Nichts wird wie vorher sein

Autorin:  Sera Milano
Übersetzt von Birgit Schmitz

Das Ambereve-Festival ist eine jährliche Attraktion in einem kleinen Ort in England. Jedes Jahr findet es auf der gleichen Wiese statt, es wird die gleiche Setlist gespielt und immer endet es mit einem Feuerwerk. Doch dieses Mal mischen sich noch andere laute Geräusche in das Knallen des Feuerwerks, die in kürzester Zeit wilde Panik auslösen – Schüsse. Maskierte Männer fangen an, wahllos auf die Festivalbesucher zu schießen. Unter diesen Besuchern sind fünf junge Leute, die den fürchterlichen Anschlag zwar überleben werden, dann aber mit den grauenhaften Konsequenzen leben müssen.

„Nichts wird wie vorher sein“ von Sera Milano ist ein unglaubliches Buch. Fesselnd, berührend, aufwühlend, toll geschrieben – und mutmachend.

Die fünf Jugendlichen Peaches, Joe, Ellie, Violet und Mai erzählen nach dem schrecklichen (fiktiven) Anschlag davon, wie sie diesen er- und überlebt haben. Man weiß zwar von Anfang an, dass keiner von ihnen sterben wird, trotzdem bangt man in jeder Sekunde mit ihnen um ihr Leben, denn die Ereignisse werden chronologisch erzählt, sodass man stets mitfiebert. Es hat mir sehr gefallen, wie das Buch aufgezogen war. Die fünf kommen immer abwechselnd, aber in unterschiedlicher Reihenfolge zu Wort, je nachdem, wer wann was erlebt hat. Dabei kann die Figur jeweils vielleicht nur einen Satz sagen oder aber auch mehrere Seiten mit ihren Erzählungen füllen. Man folgt ihnen über das Festivalgelände, erlebt mit, wie sie die Situation zu begreifen versuchen, von ihren Lieben getrennt werden, wie sie sich verstecken, Verbündete finden, sich zur Wehr setzen oder verletzt werden. Es war ergreifend zu sehen, wie jeder von ihnen trotz der Todesangst noch versucht hat, anderen Menschen zu helfen und es zerreißt einem fast das Herz, wenn sie von denen erzählen, die sie kannten und die aus verschiedenen Gründen nicht überlebt haben.

Während der gesamten Handlung liegt der Fokus immer auf den fünf Erzählenden, nur ab und an werden Aussagen von anderen Leuten, wie etwa Polizisten, eingestreut. Die Täter werden eigentlich nur beiläufig erwähnt und erst recht nicht näher charakterisiert. Ob man die Gründe für ihre Tat erfährt, möchte ich an dieser Stelle nicht offenlegen, aber es hat mir sehr zugesagt, dass es in diesem Buch um die Überlebenden (und teilweise auch um die Verstorbenen) ging und nicht um die Täter.

Das Buch hat einem vor Augen geführt, dass jederzeit überall alles passieren kann. Dass selbst ein Anschlag in einer Kleinstadt auf einem unscheinbaren Festival nicht ausgeschlossen ist. Wie man damit umgehen möchte, ist einem natürlich selbst überlassen, doch ich finde, dieses Buch bestärkt einen enorm darin, sich von der Angst vor solchen Ereignissen (die mittlerweile ja leider sehr berechtigt ist), nicht unterkriegen zu lassen.

Obwohl die Protagonisten alle dem Tod so nah waren, sagen sie „Ja“ zum Leben. Und das ist wirklich verdammt ermutigend. Also, lest dieses Buch, denn es tritt dem Terrorismus in seiner ganzen großen Sinnlosigkeit ordentlich in den Hintern!

*Erschienen bei Carlsen*

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Autorin / Autor: Sarah H. - Stand: 19. August 2022