Occupy Barbie?

Barbie-Dreamhouse in Berlin eröffnet - das finden nicht alle toll

Nicht überall willkommen: Barbie und ihr pinker Hofstaat

An ihr spalten sich die Geister: die unmöglich dünne, ewig strahlende, immer gleiche rosaglitzernde Erfolgspuppe Barbie. Sie hat Generationen von Mädchenherzen vom Prinzessinnenleben träumen lassen und Feministinnen in die Verzweiflung getrieben. Und sie schafft es immer wieder in die Schlagzeilen: weil sie zu dünn ist und Mädchen in die Magersucht treibt, weil sie sexistisch und rassistisch ist, weil sie plötzlich berufstätig wird und voll emanzipiert daherkommen möchte, weil sie Kopftuch trägt, weil es sie auch als Angela Merkel gibt. Und jetzt, weil sie ein gigantisches Haus in Berlin bezieht: das Barbie Dreamhouse.

Die temporäre Ausstellung auf 2.500 Quadratmetern, die die Barbiewelt mit all ihren pinken Facetten in Lebensgröße präsentiert, gewährt "noch nie dagewesene Einblicke" in die heile Welt "der bekanntesten Puppe der Welt", wie Hersteller Mattel auf seiner Website die Plastikwelt anspreist. Fans können dort "über die Küche [...] bis hin zum begehbaren Kleiderschrank" alle Bereiche bewundern, die der Frau im Barbieuniversium offenbar die liebsten Orte sind.
Während so manch rosagewandetes Grundschulkind nun vielleicht ins Schwärmen gerät, regt sich Widerstand gegen die pinke Hölle in Lebensgröße. Eine eigens eingerichtete Occupy Barbie-Dreamhouse-Gruppe auf facebook rief zu einer Demonstration am Eröffnungstag auf. Schon im Vorfeld wurden von einer Aktionsgruppe Flyer mit einer Kampfansage gegen das Dreamhouse verteilt: "Wir wollen nicht, dass junge Mädchen bereits im Grundschulalter sexistischer Propaganda ausgesetzt werden" heißt es da. Schließlich sieht das Dreamhouse lediglich klischeehafte Beschäftigungen für junge Mädchen vor: backen, schminken, sich schön machen oder Popstar spielen. Rund 300 DemonstrantInnen folgten den Veranstaltern zufolge dem Aufruf, die außerdem vielerorts mit verunstalteten Barbies (Schnurrbart, Hornbrille & Co) auf sich aufmerksam machten.

Der CDU-Bundestagskandidat für den Wahlkreis Mitte, Philipp Lengsfeld, hat die Kritik Medienberichten zufolge hingegen als "spießige Kleingeistigkeit radikaler Linker" abgekanzelt und freut sich stattdessen lieber, dass die Weltmarke Mattel den Menschen eine solche Attraktion bietet.
Ach, Mattell, das bringt uns gleich auf eine tolle neue Markt-Idee: Wählerpuppen! Und die flotten pinken Blondinen im Dreamhaus hinter ihrem Herd beim Kuchenbacken, das dürfen dann herzlich gerne die CDU-Barbies sein ;-).

Wie verunzierst du deine Barbie? Bildbeispiele sind willkommen!

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 17. Mai 2013