Der Alltag der 16-jährigen Bri besteht aus Reimen und Beats, denn sie hat einen ganz bestimmten Traum: Sie will eine berühmte Rapperin werden. Ihrem verstorbenen Vater ist der große Durchbruch nie gelungen, dennoch ist er eine geheime Rap-Legende, sodass Bri sich anstrengen muss, um da mitzuhalten. Dann verliert ihre Mutter unerwartet ihren Job und sie wissen plötzlich nicht mehr, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen. Um ihre Familie vor der drohenden Obdachlosigkeit zu bewahren, kann Bri also nicht darauf warten, dass ihr Traum irgendwann in der Zukunft wahr wird, sondern muss jetzt sofort aktiv werden …

Meine Meinung zum Buch

On The Come Up ist der zweite Roman der Autorin von "The Hate U Give" und mindestens genauso fesselnd wie ihr großartiges Erstlingswerk, wenn auch vollkommen anders. Angie Thomas geht darin erneut auf wichtige Themen, darunter Rassismus, Armut sowie den respektvollen Umgang mit anderen Menschen ein, die allgemein viel zu wenig Beachtung finden, und baut diese geschickt in die Handlung ein, ohne den Unterhaltungsfaktor dabei aus den Augen zu verlieren. Sie versteht es, die Geschichte mit humorvollen Szenen aufzulockern und so einen guten Ausgleich zu besonders emotionalen Momenten zu schaffen.

Bri ist eine starke und sehr besondere Protagonistin, die vermutlich nicht jeder Leser mögen wird, weil sie zugleich ziemlich komplex, launisch und zugegebenermaßen nicht ganz einfach ist. Sie ist impulsiv und wütend, spricht manchmal Dinge aus, ohne vorher darüber nachzudenken, sie stellt sich Konflikten eher als ihnen aus dem Weg zu gehen, und manchmal stößt sie sogar diejenigen von sich, die ihr am nächsten sind. Doch sie hat ihre Gründe dafür, nachvollziehbare Gründe, denn im Grunde liegt ihr ihre Familie sehr am Herzen und sie lässt sich nicht unterkriegen. Das mochte ich persönlich sehr an ihr.

Da Bri eine berühmte Rapperin werden will, spielt Musik – insbesondere Hip Hop – eine große Rolle in dem Buch, und die Autorin lässt uns in Form von Bris Songtexten an ihrem Talent teilhaben: wunderbare Texte über Sexismus und Doppelmoral, die einen zum Nachdenken anregen. Etwas problematisch finde ich es allerdings, dass diese Songtexte ausschließlich auf Englisch enthalten sind. Mir ist natürlich klar, dass sich solche Texte nur schwer übersetzen lassen und ich finde es prinzipiell gut, dass die Originaltexte abgedruckt wurden. Ich hätte es aber besser gefunden, wenn man – ob nun als Fußnote oder irgendwo am Ende – irgendeine Form von Übersetzung mitgeliefert hätte, da man nicht erwarten kann, dass jeder Leser perfekt Englisch spricht und es doch schade ist, wenn dem Leser ein so wichtiger Bestandteil der Geschichte entgeht.

Neben den schwierigen Themen, die Angie Thomas glücklicherweise nicht scheut, beleuchtet das Buch außerdem auch eine Vielzahl zwischenmenschlicher Beziehungen, insbesondere natürlich die nicht ganz einfachen Beziehungen von Bri zu ihrer Familie und ihren Freunden. Darunter mischt sich am Rande auch eine zarte Liebesgeschichte, die das Herz eines jeden Romantikers höher schlagen lässt.

*Fazit*
On The Come Up ist vielleicht anders als The Hate U Give, aber keineswegs schwächer oder weniger mitreißend. Angie Thomas hat damit ein weiteres Mal ihr Talent unter Beweis gestellt, wichtige Themen auf spannende Weise zu behandeln und macht dadurch umso neugieriger auf ihr nächstes Werk.

*Erschienen bei cbj*