Sieben Arten Dunkelheit

Autor: Christian von Aster
Grafik: Timo Kümmel

„Wer die Dunkelheit zu verstehen lernt, der braucht sie nicht mehr zu fürchten.“
… oder so ähnlich (denn das Zitat finde ich auf den gut 330 Seiten nicht wieder) lautet ein Satz aus dem Buch „Sieben Arten Dunkelheit“ von Christian von Aster.
David, ein junger Mann, der in einem Ort nahe Düsseldorf lebt, hat Angst vor der Dunkelheit. Zumindest zu Anfang, denn nachdem er die blinde Ayumi kennenlernt, die ihm ein mysteriöses Glas mit schwarzem Inhalt überreicht, welches bei dessen Öffnung seinen Feinden das Fürchten lehrt, wird ihm schnell klar, dass die Dunkelheit viel mehr beinhaltet, als er zunächst zu sehen vermocht hat. Zeitgleich machen sich irgendwo fernab, auf der Insel Whaku, nach unerklärbaren Geschehnissen zwei Geschwister auf den Weg von einem Meister zu einem anderen. Und kommen nie an.
Christian von Aster nimmt einen mit in eine wundervolle neu geschaffene Welt der Dunkelheit. Er erschafft in seinem Buch Meister, die das Dunkel verstehen oder verändern können, angehende Nachtzähmer, die danach streben, die in der Prophezeiung verheißene Person zu sein, Tiere der Finsternis, deren Bezeichnung allein einem schon ans Herz wächst (Schattenhamster, Nachtmahr, Dunklon, …) und nicht zuletzt einen Wechsel zwischen verschiedenen Welten (der Dunkelheit, der modernen realen Welt und der abgeschiedenen der Insel). Es geht um Verrat, Zusammenhalt, Verzweiflung und vor allem um Macht und Gier und um Unzufriedenheit, die den Menschen innewohnt. Eine schier wunderbare Idee, solche als negativ empfundenen Gefühle als weitere Art der Dunkelheit darzustellen und sie gar zu züchten!

Weniger positiv sind mir an dem Buch vor allem doch die sich bald in der Anzahl als störend auswirkenden Rechtschreib- oder/und Grammatikfehler aufgefallen, die sich besonders ab der zweiten Hälfte des Buches durchziehen (einmal fehlt sogar ein kompletter Wortteil). Das schmälert natürlich die Geschichte selbst wenig, lässt einen aber zum Teil doch stutzen und kurzzeitig innehalten, was den Lesefluss durchaus hemmt.
Etwas schwierig fand ich es auch, dass es so viele Perspektivwechsel gab. Diese waren im Rahmen der Geschichte zwar sehr gut eingesetzt und fügten letztlich alles zu einem Gesamtbild und später auch zu einer gemeinsamen Geschichte zusammen, dennoch hat es mich persönlich daran gehindert, eine Art „Bindung“ zu einem der Charaktere herzustellen, den man dann auf seinem Weg begleitet. Andererseits hätte ich nicht gewusst, wie man die Geschichte anders so gut hätte erzählen können, da jeder Wechsel zwischen den Figuren sinnvoll eingesetzt und durchaus notwendig war.

Allgemein möchte ich noch mal die wundervolle Idee hervorheben, die der Autor mit seiner Geschichte verfolgt: Wir alle kennen die Dunkelheit als etwas, das jede Nacht über uns hereinbricht. Christian von Aster aber unterteilt die Finsternis noch einmal, gibt ihr einen eigenen Raum, eigene Geschöpfe und führt letztlich auch im wahren Leben dazu, sich noch einmal neu mit ihr auseinanderzusetzen und bewusster wahrzunehmen, dass es tatsächlich wohl mehr als die reine Nacht gibt als vielmehr verschiedene Abstufungen des Dunkel.

Alles in allem ist es ein sehr schön zu lesendes Buch mit einer wundervollen Idee, deren Geschichte mich zwar nicht vollends gepackt hat, die ich aber dennoch nicht bereue, gelesen zu haben!


*Erschienen bei Thienemann-Esslinger*

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Autorin / Autor: Antonia - Stand: 25. September 2019