Quote nein danke?

Forscherinnen aus Göttingen und Mannheim fragten Europäer_innen, wie sie zur  Geschlechterquote in Unternehmen stehen und förderten Erstaunliches zu Tage

Fahnen mit Frauenzeichen

Trotz jahrelanger Bemühungen, die Spitzengremien der Wirtschaft weiblicher zu besetzen, bleibt der Anteil der Frauen in den Vorständen börsennotierter Unternehmen weiterhin einstellig: 2019 sind nur 8,7 Prozent der Vorstandsposten der 160 größten deutschen Unternehmen von Frauen besetzt. In Deutschland wurde deshalb 2016 eine gesetzliche Geschlechterquote zumindest für Aufsichtsräte eingeführt, die aber damals wie heute immer noch in Politik und Bevölkerung umstritten ist. Forscherinnen der Universitäten Göttingen und Mannheim haben sich nun mal angeschaut, ob diese Ablehnung auch in anderen europäischen Ländern zu finden ist oder ob es Länder gibt, die mehr Offenheit für die Geschlechterquote zeigen.

Dazu werteten Prof. Dr. Céline Teney vom Institut für Soziologie der Universität Göttingen und Prof. Dr. Katja Möhring von der Universität Mannheim Daten des Eurobarometers aus dem Jahr 2011 aus und untersuchten sie auf länder- und geschlechtsspezifische Unterschiede in der EU. Dabei stellten sie fest, dass die Zustimmung zur Geschlechterquote in den europäischen Mitgliedsstaaten sehr unterschiedlich ausfällt.

*Zypern, Portugal und Malta sind am ehesten für die Quote*
Am meisten Zustimmung zur Quote findet sich bei der Bevölkerung in Zypern, Portugal und Malta. Die geringste Unterstützung lässt sich dagegen in Deutschland, Schweden und Dänemark finden. Darüber hinaus variiert auch der Abstand in der Zustimmung zwischen Frauen und Männern von Land zu Land. Das Paradoxe daran: Zwar unterstützt die Bevölkerung in Ländern, in denen es schon gesetzliche Quoten gibt, grundsätzlich eher die Idee, jedoch zeigen sich Widesprüchlichkeiten zwischen der Unterstützung der Geschlechterquote und der tatsächlichen Geschlechtergerechtigkeit. Je höher die formelle Gleichstellung der Geschlechter im Hinblick auf ökonomische, politische und soziale Aspekte in einem Land ist, desto niedriger fällt die Zustimmung für eine Geschlechterquote aus.

„Diese Ergebnisse geben Hinweise auf einen Backlash: Umso mehr Gleichberechtigung von Frauen und Männern in einem Land bereits erreicht ist, desto weniger Unterstützung erhalten gleichstellungspolitische Maßnahmen wie die Geschlechterquote", erläutert Teney.

Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Comparative European Politics erschienen.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 6. Dezember 2019