Odeville - Phoenix

Musik - CD

CD-Cover

Odeville, gegr. 2006, war ursprünglich eine Hardrock-Band mit entsprechender Lautstärke, die man stellenweise auch auf ihrem neuesten Album "Phoenix", das 2005 produziert wurde und im Januar d. J. herauskam, wiederfindet.

Die niedersächsische Band aus Stade gewann 2007 den local heroes Wettbewerb auf dem inzwischen bekannten Deichbrandfestival, ebenso wie danach das Bundesfinale.
Zum Leidwesen ihrer anfänglichen, kleinen Fangemeinde vollzog sich mit einer personellen Neubesetzung auch ein Stil- und Sprachwandel bei den fünf Jungs der Band, die aktuell aus Hauke Horeis (Sänger), Tim Sinclair (Bass), David Bergert (Gitarre), Sascha Gotthard (Schlagzeug) und Martin Dörr besteht.
Im Gegensatz zu ihren ersten drei Alben (bis zur CD "I am A Tourist"), wo sie noch auf Englisch sangen, surfen sie nun auf der deutschen Song-Welle seit ihrem vierten Album (2012: "Heimat"), und das mit stetig wachsendem Erfolg. Natürlich schielen sie neben dem Erfolg mittels weichgespülter Musik und Texten auch auf die Kohle und die Möglichkeit, die ihnen diese bietet: Professionell Musik machen und gut davon leben können ("mehr als 50 bis 100 zahlende Leute"). Leider, so muss ich sagen, verschließt sich mir bei so manchem Songtext ein dahinterliegender, tieferer Sinn: Was will der Autor uns damit sagen? Und wirkt so manche Phrase zu pathetisch und platt bzw. abgekupfert und damit abgedroschen ("Ich bin dein, Du bist mein" - buaah! - erinnert an die schwülstigen MA-Minnesänger-Texte). Doch die CD besticht im Großen und ganzen durch viele musikalische Highlights, die als Ohrwürmer zurück bleiben ("Geh mit mir..."). Schmacht. Das Lied "Leuchtreklamepoesie" (und nicht nur das) erinnert an die Lieder von Revolverheld oder der kroatischen Popgruppe "Crvena Jabuka" (zu deutsch "Roter Apfel"), die ebenfalls ihren Fokus auf zwischenmenschliche Beziehungen, v.a. Liebeslieder, in ihren Liedern legen. Besonders gefallen mir Track 2, v.a. 7 (bis auf das Finger-Geschnipse und Geklatsche am Ende!), 8 (hier v.a. die schöne zarte Stimme von Angelina Kamp, die auch in den anderen Songs mehr in den Vordergrund gerückt gehört hätte (gleiches gilt für Track 11) sowie 10 (hier besonders der Gitarrenanfang) und 11.

Neben Gitarre, Bass und Schlagzeug ist es v.a. das Klavier, das den Liedern eine schöne Atmosphäre einhaucht. In Lied 5 hat der Sänger wohl nicht viel mitzuteilen, sodass durch zu häufige Satzwiederholungen die Geduld des Zuhörers arg strapaziert wird ("Flieg hinaus, mein mutiges Herz"). Es klingt hier, wie an manch anderer Stelle, als ob dem Texter nicht immer genug und Tiefsinniges eingefallen wäre und man dann einfach zum Stilmittel der Wiederholung gegriffen hat.

Doch Wachsen ist ein Prozess, der dauern kann. Im Fall Odeville satte 10 Jahre. Aber es hat sich gelohnt, die Fünf werden immer besser: Nach der CD "Heimat" kamen "Helion" (2014) und nun 2016 "Phoenix", und zwar unter keinem geringeren Produzenten als dem für Revolverheld, was man ihr auch anhört. Seit März 2015 wurde an dem Album mit Arne Neurand gefeilt. Doch nicht nur textlich und gesangstechnisch wurde an der EP gefeilt: Man scharte ein Künstler-Kollektiv von über 30 (!) Künstler (aus der Foto- und Filmbranche aus Hamburg und Berlin), um gemeinsam mit ihnen (letztlich zeichneten 12 dafür verantwortlich) Cover, Songbook und Inlay des Albums zu kreieren. So spiegeln die Fotos ebenso wie die Musikvideos zu den 11 Tracks nicht nur die Stimmung und Atmosphäre der Lieder wieder, sondern lassen die Stadt in neuem Licht erscheinen, mit dem Fokus auf schöne Aus- und Einblicke. Dies war das Ziel des Albums, das daher auch den entsprechenden Vogel als Namensgeber trägt.

Fazit: Auch wenn sie bereits so lange am Werkeln sind: An ihrem endgültigen Ziel sind sie zwar noch nicht angelangt (von Bourani-Größe weit entfernt), aber auf dem besten Weg dahin: Hauke sollte noch gesanglich an seiner Stimme feilen, Duette die Frauenstimme mehr herausstellen, die Texte mehr Logik und Tiefgang entwickeln bzw. besitzen, weniger Wort- und v.a. Satz-Wiederholungen, und alles leiser und gefühlvoller werden. Weniger Lautstärke und mehr Musik, die unter die Haut geht. Dann kann der echte Erfolg kommen!

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Autorin / Autor: roswita - Stand: 9. März 2016