Berlin. Sightseeing und Shoppingtour fallen aus. Denn für den 17-jährigen Biko, der afrikanischer Abstammung ist, dreht sich alles nur noch um seine Leistungen an der Artistenschule, um die chaotische Flüchtlingswelle, um Lizzy, in die er sich Hals über Kopf verliebt hat, und um den Koffer, der in einer anderen Zeit einem Anderen gehört hatte – nämlich Pico. Zwei Geschichten, eine im Hier und Jetzt, eine andere in der Vergangenheit, geschickt verknüpft. Pico kehrt lebendig aus dem Ersten Weltkrieg zurück und nimmt seine Arbeit als Kellner im Hotel Eden wieder auf. Doch das Berlin, wie er es kannte, gibt es nicht mehr. Denn eine Revolution ist angebrochen.

Jedes Buch ist es wert, gelesen zu werden. Jedes Buch verdient eine Chance. Wer dieses Jugendbuch überliest, verpasst eine beeindruckende, hautnahe Zeitreise in die Vergangenheit und wird die spannenden Grenzen der Zeit nicht überschreiten. „Tatort Eden 1919“, verfasst von Maja Nielsen, bildet das Gegenteil zu langweiligem, realitätsfernem Unterricht in den Fächern Deutsch, Geschichte und Sozialkunde, wie ihn Jugendliche vielleicht aus der Schule kennen.

„Wenn wir zulassen, dass unschuldige Menschen verfolgt werden, dann trifft es irgendwann auch uns selbst. Und dann ist keiner mehr in Freiheit, der seine Stimme für uns erheben kann“ (Seite 81, Zeile 27-30). Für ein Alltagsleben in Todesangst reicht die Vorstellungskraft von den jüngeren Generationen meist nicht aus, doch nach dem Lesen dieses Jugendbuches werden die Jugendlichen ihr Leben in politischem und gesellschaftlichem Frieden umso mehr wertschätzen und als weltweit erstrebenswert empfinden.
           
Maja Nielsen überzeugt, nicht für Geld und Ruhm „Tatort Eden 1919“ geschrieben zu haben. Ihre Intention scheint es vielmehr zu sein, dass die Vergangenheit nicht in Vergessenheit gerät. Die Leser und Leserinnen bekommen die einmalige Chance, aus der Vergangenheit zu lernen und diese neu gewonnen Erkenntnisse und Moralvorstellungen in der Gegenwart anzuwenden.

Auch spricht das Jugendbuch Romantiker und Romantikerinnen an. Die Liebesgeschichten zwischen den in der Gegenwart existierenden fiktiven Figuren Biko und Lizzy und zwischen den in der Vergangenheit lebenden Figuren Pico und Pippa lassen Positivität und ein Kribbeln im Bauch entstehen.
In dieser ersten Auflage des Jugendbuches aus dem Jahr 2018 befinden sich leider vermehrt Rechtschreib- und Grammatikfehler, welche den Leser bzw. die Leserin im Lesefluss stören. Trotzdem empfehle ich „Tatort Eden 1919“ jedem und jeder weiter, egal, ob alt oder jung und groß oder klein. Denn jeder und jede kann sich in diesem Buch wiederfinden. Maja Nielsen inspiriert den Leser bzw. die Leserin zu dem persönlichen Nachdenken über die Frage: Wer will ich sein? Wie will ich handeln?

*Erschienen bei Gerstenberg*