Scepter of Blood. Kuss der dunkelsten Nacht (Scepter of Blood 1)

Autorin: Lexy v. Golden

Sóley lebt in einem abgeschiedenen Dorf, in dem es Sitte ist, alljährlich zur Sommersonnenwende ein Mädchen zwischen 13 und 19 Jahren dem Dämonengott zu opfern, damit dieser die übrigen Bewohner verschont. Nach der Wahl wird die Unglückliche an ein Holzkreuz am Rande des Ortes gebunden, wo sie ihrem Schicksal allein und hilflos entgegensehen muss.
Als das Los Sóley trifft, ist sie zutiefst erschüttert. Doch mithilfe ihrer besten Freundin Layla, ihres Freundes Nelio und eines abtrünnigen Gardisten des Königs schafft sie es, in den nahegelegenen Wald zu fliehen.
Chester, wie der Gardist sich nennt, ist ihr von Anfang an nicht geheuer. Gleichzeitig fühlt sie sich jedoch auch merkwürdig von ihm angezogen. Als sie feststellt, dass etwas mit ihr nicht zu stimmen scheint, ist er jedoch der Einzige, der ihr helfen kann. Denn in ihr erwacht etwas. Etwas Altes, Wildes und Gefährliches, das Sóley noch nicht beherrschen kann, mit dem Chester aber mehr als vertraut ist…

Meine Meinung

So. Also. Ich muss mich dieses Mal vorsorglich entschuldigen, denn ich habe durchaus Respekt vor der Autorin und ihrer Leistung, aber ich werde in dieser Buchbesprechung auch schonungslos ehrlich sein. Und ich beginne damit sofort und stelle fest: Ich kann die ganzen positiven Rezensionen, die das Buch erhalten hat, leider überhaupt nicht nachvollziehen. Ich hatte mich eigentlich sehr auf die Geschichte gefreut. Tatsächlich gefielen mir die ersten paar Kapitel auch noch ganz gut, dann allerdings gab es einen Bruch und ich hatte das Gefühl, als hätte plötzlich eine zweite Person das Schreiben übernommen.

Von da an gab es eigentlich kaum ein Kapitel, ja beinahe keine Seite, über die ich mich nicht aufgeregt hätte. Das ist mir in einem solchen Ausmaß tatsächlich noch nie passiert oder ich kann mich zumindest nicht daran erinnern. Der Schreibstil war holprig, meines Erachtens direkt unausgereift und wurde nach einer Weile regelrecht anstrengend. Die Dialoge kamen mir hölzern vor und Logikprobleme gab es auch zuhauf. Beispielsweise erzählt die Protagonistin zu Beginn, sie hätte einen Bruder und sonst nur Schwestern. Ich zitiere: „Ich hatte drei jüngere Schwestern und einen älteren Bruder.“ (S. 18). In einem Gespräch mit Chester behauptet sie dann plötzlich, sie sei mit BRÜDERN aufgewachsen: „Ich bin mit Brüdern aufgewachsen, allerdings…“ (S. 127). Und wie genau sollen zusammengebissene Zähne im gedämpften Schein eines Feuers hell strahlen? Einige Formulierungen waren für mich recht befremdlich. Außerdem sind irgendwie sämtliche Hosen in diesem Buch „schmal geschnitten“ (S. 131-132). Über Rechtschreibfehler kann man meiner Meinung nach eigentlich hinwegsehen, sowas passiert eben, allerdings gab es die für mein Befinden auch häufiger als üblich. Wenn Sätze so anfangen: „Mit einmal Mal“ (S. 148), dann stolpert man beim Lesen leider schon darüber. Auch die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren war für mich nicht greifbar. Wenn es an die „spicy“ Szenen ging, hat das in mir rein gar nichts ausgelöst.
Ebenso empfand ich manche Verhaltensweisen der Figuren als nicht logisch oder nachvollziehbar. ACHTUNG, SPOILER: Sóley tötet Nelio, ihren Freund aus Kindertagen, weil dieser von einem Dämon verletzt wurde und nun droht, selbst einer zu werden. Am nächsten Morgen wird sie wach, erinnert sich daran, ihr Magen verkrampft sich kurz und gleich darauf beschwert sie sich darüber, dass Chester zu nah bei ihr geschlafen hat. Auch ihre beste Freundin Layla schläft sorglos, nachdem Nelio gestorben ist und redet anschließend darüber, dass sie im nächsten Dorf gern in einem riesigen Bett übernachten will. Von Trauer keine Spur. Meinetwegen hätte Nelio auch direkt weggelassen werden können, sein Tod lässt einen ohnehin kalt und seine besten Freundinnen offenbar auch. SPOILER ENDE.
Auch die Welt, in der Sóley lebt und die permanent von Dämonen bedroht ist, hat mir nicht besonders zugesagt. Um aber noch ein gutes Haar an dem Buch zu lassen: Die Umgebungs- und Landschaftsbeschreibungen mochte ich.

Es tut mir immer leid, wenn ich kaum etwas Positives über ein Buch sagen kann, auch weil ich weiß, wieviel Herzblut in den (meisten) Geschichten steckt. Sicher war das hier auch so, aber der Funke ist einfach nicht übergesprungen. Umso besser, dass so viele andere Leute begeistert von der Geschichte waren – mich hat sie leider nicht abgeholt und ich werde mit ziemlicher Sicherheit auch die Fortsetzungen nicht lesen.

*Erschienen bei Carlsen*

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Autorin / Autor: Sarah H. - Stand: 5. April 2023