Rote Ampel für frauenfeindliche Werbung

Werberat: 2014 Deutlich mehr Kritik an Fahrzeugwerbung

Bild: LizzyNet

Wer öfter auf Autobahnen unterwegs ist, wird sich - wenn schon nicht ärgern - so zumindest wundern, warum von so vielen LKWs leicht bis unbekleidetete Damen in eindeutig anzüglichen Posen herunterschauen. Kein Wunder, dass der Deutsche Werberat zum ersten Halbjahr 2014 deutlich mehr Kritik an Fahrzeugwerbung vermeldet. Allein 12 Fälle von Transportmedien - also Werbung auf LKW etc. - waren in den ersten sechs Monaten Gegenstand eines Beschwerdeverfahrens vor dem Werberat, also fast doppelt so viele wie im gesamten Vorjahreszeitraum, wo es insgesamt 13 Beschwerden gab.

Aber nicht nur sexistische Fahrzeugwerbung stand in der Kritik. Insgesamt 95 Fälle und damit fast 50 Prozent nahm der Bereich der geschlechterdiskriminierenden Werbung in den ersten sechs Monaten des Jahres ein. Konstant hoch blieb dabei der Vorwurf der Frauenherabwürdigung und -diskriminierung. Männerdiskriminierung kommt hingegen immer noch selten vor. Drei Unternehmen wurden denn auch wegen frauendiskriminierender Werbung gerügt: Ein Gerüstbauunternehmens kassierte die Rüge für das Plakatmotiv mit einer lasziv posierenden Frau in Dessous zwischen den Werbezeilen „Blaue Pillen verteilen wir nicht! ...aber wir bringen Sie trotzdem hoch!“. Das abgebildete weibliche Model werde als sexuell verfügbares Objekt dargestellt, das mit Hilfe des Potenzmittels Viagra entsprechend „benutzt“ werden könne argumentierte der Werberat. Die zweite Ermahnung ging an ein Bowlingcenter, das mit einem plakatfüllenden weiblichen Dekolleté warb. Der Slogan dazu: "Wo würde Dieter bowlen? ...natürlich bei uns im Strike 24." Ein weibliches Körperteil werde als Blickfang benutzt, ohne dass in irgendeiner Form ein Produktzusammenhang gegeben sei: Frauenherabwürdigend, so das Urteil des Werberatsgremiums.

Auch die Plakatwerbung einer Brauerei stuften die Werberatsmitglieder als erniedrigend ein: Im Rahmen einer Strandszene war neben einer Flasche des beworbenen Produkts dominant die Rückansicht eines weiblichen Models im String abgebildet, der Text: „Das kommt gut.“ Der Werberat teilte auch in diesem Fall die Kritik aus der Bevölkerung, der weibliche Torso mit fast nacktem Gesäß im Vordergrund werde lediglich als Eyecatcher benutzt und erwecke den Eindruck der sexuellen Verfügbarkeit des Models. Verstärkt werde dies durch den Claim „Das kommt gut." Zunächst zeigte sich die Brauerei uneinsichtig, erklärte sich dann aber bereit, von der Verwendung des beanstandeten Motivs in Zusammenhang mit einem anstehenden Sommergewinnspiel abzusehen. Das Unternehmen konnte sich jedoch nicht dazu durchringen, auf die Plakatwerbung komplett zu verzichten und wollte vereinzelte Schaltungen im regionalen Bereich nicht ausschließen. "Auch wenn das Unternehmen sich in gewissem Maße einsichtig zeigte, müssen wir öffentlich rügen. Nur teilweise dem Votum des Werberats Folge zu leisten, reicht nicht aus", erklärte Julia Busse, Geschäftsführerin der Selbstkontrolleinrichtung.

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Autorin / Autor: Redaktion /Pressemitteilung - Stand: 25. August 2014