Tachyon

Autor: Brandon Q. Morris

Achtung, enthält Spoiler zu Teil 1

Im zweiten Teil der Tachyon-Trilogie treffen wir ein paar alte Bekannte wieder: Kang, Yinis Zwillingsbruder, lebt nach wie vor auf dem Mond im großen Archiv und arbeitet dort für den Hausmeister Zahir. Und nun macht er auch zum ersten Mal Bekanntschaft mit Mr. Smith, dem Mann, der seiner Schwester die Tachyonübertragungen zu Monte und Tailin gegeben hatte. Kang muss sich gleich zwei Schwierigkeiten stellen. Seinem schlechten Gewissen (schließlich hat er die Reise seiner Schwester zum Neomars verraten, die dort nach ihrer Mutter suchen wollte) und der Aufforderung Smith, er solle seiner Schwester hinterherreisen, seine Familie einsammeln. Zahir und Mike (der Hausmeister und Archivar, die wir beide aus dem ersten Buch kennen) können Kang von der Reise abhalten. Stattdessen vertieft er sich auf dem Mond in Tachyonübertragungen von Monte und sieht, wie es mit dem Privatdetektiv weiterging, nachdem er seiner Schwester und Mutter bei der Flucht aus dem Gefängnis des Neomars geholfen hat.
Parallel werden wir in die Lebenswelt von Talut Forest mitgenommen, einem Waldarbeiter von Terra Nova, der nach einem Arbeitsunfall Teil einer geheimen Mission zur Oberfläche des Planeten  werden soll. Denn auf dem Planeten Terra Nova, der von 20 km hohen Bäumen bedeckt ist, spielt sich das Leben entweder auf den Kronen der Bäume, am Meer oder im Gebirge ab. Von einem Ausflug auf den Waldboden ist bis dato nur ein Mensch lebend zurückgekehrt.

Wie auch im ersten Teil könnte man als Kerngeschichte die Geschehnisse auf dem Mond betrachten, da die beiden anderen Erzählstränge sich im Laufe des Buchs als Tachyonübertragungen herausstellen und so alle Informationen bei Kang zusammenlaufen. Gleichzeitig ist der Erzählstrang für mich derjenige mit dem geringsten Spannungsbogen gewesen. Dennoch - dieses Zusammenführen der Handlungsstränge gefällt mir gut, da so die Vielschichtigkeit der Erzählungen sich ergänzen können. Schade finde ich, dass wir es dieses Mal fast ausschließlich mit männlichen Figuren zu tun haben. FLINTA tauchen lediglich als Randfiguren (Expeditionsteilnehmerinnen, Partnerinnen, Chefinnen) auf und haben einen sehr geringen Anteil an den Handlungssträngen des Buchs.

Ich merke außerdem, dass die verschiedenen Daten über den Kapiteln (jedes Planetensystem hat seine eigene Zeitrechnung) etwas verwirrend für mich sind. So war für mich lange nicht klar, ob die Erzählstränge zeitgleich oder nacheinander spielen. Für mich könnten ein paar der sehr ausführlichen Details über Planetensysteme, die keine Rolle in der Handlung spielen, weggelassen werden - auch wenn ich durchaus verstehe, dass sie zum World Building beitragen. Allerdings verliere ich mich so manchmal in Details und habe das Gefühl, dass mir darüber andere, vielleicht wichtigere, Informationen durchs Netz gehen.
Trotz der geäußerten Kritik: Ich will den dritten Teil gerne lesen. Schließlich gilt es herauszufinden, was es mit der Tachyonwaffe auf sich hat und zu sehen, wie die verschiedenen Handlungsstränge sich zu einem Großen und Ganzen verdichten.

Erschienen bei FISCHER Tor

Autorin / Autor: Karla - Stand: 14. Oktober 2025