Sorgfältig schenken

Nichts zu schenken, ist manchmal einfach keine Option. Wer aber Wert auf Nachhaltigkeit legt, kann sorgfältig schenken

Das Konzept des Schenkens ist fast so alt wie die Menschheit selbst und es steht für soziale Verbundenheit, Freundlichkeit und die Bereitschaft zu teilen. Aus der Psychologie wissen wir, dass Schenken nicht immer uneigennützig ist, Schenken aktiviert nämlich das Belohnungszentrum in unserem Gehirn. Schenken ist also nicht nur schön für die Beschenkten, sondern tut uns auch selbst gut. Nicht zuletzt, weil es die soziale Bindung zu dem Gegenüber vertieft.
So weit, so großartig. Das Problem, wenn es Richtung Weihnachten geht: Schenken wird zum Muss. Vor lauter Stress, allen noch schnell ein passendes Geschenk zu besorgen, wird ziemlich viel gekauft, dass der oder die Beschenkte überhaupt nicht gebrauchen kann. Es landet dann schließlich in der Rumpelkammer, beim Schrottwichteln oder gleich im Müll - zusammen mit einem riesigen Haufen Verpackungsmaterialien.

Zu viel, zu hässlich, zu kurzlebig

Die meisten Geschenke, die hierzulande unter dem Weihnachtsbaum landen, sind außerdem alles andere als klima- und umweltfreundlich: Spielekonsolen, kurzlebige Kleinelektronik, elektrische Spielzeuge, Klamotten, die nicht gefallen, geschmacklose Deko-Objekte, Küchenzubehör, das kein Mensch braucht. Also lieber gar nichts schenken?
Im Gegensatz zu älteren Menschen, die tatsächlich oft schon alles haben und wirklich nichts brauchen, haben jüngere Menschen durchaus noch Bedarf und wollen nicht unbedingt nur Immaterielles bekommen. Ein Englischkurs oder ein Los für eine gemeinnützige Lotterie unter dem Weihnachtsbaum? Gut und sinnvoll und bestimmt auch nachhaltig, wird aber nicht bei allen für große Begeisterung sorgen.

Richtig schenken ist eine Kunst und nachhaltig schenken doppelt schwer. Wir tasten uns darum langsam heran. Mit Sorgfalt ;-).

  • Weniger schenken
    Darf‘s ein bisschen weniger sein? Ja bitte. Das ist wohl das oberste Gebot nachhaltigen Schenkens. Nicht übertreiben, nicht so viel, lieber genau überlegen und dann weniger, aber gezielt schenken. Ein tolles Geschenk muss übrigens nicht noch von 20 kleineren Schnickschnack-Geschenken begleitet werden. Im Gegenteil, das schmälert die gefühlte Wertigkeit des Hauptgeschenkes.
  • Wünsche abfragen
    Hat die beschenkte Person einen Wunsch? Etwas, was sie auf jeden Fall braucht und gerne hätte. Zum Beispiel einen Gebrauchsgegenstand für die erste eigene Wohnung, den ersten Campingurlaub oder den Beginn von Studium oder Ausbildung? Ist der Wunsch sehr konkret? Zum Beispiel eine CD von XY oder genau dieses eine Buch, ein Duschvorhang oder eine Taschenlampe? Perfekt! Überraschungen sind wundervoll, aber ein gewünschtes Geschenk erzeugt oft mehr Begeisterung, vor allem wenn es von persönlichen Worten, einem liebevoll gebackenen Keks oder einem schönen Foto begleitet wird. So wird verhindert, dass Geschenke ungenutzt in der Ecke liegen oder umgetauscht werden (bekannterweise landen Umtausche und Retouren nicht selten im Müll).
  • Kein Wunsch? Schenken, was sich verbraucht
    Wer sich ausdrücklich nichts wünscht, will vielleicht wirklich einfach nichts. Wer trotzdem nicht mit leeren Händen dastehen will, schenkt am besten etwas, was sich verbraucht: eine schöne Kerze, ein Lieblingsgetränk, fair gehandelter Honig, beliebte Gewürze, ein leckerer Tee.
  • Gebrauchtes schenken
    „Altes“ und Gebrauchtes kann ein ganz besonders begehrenswertes Geschenk sein, weil es das nicht an jeder Ecke und in jedem Billigshop zu kaufen gibt und darum ziemlich einzigartig ist. Eine alte Keksdose, ein witziges Spielzeug aus Kindertagen, ein Bild, das du mal auf dem Flohmarkt entdeckt hast, ein 60iger Jahre Armreif aus Omas Schmuckschatulle, ein Werkzeug, das du doppelt hast und jemand anderes gut gebrauchen kann? Dein altes T-Shirt, das deine beste Freundin immer so cool fand? Schenk es ihr! Es ist viel mehr wert als der neuste H&M Fummel.
  • Eins für alle: Etwas schenken, das man beim Fest gemeinsam machen kann
    Mache EIN Geschenk für alle und verknüpfe das mit einer gemeinsamen Aktion: Ein Gesellschaftsspiel, Zutaten für ein besonderes Gericht oder Getränk, ein Puzzle, ein Bastelset oder Zeichenzubehör. Achtet bei Bastelsets auf umweltfreundliche Anwendungen (z.B. Scherenschnitt, Ton, Wasserfarben). Wer Puzzle und Spiele pfleglich behandelt und keine Teile verliert, kann sie gut auf Flohmärkten, im Second-Hand-Läden, über Kleinanzeigen weiterverkaufen oder spenden, wenn die Freude daran nachlässt. Und natürlich lassen sich Spiele wunderbar mit anderen teilen und tauschen.
  • Gutscheine
    Gutscheine sind an sich eine gute Sache. Jeder kann sich so selbst aussuchen, was er oder sie wirklich gebrauchen kann. Wenn ihr nachhaltig schenken wollt, schenkt ihr am besten keinen Gutschein für Amazon oder Primark, sondern für Geschäfte mit einer nachhaltigen Ausrichtung, einen Second-Hand oder Fairtrade-Laden, idealerweise direkt um die Ecke. Es können ja auch mal kleine Gutscheine sein, die im Alltag Freude machen wie z.B. einen Gutschein für Brötchen vom Bäcker, für ein Müsli aus dem Unverpacktladen oder für die Änderungsschneiderei, die die Lieblingsjeans wieder flickt.
  • Geschenke für ein Event
    Ein Gutschein für einen Hubschrauberflug über die Stadt oder eine Runde auf dem Nürburgring im Rennauto sind natürlich kein bisschen nachhaltig. Ansonsten sind Gutscheine für ein schönes gemeinsames Event persönlich und nett, aber wie es so ist, landen auch diese Geschenke in der Schublade und werden vergessen. Wenn sie einem mal wieder in den Sinn kommen, dann meist in Form dieses „Ach ja stimmt, das müsste man auch mal machen“. Im Zweifelsfall sind darum verbindliche Gutscheine mit festem Datum in naher Zukunft die beste Variante. Eine Konzertkarte, ein Ausflug mit fest gebuchten Bahntickets, ein gebuchter Tisch im Lieblingscafé. Das Event sollte in erster Linie der beschenkten Person gefallen und nicht der Person, die es verschenkt.
  • Selbstgemachtes schenken
    Mit den selbstgebastelten Geschenken ist das so eine Sache. Selbstgebastelte Geschenke können großartig sein, aber für sie gilt dasselbe wie für alle anderen Geschenke auch. Sie sollten gebraucht oder gewollt werden. Denn wer nichts will, weil er wenig Platz hat, und dann eine riesige Pappmachéskulptur bekommt, wird wohl kaum Freudensprünge machen – egal wie kreativ sie ist. Guckt also, was jemand wirklich braucht und was passt: ein schönes Foto, ein selbstgestrickter Schal, ein bemaltes T-Shirt,  Pflanzenableger im selbstbemalten Blumentopf, selbstgemachte Bienenwachstücher, Kerzen aus Kerzenresten, Gewürzöle… Auch hier kann nachhaltig geschenkt werden: keine Klebstoff-, Glitzer- und Lichterkettenorgien, sondern möglichst mit umweltfreundlichen Materialien arbeiten und Dinge „basteln“ oder selber machen, die gewünscht werden, sich verbrauchen (und den Beschenkten schmecken 😉) oder sich unproblematisch weitergeben lassen.
  • Auf nachhaltige Produkte achten
    Na klar. Wer Wert auf Nachhaltigkeit legt, sollte natürlich unbedingt nach (wirklich) umweltfreundlich und möglichst fair produzierten Produkten Ausschau halten. Die Auswahl wird immer größer und immer mehr Firmen bemühen sich zumindest, wichtige Umweltstandards einzuhalten. Trotzdem ist das Gefallen beim Schenken fast der wichtigste Nachhaltigkeitsfaktor. Ein wirklich geliebtes Stück wird in der Regel viel länger genutzt und pfleglicher behandelt. Darum kann die heiß geliebte Polyester-Strickjacke, die getragen wird bis sie vom Leib fällt, auf ihre Weise nachhaltiger sein als der verschmähte Wollpullover, der in der hintersten Schrankecke von Motten zerlegt wird.

Wenn ihr all das beherzigt und das Ganze dann noch umweltfreundlich verpackt, dann seid ihr ganz weit vorne. Viel Spaß beim Schenken und beschenkt werden!

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: Weihnachten