MUTplaner

Autorin: Radikale Töchter

Viele von uns kennen es vermutlich: Ende des Jahres nimmt man sich vor, die eigenen Werte mehr in den Fokus zu setzen und verstärkt danach zu leben, vielleicht auch politisch aktiver zu sein. Und plötzlich ist schon die erste Woche des Februars um und der Enthusiasmus hat einen starken Dämpfer versetzt bekommen.

Kein Wunder, Aktivismus und politisch sein, ist nicht gerade ein kleines Feld und bietet viele verschiedene Optionen, von denen bestimmt nicht jede zu allen von uns passt. Und das ist auch in Ordnung. Nicht jede:r von uns muss sich auf eine Straße kleben oder Demonstrationen zur neuen Wochenendbeschäftigung auswählen. Es gibt ganz verschiedene Arten, aktiv zu werden. Überhaupt aktiv zu werden, ist das Mantra der Macher:innen des MUTplaners, den Radikalen Töchter: „Dir ist klar, dass kein Schaumbad der Welt die gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit lösen kann, dass nur Deine Stimme und Dein Handeln einen Unterschied machen können.“ 

Ich finde diese Aussage erst einmal ganz schön groß und nicht ganz unproblematisch. Klar, dass politisches Desinteresse schwierig ist, leuchtet mir ein. Schließlich ist es ein Privileg und viele Menschen können es sich gar nicht leisten, nicht politisch zu sein. Dennoch störe ich mich an Aussagen, die die Verantwortung komplett auf das Individuum verlagern. Und auf solchen Aussagen ist der MUTplaner, zumindest in meinen Augen, ein Stück weit aufgebaut. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, bekommt aber auch die andere Seite des MUTplaners zu sehen. Und das ist eine durchaus gewinnbringende, ermutigende Seite. Denn der MUTplaner kann eine Motivations- und Inspirationsquelle darstellen. Wer eigene Werte tracken und vielleicht auch ausbauen möchte, ist hier an der richtigen Adresse.

Das gelbe Buch mit den großen Lettern M-U-T habe ich zunächst für einen Kalender gehalten. Tatsächlich handelt es sich aber eher um eine Art Tagebuch oder Journal. Die sind gerade groß im Trend. Entweder handelt es sich dabei um Tagebücher, die Menschen selbst gestalten und in denen sie Tag für Tag wiederkommende Fragen beantworten, oder es sind gekaufte Exemplare, die je einen eigenen Schwerpunkt setzen. Parallelen zwischen dem Mutplaner und anderen Journals oder Achtsamkeitsplanern sind also nicht unbedingt verwunderlich (obwohl Parallelen zu dem Aufbau des Kalenders „Ein guter Plan“ schon sehr auffällig sind, bis hin zu den Stickerbögen, die beide Bücher enthalten). Und mit 25 Euro ist das Journal zwar nicht unbedingt ein Schnäppchen, fällt aber auch nicht aus der Reihe. Der Fokus des MUTplaners auf die Bewusstmachung und dadurch Stärkung des eigenen Aktivismus ist aber ziemlich einzigartig.

Als Nutzer:in des Planers durchläuft man verschiedene Schritte. Nach einer Erklärung zu dem Planer folgt ein Check-In Teil, in dem die Nutzer:innen herausfinden können, welche Werte ihnen am wichtigsten sind und definieren, wie sie genau diese Werte stärken wollen. Anschließend folgt der Reflexionsteil, in dem die Nutzer:innen ihre eigenen Aktionen festhalten und diese reflektieren können und dabei immer wieder einen Bezug zu den von ihnen festgehaltenen Werten herstellen können. Zwischendurch gibt es hier und da Texteinschübe von den Radikalen Töchtern, etwa zu den Themen Angst oder aktuelle Katastrophen, also Dingen, die Wut in einem auslösen. Wie diese Wut in Mut verwandelt werden kann, dabei soll dieses Journal helfen.

Da der Planer ohne eingetrage Daten verkauft wird, können die Nutzer:innen selbst entscheiden, wann sie damit beginnen und dann ein Jahr lang ihre Gewohnheiten und Aktivitäten im Bereich Aktivismus nachverfolgen und so einerseits erkennen, welche ihnen wichtig sind und andererseits, wie sie genau die stärken können.

*Erschienen bei den Radikalen Töchtern*

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Autorin / Autor: Johanna94 - Stand: 8. Februar 2023