Taras Augen

Autorin:  Katharina Bendixen

Tara ist eine erfolgreiche Schwimmerin. Wenn sie nicht gerade durchs Becken jagt, verbringt sie ihre Zeit in der Laube in ihrem Garten oder mit Alun, ihrem besten Freund. Doch dann passiert es: In der Chemie-Fabrik in ihrer Nachbarschaft kommt es zu einem Unfall, bei dem viele Menschen ums Leben kommen und unbekannte Giftstoffe in die Umwelt austreten. Die gesamte Region muss evakuiert werden. Tara lebt mit ihrer Familie für einige Monate in einer Flüchtlingsunterkunft in der nächsten Stadt, bis ihr alter Wohnort von der Regierung als „gelbe Zone“ wieder eröffnet wird. Taras Familie hat keine andere Wahl als zurück zu kehren, sie können sich das teure Leben in der Großstadt nicht leisten. Die wohlhabende Familie von Alun hingegen hat keine Pläne, in die gelbe Zone zurückzukehren. Tara erlebt nun einer Welt, die Traum und Alptraum zugleich ist: Es gibt keine regulären Schulen mehr, keine Termine, keinen Zeitdruck. Gleichzeitig gibt es aber auch keine Infrastruktur, weder Einkaufsmöglichkeiten noch Ärzte. Aluns Alltag in der Stadt ist im Gegensatz dazu von Überwachung und Konsum geprägt. Und doch bauen die beiden wieder Kontakt zueinander auf. Allerdings bewegt sich Alun als Street-Artist immer wieder am Rande der Legalität, und Tara hat sich mit dem neuen Nachbarsmädchen angefreundet, das nun im früheren Haus von Aluns Familie lebt. All das beeinflusst die Leben von Tara und Alun und macht es den beiden immer schwerer, zueinander zu finden.

Katharina Bendixen erschafft in „Tara’s Augen“ eine Dystopie, in der staatliche Überwachung allgegenwärtig ist, und Konsum das höchste Gut. Doch sie lässt gleichermaßen Gegenpole entstehen: Denn es gibt auch Bürgerinnen und Bürger, die sich gegen das System auflehnen, oder sich ihm zumindest entziehen. Ebenso existieren Menschen, die für die Kunst leben, auch wenn diese keine oder kaum Anerkennung erfährt. Die Geschichte von Alun und Tara wird einfühlsam und mit Liebe zum Detail erzählt. Was mir leider weniger gut gefallen hat, war die Komplexität der dystopischen Welt. Viele Dinge und Zusammenhänge haben sich mir nicht wirklich erschlossen. Es gibt ein Glossar mit Erklärungen zu Personen und Begriffen am Ende des Buches, das ich mehrfach zu Rate gezogen habe. Das war zwar hilfreich, allerdings finde ich, dass sich solche Erklärungen aus der Erzählung ergeben sollten. Allerdings wirkt die Geschichte auf mich bereits jetzt etwas überladen: Es gibt die Beziehung zwischen Tara und Alun, die Entwicklungen in der gelben Zone, die Aktivitäten von Alun in der Stadt, seine Freunde, die Freunde von Tara, ihre Familie, Aluns Familie – es ist einfach sehr viel und greift oft nicht harmonisch ineinander, sondern läuft teilweise parallel, teilweise kreuz und quer. Auf mich wirkt die Geschichte überladen, und als würden am Ende einige Handlungsstränge nicht zu Ende erzählt.

Insgesamt konnte mich „Tara’s Augen“ nicht so wirklich begeistern, da der Mix aus Liebesgeschichte, Dystopie und geheimer Identität für mich nicht harmoniert hat.

Erschienen bei MIXTVISION

Autorin / Autor: lacrima - Stand: 3. Januar 2024