzudenken. Der einzige Charakter, der irgendwie interessant für mich war, hieß Charles oder Chubs, wie seine Freunde ihn nennen. Er ist zwar der typische Nerd der Gruppe, aber er reißt auch die lustigsten Sprüche und sorgt für eine angenehme Stimmung im Film.

Ebenfalls positiv anzumerken sind die Special Effekts, die wirklich glaubwürdig gestaltet wurden und sehr echt aussehen (soweit man das über eine Dystopie sagen kann). Diese Effekte sind auch das Einzige, was mich persönlich an Stranger Things erinnert hat, die Geschichte des Films und die Gestaltung durch Musik und Plot ist „cringy-worthy“ (ja, ein Anglizismus, aber dieser passt hier sehr gut). Man sieht immer, wo der Film hinwill, auch wenn man den Zweck von vielen Handlungen nicht versteht. Diese Vorhersehbarkeit macht den Film weniger spannend, und besonders die Liebesgeschichte zwischen Ruby und Liam wirkt konstruiert, an den Haaren herbeigezogen, und wieso braucht jeder Film dieses Genres immer unbedingt ein Liebespaar (zwischen der „Auserwählten“ und einer niedrigeren gestellten Person versteht sich)?! Die Musik ist ebenfalls bis auf wenige Ausnahmen stark am Mainstream orientiert (die Instrumentalmusik hingegen ist gut) und genauso wie der erzwungene Liebesplot scheinbar auf junge Teenagermädchen zugeschnitten.

Positiv aufgefallen ist mir hingegen die Struktur durch Rückblenden und generell den Zeit- und Ortsprüngen. Leider sind sie manchmal nicht nachzuvollziehen und erscheinen sinnlos. Was ist der Zweck der Geschichte? Wann kommt endlich der erhoffte Höhepunkt (Spoiler: es gibt keinen)?

Trotz all dieser negativen Punkte muss ich zugeben, dass ich mir den Film gerne angeschaut habe und in ein paar Jahren vielleicht sogar noch einmal ansehen würde. Wie bereits gesagt lässt er sich gut anschauen, wenn man keine Erwartungen an ihn stellt und weiß, dass er die Dystopie-Filmwelt nicht neu erfindet, sondern ganz im Gegenteil Altes recycelt und neu verwendet – was nicht immer schlecht sein muss. In diesem Fall aber kann ich The darkest Minds nur eingeschränkt empfehlen, und zwar allen Fans von Dystopien, die sich im Teenager-Alter befinden oder mit den Erwartungen an einen Teenager-Romanzen-Zukunfsfilm (Ist das überhaupt ein Wort?!) in die Kinos gehen.

Bei all der Kritik: Ein Lob an die Schauspieler und das Special-Effekts-Team, und allen Mutigen von euch - viel Spaß im Kino!

*Filmstart: 16. August 2018*

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Autorin / Autor: Ann-Kathrin - Stand: 6. August 2018