Reden ist Verrat

Autorin: Wilma Geldorf

Die Niederlande stehen unter deutscher Besatzung und spätestens, als die bei ihnen untergetauchten Jüd_innen abgeholt werden, wird Freddie und ihrer Schwester Truus klar, dass sie etwas tun müssen - und nie darüber reden dürfen.
Denn egal was passiert, die gerade einmal 14-jährige Freddie darf niemandem von den Aktionen erzählen, die sie und Truus zusammen mit einer Gruppe Widerstandskämpfer durchführen. Wer redet, verrät die Gruppe, die sich den Nazis widersetzt und könnte alle in Gefahr bringen.

Wilma Geldorf erzählt hier die wahre Geschichte der jüngsten Widerstandskämpferin der Niederlande. Das Buch ist aus der Ich-Perspektive, aus Freddies Perspektive, geschrieben und nur ein paar Aspekte (wie eine kleine Liebesgeschichte oder die Freundschaft zu einer alten Professorin) wurden von der Autorin erdacht, die grobe Rahmenhandlung entspricht tatsächlich Freddies Leben. Dieses Wissen macht das Buch noch einmal eindrücklicher. Das Vorsatz des Buches ist vorne und hinten mit Fotografien von Freddie, Truus und Hannie Schaft geschmückt, sodass man direkt ein Bild der drei jungen Widerstandskämpferinnen im Kopf hat.

„Reden ist Verrat“ ist in einer klaren Sprache ohne unnötige Schnörkel verfasst. So bekommt man einen intensiven Einblick in die Entbehrungen und die Gefahren, denen sich die Oversteegen Schwestern ausgesetzt sahen. Die verschiedenen Charaktere werden bunt und vielschichtig beschrieben. Einige der Widerstandskämpfer bleiben eher im Hintergrund, von anderen bekommt man einen sehr persönlichen Eindruck. Neben Freddie und Truus spielen noch der Anführer der Gruppe, Frans und die dritte weibliche Widerstandskämpferin, Hannie, eine wichtige Rolle.

Mir hat besonders gut gefallen, von Frauen und Mädchen im Widerstand zu lesen. Dieses Aufzeigen, dass der Widerstand nicht rein männlich war, finde ich wichtig! Freddie und Truus gewinnen schnell an Ansehen in der Truppe und man bekommt den Eindruck, dass sie aufgrund ihres Geschlechts eher zusätzliche Aufgaben übernehmen (sie müssen zum Beispiel mit deutschen Offizieren flirten, um an Informationen zu kommen), die die anderen in der Truppe nicht erledigen können - und keinesfalls weniger oder unwichtigere Aufgaben.

Neben der leichten Genderbrille, mit der ich das Buch gelesen habe, fand ich es vor allem spannend, etwas über den Widerstand in den Niederlanden zu lesen, über den ich bis dato nicht sonderlich informiert war. Das Buch schafft es, unterschiedliche historische Sachverhalte und Figuren spielerisch zu beschreiben und so den Wissensschatz der Leser_innen zu erweitern.
Ein spannendes, schön geschriebenes Buch, das einem ganz nebenbei auch noch Wissen vermittelt- Super!

*Erschienen bei Gerstenberg*

Deine Meinung zu diesem Buch?

Autorin / Autor: karla94 - Stand: 03. April 2020